Nach einer ziemlich unruhigen Nacht, packten wir unseren Kram ein, ließen aber die Taschen noch im Hotel stehen und gingen ins Bharat um einen Kaffee zu trinken. Nun erfuhren wir, dass der Boss keine Fahrkarten für uns hatte, und Wolfgang fuhr mit ihm auf dem Gepäckträger des Fahrrades zum Hotel, um dort beim Barkeeper Buskarten für den Nachtbus besorgen zu lassen, dieser versprach auch eine Reservierung vornehmen zu lassen.
Dann machten wir uns auf zum Restaurant und Hotel "Tina" bei dem wir am Vorabend (angelockt durch das Schild "Terrassen-Restaurant", was sich als baustelliger Balkon erwies) Lobster bestellt hatten. Der Lobster war köstlich, das Bier dazu wurde allerdings zu schnell warm. Nach unserem Frühstück/Mittagessen gingen wir noch mal zum Strandtempel, wo nun wesentlich mehr Betrieb war, denn es standen etliche Busse dort mit denen massenweise indische Touristen angekommen waren. Als sie merkten, dass wir fotografierten, wollten wieder alle mit aufs Bild.
Am Strand entlang gingen wir zurück zum Hotel, kühlten uns dort noch einmal im Pool ab und durften zum umziehen noch mal unser Zimmer benutzen und bekamen sogar frische Handtücher.
Zum Busbahnhof fuhren wir mit dem Hotelbus und standen dann dumm in der Gegend herum. Der Bus sollte um halb sieben kommen, aber weder Bus noch Barkeeper tauchten auf und wir dachten schon, er hätte uns vergessen. Aber kurz darauf kam er angeradelt und dann kam auch gleich darauf der Bus, sein Kumpel hatte uns die erste Reihe frei gehalten, dort hatte man ganz gut Platz für das Gepäck.
Um 18:45 fuhr der Bus dann los. Da es sich um einen Expressbus handelte, hielt er nicht allzu oft. Aber die Fahrt war doch eine ziemliche Tortur, die Sitze das übliche Kunstleder und völlig durchgesessen, die indischen Straßen sind auch nicht die besten, die Fahrweise der indischen Busfahrer ist nicht gerade die sanfteste . Hindernisse tauchten plötzlich im Dunkeln auf und genauso plötzlich wurde ihnen ausgewichen, entgegen kommende Fahrzeuge mit Licht wurden zwar früher wahrgenommen, aber aus mir unbekannten Gründen wurde bis zum letzten Moment in der Mitte der Strasse aufeinander zugehalten, um dann ruckartig auszuweichen und im halsbrecherischen Tempo möglichst knapp aneinander vorbeizurasen. An Schlaf im Bus war überhaupt nicht zu denken, und so kamen wir ziemlich gerädert um 2:00 nachts in Trichy an. Wir fuhren mit einer Motorrikscha zum Hotel Sangam, das der Barkeeper uns empfohlen hatte.
Wir schliefen nach der anstrengenden Nachtfahrt natürlich etwas länger und nahmen gegen 13:00 ein kombiniertes Mittagessen/Frühstück zu uns, Wolfgang Fisch und ich ein vegetarisches Thali mit Reis und vielen kleinen Näpfen mit interessant schmeckenden Soßen, Gemüsen und Brühen.
Mit dem normalen Bus fuhren wir nach Srirangam um den Tempel zu besichtigen.
Auf einer Insel im Cauvery liegt der Ranganathaswami-Tempel, der zwischen dem 13. Jahrhundert unter den Pandyas und dem 17. Jahrhundert unter Tirumala Nayak von Madurai zu seiner gigantischen Größe von etwa 900 * 700 m ausgebaut wurde. Bei dieser Anlage ist das von einem goldenen Dach gekrönte Heiligtum von sieben ineinander geschachtelten Mauerrechtecken mit nach außen höher werdenden Gopurams umgeben. Tirumalas Traum von einem 90 m hohen Rajagopuram konnte zu seiner Zeit nicht verwirklicht werden. Inzwischen hat sich ein reicher Stifter gefunden und Ende der 70er Jahre wurde mit dem Bau eines riesigen Turmes begonnen, der 1985 mit einer Höhe von 70 m beendet wurde.
Die äußeren Umfassungsmauern umschließen Basare und Wohnhäuser des Dorfes. Innerhalb der vierten Mauer liegt die 1000-Pferde-Halle (sind aber in Wirklichkeit nur etwas über 900), und dieser vorgelagert der sogenannte Pferdehof mit sehr schönen Karyatidenplastiken sich aufbäumender Pferde.
