Wir verließen unser Hotel und 8:30 und starteten unser Besichtigungsprogramm:
1.) Kaiserkanal in Wuxi (8:55-9:10): Da Wuxi eine Station auf dem Kaiserkanal ist, durchschneidet dieser die Altstadt nahezu zentral. In der Moderne hat man für den stark angewachsenen Frachtverkehr jedoch eine Umführung gebaut, so dass die alte Trasse nur noch für den "Anliegerverkehr" verwendet wird. Wir fuhren ins Stadtzentrum und ließen die alten Anrainerhäuser und Rundbrücken auf uns wirken
2.) Kommune für Seidenraupen- und Süßwasserperlenzucht (11:05-11:35): Am südlichen Stadtrand kann eine Kommune besichtigt werden, die sich speziell der Seidenraupen- und Süßwasserperlenzucht widmet. In deren Ausstellungsraum erfuhren wir etliches über den kurzen Lebensweg der Seidenraupe entweder zum Kokon oder zum Schwärmer. Hier begegneten wir nur Raupen, die durch Maulbeerblätter ernährt werden und den zarten weißen Seidenfaden produzieren, werden die Raupen jedoch mit Rizinus oder Eichenblättern gefüttert, liefern sie festere, beige-gelbe Seidenfäden. Aufschlußreich waren auch die Ausführungen über Süßwassermuscheln, in denen die Perlen gezüchtet werden: In eine Muschel wird etwas Fleisch von einer anderen eingepflanzt, das perlenförmig abgekapselt wird. Also hat die Süßwasserperle eine Hornsubstanz, im Gegensatz zur Salzwasserperle deren Kern ein Sandkorn ist. Selbstverständlich konnten auch wieder Produkte erworben werden, und eine solche Süwasserperlenkette ist ja auch ganz nett.
3.) Erste Seidenspinnerei und Markt (9:20-10:.20): Um etwas von dem urwüchsigen treiben der Altstadt zu sehen, wanderten wir im Stadtzentrum zur bedeutendsten und größten Seidenspinnerei Wuxis (Erwerb eines roten Seidentops) und über den angrenzenden Freimarkt.
4.) "Garten des Ergötzens" (10:35-11:00): Der Jitang-Garten wurde in der Ming-Zeit angelegt und diente als Vorbild für den Garten der "Harmonischen Geselligkeit", den die Kaiserin Cexi zu Beginn dieses Jahrhunderts im Sommerpalast-Areal zu Beijing hat anlegen lassen. Wir durchstreiften die herrliche Anlage und führten uns dabei noch mal die hohe Gartenbaukunst Chinas vor Augen. Von Ferne grüßte uns eine Song-zeitliche Pagode auf dem Hui-Berg, die zu einem altehrwürdigen buddhistischen Kloster gehört.
Im Anschluß an dieses Besichtigungsprogramm bekamen wir im Restaurant des Vergnügungsparks am Taihu-See nahe dem Hubin-Hotel unser dürftiges Mittagessen (12:45-13:45)
Vom Vergnügungspark aus wurden wir zum Gästehaus der Regierung unterhalb des Taihu-Hotels gebracht, wo an einer besonderen Anlegestelle unser Schnellboot für die Überquerung des Sees lag. Herr Shen begleitete uns auch noch auf dieser Strecke und verlieh uns die Sicherheit, am anderen Ende in gute Hände zu kommen.
Das Boot legte um 13:00 ab und stach in See. Je weiter wir Richtung Süden gelangten, desto diesiger wurde die Luft. So konnten wir leider keine Insel klar sehen, geschweige denn ein Ufer der 2000 qkm großen Wasserfläche. Als wir nach knapp 62 km das Südufer des Taihu-Sees erreichten, führte uns eine Wasserstraße als Teil des Kaiserkanals nach Huizhou, wo wir um 15:45 in einen wartenden Bus umstiegen. Hier begrüßte uns unser Ortsbegleiter für Hangzhou, Her Yü, auch er hatte einen Praktikanten bei sich, der zwar den gleichen Namen trug, aber nicht mit ihm verwandt war und der Busfahrer Zheng, die die Aufgabe hatten, uns auf dem Landweg die 98 km nach Hangzhou zu bringen.
