Der Flieger nach Frankfurt ging pünktlich um 18:30 und kam genauso pünktlich an, allerdings nicht am Flugsteig B, wo sonst immer die Berliner ankommen, sondern Flugsteig A irgendwas.
Der Fußmarsch nach B war schon etwas länger und ich suchte dann den Schalter zum Einchecken und fand ihn nach längerem Herumirren auch. Im Duty Free Shop kaufte ich einen reichlich teueren Skylight Filter für's Tele und Blitzlicht Batterien, das hätte ich in Berlin billiger bekommen.
Die Duty Free Shops machten langsam zu, es war inzwischen fast 21:00, und alles wirkte etwas öde. Ich musste beim Einsteigen noch meine Tasche identifizieren und bis 22:40 waren tatsächlich alle im Flugzeug und es konnte losgehen. Der Service bei Air India ist mit Singapur Airlines nicht zu vergleichen, aber das Essen war ganz gut. Ein bisschen gelang es uns auch zu schlafen.
Die letzten Stunden der Fliegerei zogen sich wieder etwas in die Länge, aber wir waren pünktlich in Delhi und dann auch in Bombay. Das Warten auf das Gepäck war wieder etwas nervig und unsere Taschen waren mit die letzten.
Die Zollabfertigung verlief völlig reibungslos. Nachdem wir etwas Geld getauscht hatten, machten wir uns auf die Suche nach dem Bus zum Domestic Airport, denn im International war nichts los und wir dachten vielleicht sei das im Domestic besser. Draußen war es ganz schön warm, so was wie 35° im Schatten. So gegen 15:00 kamen wir dann nach heißer Busfahrt am Domestic Airport an, aber da war auch nichts los.
Die Indian Airlines nach Madras flog pünktlich um 17:40, Ankunft in Madras um 19:20. Als Imbiss gab es eine Art Rösti, sehr lecker. In Madras dauerte es wieder ewig bis unsere Taschen kamen, mein rotes Erkennungstuch war mal wieder weg, die Inder lieben offensichtlich rote Tücher.
Wir fuhren dann mit dem Taxi auf gut Glück zum Hotel New Victoria und bekamen auch ein Zimmer. Abgesehen von der baustelligen Empfangshalle ein nettes Hotel, fast direkt am Bahnhof Egmore. Wir machten noch eine kleine Runde um den Block, aber es war nur direkt am Bahnhof was los, etwas weiter weg war Totentanz.
Madras: Indiens viertgrößte Stadt und Hauptstadt von Tamil Nadu ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie schön eine indische Stadt sein kann, wenn sie nicht so überbevölkert ist wie die meisten indischen Städte. Die Einwohner von Madras sind eifrig darauf bedacht, sich die Kultur der Tamilen zu erhalten. Natürlich gibt es auch Slums und Bettler wie in anderen indischen Städten, aber sie sind weniger aufdringlich und seltener. Was die Stadt aber auch so reizvoll erscheinen lässt, ist ihre Lage am Golf von Bengalen. Die Nähe des Meeres sorgt stets für eine erfrischende Brise, und der Strand bietet den Einwohnern genügend Platz, wo man sich gern zum abendlichen Bummel trifft.
Wir haben bis halb 9 geschlafen, aber ich war trotzdem noch müde. Nach dem Frühstück (typisch "indisch": lauwarme fettige Eier, matschiger Toast, ranzige Butter und grässlich süße Marmelade), wollten wir uns auf den Weg zum Tourist Office machen um dort um 14:00 an der Stadtrundfahrt teilzunehmen, aber uns quatschte ein Taxifahrer an und bot uns die Rundfahrt für 100 Rs an (25 Rs pro Person mit dem Tourist Office Bus). Das erschien uns reell und so nahmen wir das Angebot an.
Wir fuhren zuerst die endlos lange Anna Salai entlang und hielten kurz am Mahatma-Gandhi-Gedenk-Amphitheater. Ziemlich neu und nicht sonderlich beeindruckend, aber mit schönen schattigen Ecken. Dann ging es weiter durch das Brahmanen-Viertel, recht gute Wohngegend mit schönen Häusern, dann über eine Brücke mit Fotohalt und Blick auf Waschplatz.