In einem der Vorhöfe sprach uns ein junger Mann an, und meinte er wolle nur sein Englisch üben, wobei er wirklich sehr gut und vor allem deutlich und verständlich sprach. Es war natürlich ein Guide, der uns erst auf das Dach führte, wo man einen guten Überblick über die Gesamtanlage hatte. Er führte uns durch die Tempelanlage, erklärte uns die zehn Inkarnationen Vishnus und erzählte uns auch interessante Kleinigkeiten. Am Schluss war er allerdings etwas sauer, weil ihm wohl unser Trinkgeld zu mickrig war. Wir fuhren dann mit dem Bus zurück zum Zentrum von Trichy und bummelten durch die belebte Altstadt mit vielen Geschäften. Mit einer Motorrikscha ging's zurück zum Hotel.
Wir frühstückten um halb elf im Hotel und machten uns dann auf den Weg zum Bahnhof und fuhren mit dem Zug nach Thanjavur, Gott sei Dank nur 1,5 Stunden, viel länger hätte ich es auf den harten Holzbänken nicht ausgehalten, der Zug hatte nämlich nur eine 2. Klasse.
Thanjavur wirkte etwas verschlafen und wir liefen mehrmals hin und her bevor wir das Tourist-Office fanden. Eine freundliche Frau empfahl uns erst mal den Park, weil es für den Tempel in der Mittagshitze zu heiß sei, dann den Tempel und dann den Palast.
Thanjavur auch Tanjore genannt war die alte Hauptstadt der Chola Könige. Ihre Anfänge gehen bis in die Frühzeit des Christentums zurück. Herausragende Persönlichkeit der Chola Könige waren Raja Raja I (985 - 1014 n. Chr.) und sein Sohn Rajendra I (1012 - 1044) n. Chr.). Raja war verantwortlich für die Entstehung des Brihadesvara Tempels von Thanjavur, heute die bedeutendste Sehenswürdigkeit der Stadt. Unter ihrer Herrschaft erreichte die drawidische Kultur ihren Höhepunkt. Die Tempel, Forts und Paläste von Thanjavur sind hervorragende Beispiele dieser kulturellen Entwicklung.
Die notwendigen finanziellen Mittel für den Bau der vielen Denkmäler bekamen die Chola Könige aus den Erträgen, die sie durch den Reisanbau erzielten. Die Gegend um Thanjavur ist fruchtbar und noch heute die Kornkammer Südindiens. Später erhöhten sich die Einnahmen noch um die Beträge, die man aus der Kontrolle des Handels zwischen China und Indien zog.
Der Park war ein ziemlich kleiner, etwas verwahrloster Vergnügungspark, in dem nur ein paar Leute an der Getränkebude Pause machten.
Der Brihadesvara-Tempel ist längst nicht so groß wie Srirangam und recht übersichtlich. Er ist aber so ausgefallen und einmalig, dass man trotzdem einige Tage in ihm verbringen könnte und trotzdem das Gefühl hat, noch nicht alles gesehen zu haben. Die Kuppel des 63 m hohen Tempels ist aus einem Granitblock geschaffen. Ihr Gewicht schätzt man auf 81 Tonnen. Um diesen Bauteil an Ort uns Stelle zu bekommen, baute man eine 6 km lange Rampe und zog die Kuppel hinauf. Man bediente sich als derselben Technik, die man den Ägyptern beim Bau der Pyramiden zuschreibt. Im Heiligtum des Tempels steht ein großer Shiva-Lingam, jedoch ist es nur für Hindus zugänglich. Man verstand damals viel vom Erstellen solcher monumentalen Denkmäler aus Monolithen. Auch vor dem Eingang zum inneren Hof steht ein Werk, das Bewunderung verdient. Das ist ein Nandi, Shivas Bulle, Reittier und Gefährte. Auch er wurde aus einem einzigen Felsblock gehauen und ist die zweitgrößte Darstellung eines Nandi in ganz Indien.
Als nächsten Besichtigungspunk hatten wir noch den Palast und fuhren mit einer Fahrradrikscha dorthin, Motorrikschas gab es offensichtlich nicht. Das weitläufige Palastgebäude mit großen Korridoren, geräumigen Hallen, Beobachtungsräumen und schattigen Innenhöfen inmitten der Altstadt wurde im ersten Bauabschnitt von den Nayaks von Madurai erbaut (1550) und später von den Marathen vollendet. Einiges davon ist zerfallen doch der Hauptteil steht noch, aber es wirkte alles ziemlich vergammelt.
Vom Palast aus ließen wir uns durch den immer noch verschlafen wirkenden Ort zum Busbahnhof fahren, an dem wenigstens einiges Leben herrschte. Den Bus nach Trichy zu finden, war gar nicht so einfach, denn die Schilder an den Bussen sind nur in Tamil geschrieben, für uns also völlig unlesbar. Nach vielen Fragen ist es uns dann doch gelungen, den richtigen Bus zu finden. Die Busfahrt zog sich etwas in die Länge, weil wegen der Dunkelheit auch nicht mehr viel zu sehen war.
Als wir im Hotel ankamen, waren draußen auf dem Rasen Tische aufgestellt und man konnte dort essen, was wir auch taten. Ich hatte ein köstliches Tandori Chicken.
letzte Änderung: 27.11.2019 · Copyright © 2003 - 2024 by Angelika Rosenzweig