Als wir die Fahrt um 16:10 begannen, ahnten wir nicht, dass wir für diese Strecke drei Stunden brauchen sollten, zumal die Straße zunächst in einem tadellosen Zustand war. Doch nach etwa 30 km stellte sich heraus, dass sich deren mittlerer Teil im Bau befand, dort war nur Schrittempo möglich. Wir durchfuhren eine wunderschöne Landschaft. Zu beiden Seiten der Straße erhoben sich bewaldete Berge, auf den Hügeln waren Teeplantagen angelegt. In den Tälern lagen Reisfelder und Gemüsebeete. Zu unserem Kummer gesellte sich zum stark bewölkten Himmel bald auch heftiger Regen, der uns bis Hangzhou treu blieb. So erreichten wir Hangzhou, das wegen seiner landschaftlichen Schönheit und herrlichen Parkanlagen "Himmel auf Erden" genannt wird, bei Monsunwetter. Um 19:10 betraten wir das für uns bestimmte Wanghu ("Seeblick")-Hotel und freuten uns über seine gepflegte Atmosphäre. Unser Abendessen nahmen wir ab 20:00 ein, und da eine Runde um den Block wegen des schlechten Wetters nicht möglich war, traf man sich im Coffee-Shop.
Während der Fahrt erzählte uns Herr Yü einiges über die Bedeutung Hangzhous in Vergangenheit und Gegenwart. Mögen frühe Siedlungen auf dem Boden des heutigen Hangzhou auch schon lange zurückreichen, ins Rampenlicht der Geschichte rückte der Ort erst im
7. Jh., als die Herrscher der Sui-Dynastie (581-618) den Kaiserkanal bis hierher führten, um direkten Anschluß an deren Landwirtschaftskapazitäten zu gewinnen. Eine Zeit größter Blüte erlebte Hangzhou im 12. Jh., als die Machthaber der Südlichen Song-Dynastie ihre Hauptstadt aus dem unsicheren Norden südlich des Yangze verlegten und Künstler und Gelehrte in ihrem Gefolge mitbrachten. Die damals geschaffenen Parks in und um den malerischen Westsee verliehen der Stadt ein derart einmaliges Gepräge, dass sie ihren Ruf als "schönste Stadt Chinas" bis in die jüngste Vergangenheit beibehielt. Dazu kam, dass der Reisanbau und die Seidenproduktion ihr einen unermeßlichen Reichtum schenkten
Dem konnten die kritischen Zeiten des Taiping-Aufstandes Mitte des 19. Jahrhunderts und der japanischen Besetzung in den 30-iger Jahren keinen Abbruch tun. Als Hauptstadt der Provinz Hejiang ist Hangzhou in der Moderne wieder aufgeblüht und Heimat von 1,2 Mill. Einwohnern (6800.000) im Stadtbereich.
Das Hotel verließen wir um 9:00, um unser Besichtigungsprogramm zu starten.
1.) Lingyin-Kloster ("Verborgens Heiliges Kloster"); (9:15-10:45): Das Kloster liegt in einer weitläufigen Parklandschft und wird durch eine Schlucht mit vielen Skulpturnischen und Reliefs in der Felswand erreicht. Da das Wetter regnerisch war, konnten wir die Schönheit der Schlucht und des Tempels allerdings nur ahnen. Wir studierten zunächst einige Reliefs am Schluchteingang. Hier ist vor allem jenes hervorzuheben, das den Einzug des Buddhismus nach China und hierher beschreibt, indem es auf die beiden Schimmel Bezug nimmt, auf denen die ersten Missionare nach Luoyang ritten. Wir gingen dann weiter zum Tempel Lingyin, dessen Gebäude nach dem Taiping-Aufstand im letzten Jahrhundert rekonstruiert wurden. In der Himmelskönige- Halle bestaunten wir die riesigen Sandelholzfiguren , die einen Milofu-Maitreia auf dem Zentralaltar mit feinstem Schnitzwerk umstehen. Über einen Hof gelangten wir dann zur 33,6 m hohen Bethalle mit dem Namen "Schatzhalle der großen Helden", auf deren ebenfalls mit Schnitzwerk verzierten Altar eine überdimensionale Buddhafigur in Lehrpose sitzt, die Rückwand der Buddha-Figur bietet die Holzskulptur des auf einem Fisch aus dem Wasser emporsteigenden und von vielen Heiligen umrahmten Guanyin-Bodhisattwas. Die Lehrhalle ist zerstört, von ihr ist nur noch der gemauerte Sockel sichtbar. Auf dem Rückweg nützten wir die Gelegenheit, die Nischen-Skulpturen und Reliefs in der Felswand zu besuchen, die über einen in den Fels gehauenen Hohlweg zu erreichen sind.