Unser nächstes Ziel war der Kapaleeshwara Tempel. Dieser alte Shiva Tempel steht im Süden der Stadt im Stadtteil Mylapore. Er hat einen typischen drawidischen Gopuram. Wem keine Zeit bleibt für die berühmten Tempelstädte von Tamil Nadu, der sollte sich diesen Tempel unbedingt ansehen. Nicht-Hindus dürfen nur bis in den Vorhof gehen. Am Tempel herrschte größeres Gewimmel, der Chauffeur sprach von einem Tempelfest. Als Wolfgang ca. 20 bis 30 Kinder durch Verteilen von Bonbons um sich versammelt hatte, scheuchte uns der Fahrer weiter, er glaubte wir hätten den Kindern Geld gegeben.
Es ging weiter zum Parathasarathy-Tempel. Dieser Tempel ist dem Gott Krishna geweiht. Er stammt aus dem 8. Jahrhundert und damit aus der Zeit der Pallavas. Im 16. Jahrhundert ließen ihn die Vijayanagar Könige restaurieren. Hier war absolut nichts los, nur ein paar Kinder und schlafende Leute im Vorhof des Tempels. In den Tempel selbst durften wir auch wieder nur einen Blick werfen, ihn aber nicht betreten. Was man so sehen konnte vermittelte eher den Eindruck einer Rumpelkammer als den eines Tempels.
Wir fuhren weiter zur St. Thomas Kathedrale. Unweit des Tempels und am Südende der South Beach Road, dicht am Ufer, steht diese römisch-katholische Kirche. In ihr sollen die Gebeine vom Apostel Thomas begraben sein. Laut Überlieferung hat der Jünger nach der Kreuzigung Christi die weite Reise in den Osten angetreten um zu missionieren und starb in Mylapore den Märtyrertod. Die Kirche wurde 1504 von den Portugiesen erbaut und später, 1893 stilgerecht erneuert. Die Kirche hatte geschlossen und wir liefen einmal um sie herum und genossen den kühlen Luftzug, der durch die offenen, aber vergitterten Fenster der Kirche wehte.
Vorbei an allen möglichen Universitätsgebäuden (getrennt nach Männlein und Weiblein) fuhren wir zum Fort St. George.
Das Fort wurde 1653 von der britischen East India Company gebaut, später allerdings durch Umbauten stark verändert. Heute sind darin das Sekretariat und das Parlament untergebracht. Das Fort wurde im Sturmschritt durcheilt und es erschien mir auch nicht sonderlich sehenswert. Das Museum im Fort hatte leider geschlossen, soll aber sehr sehenswert sein. Ganz eindrucksvoll war die Kirche St. Mary. Sie stammt aus den Jahren 1678-1680 und war die erste englische Kirche in Indien. In ihr gibt es Relikte, die an Robert Clive erinnern. Er wurde in dieser Kirche 1753 getraut. Außerdem liegen in der Kirche sehr viele Grabtafeln aus der Kolonialzeit, sehr alt sind die meisten Engländer in den Kolonien nicht geworden.
Unser Fahrer hatte es jetzt sehr eilig, er fand die Tour für 100 Rs offensichtlich lang genug und fuhr uns zum Hotel zurück.
Im Hotel sattelte ich auf kleines Gepäck um, Handtasche und kleiner Fotoapparat, und wir gingen zum Bahnhof Egmore, wo ich einen Fahrplan der Southern Railway erstand. Mit einer Motorrikscha ging's dann zum GPO, ein schönes altes Postamt, wo man sich in die Kolonialzeit zurückversetzt fühlte. Wir schlenderten dann durch die abendliche Altstadt mit netten Straßen und Gassen, wo alles verkauft wird, was man sich denken kann. Die Straßen waren wahnsinnig voll und so verzettelten wir uns ein wenig in den kleineren Straßen, kamen mehrmals durch eine Straße, in der nichts als Zwiebeln verkauft wurden, dementsprechend roch es da auch. Irgendwann erreichten wir auch wieder eine größere Straße mit Verkehrschaos, Straßenhändlern, richtigen Läden, Menschenmassen und alles erdenkliche zu verkaufen.
Wir aßen im Hotel zu Abend, nach Schlummertrunk im Permit Room ging's dann ins Bett.
letzte Änderung: 27.11.2019 · Copyright © 2003 - 2024 by Angelika Rosenzweig