2.) Botanischer Garten (10:55-11:10): Unser Besuch hier galt dem Bonsai-Park, in dem die urchinesische Kunst der Penjing-Kultur in schönen Beispielen belegt ist.
3.) Jade-Quelle (11:20-11:40): Zu dem weitläufigen Botanischen Garten gehört auch die Jadequelle an deren eingefaßten und von Gebäuden umstandenen Teich sich ein Heer von riesigen, weil wohlgenährten Goldfischen tummelt.
Nach dem Mittagessen hatten wir bis 15:00 frei, dann erwartete uns eine Bootsfahrt auf dem Xihu-"West"-See (15:30-16:25). Unsere Freude an dieser Unternehmung war allerdings durch einen immer heftiger werdenden Regen getrübt.
Vom Hotel aus fuhren wir an der Uferstraße um das Nordende und die Westlängsseite des 5,6 qkm großen Sees herum und bestiegen an der Anlegestelle des Huagang-Parks am Sudi-Deich ein Ausflugsboot, das uns in langsamer Fahrt die Schönheiten des Sees vor Augen führen sollte.
Unser erstes Ziel war die Xiao Yingzhou-Insel, deren von einer rund angelegten Uferbefestigung eingefaßten See wir auf dem Zickzacksteg überquerten (15:40-16:00). Auf der anderen Seite wartete das Ausflugsboot auf uns und brachte uns während eines Platzregens an der Zhonggsahn-Gongyuan-Insel vorbei, auf der in der Song-Zeit der Kaiserpalast gestanden hatte, zur Anlegestelle unter dem mondänen Hangzhou-Shangrila-Hotel.
Wegen des heftigen Regens blieben wir noch etwas auf dem Boot und entschlossen uns dann zur direkten Rückkehr zum Hotel. Es erschien uns unmöglich bei diesem Wetter weitere Besichtigungen durchzuführen.
Spezialitätenessen (18:30-20:30): Um die sagenhaft hohe Kochkunst von Hangzhou kennenzulernen, baten wir Herrn Yü, für uns in einem geeigneten Restaurant ein Spezialitätenessen zu arrangieren. Er tat dies bereitwillig und brachte uns in das Louwou-Restaurant am Westende der Residenz-Insel. Hier bezogen wir einen kleineren Raum, in dem unseren beiden Tische gerade Platz hatten, und bekamen folgende, z.T äußerst Hangzou-typische Gerichte vorgesetzt: 8 kalte Spezialitäten als Vorspeise, "Bettler"-Hähnchen, süßsaurer Westseefisch, Hummer, Mandarinente, Fischsuppe, Dong-bo-Fleisch, Aal, Huhn mit Sojasprossen, Obst im Zuckermantel, Suppe mit "Gemüse" aus dem Westsee, 2 Süßspeisen, kalte Lotuskernsuppe und Obst als Nachtisch. Außer unserem Reiseleiter schmeckte es allen überhaupt nicht, was aber der Stimmung keinen Abbruch tat, wir waren alle etwas angealbert.
letzte Änderung: 27.11.2019 · Copyright © 2003 - 2024 by Angelika Rosenzweig