Unser Zug fuhr um 6:25 und um 6 Uhr trieben wir uns schon am Bahnhof rum. Wir fuhren 1. Klasse und zuerst stieg ein einzelner Mann zu uns ins Abteil und dann noch eine Familie bestehend aus einem Mann, zwei Frauen und zwei Kindern, die sich alle recht breit machten. Uns plagte der Hunger und der Durst und die Fahrt bis 14:15 nach Quilon zog sich endlos in die Länge.
Der nächste Zug nach Trivandrum von Quilon fuhr erst um 17:00 und der Bahnhof lud eigentlich nicht zum Verweilen ein. Also brachen wir zum Busbahnhof auf und der Bus nach Trivandrum fuhr uns vor der Nase weg. Ich versuchte rauszukriegen, wann und wo der nächste Bus fuhr, aber die Leute waren alle furchtbar unfreundlich und standen mit schlecht gelaunten Gesichtern um uns herum. Kerala empfing uns nicht gerade besonders nett und wir hatten ein bisschen Sehnsucht nach den freundlichen Tamilen. Um kurz nach drei kam dann endlich ein Bus und alle stürzten auf den Eingang zu und drängelten wie die Verrückten. Es war nur gut, dass der Bus leer ankam, sonst hätten wir noch mit den Leuten zu tun gehabt, die aus dem Bus raus wollten. Während der Fahrt fing es fürchterlich an zu schütten, und bei strömendem Regen kamen wir in Trivandrum an.
Im Hotelführer hatte ich das Hotel Mascot rausgesucht, das ein umgebauter Palast sein sollte. Das Zimmer war zwar ganz nett, aber der Service war miserabel und das Restaurant war auch schlecht. Und all das war auch noch wahnsinnig teuer. Außerdem war die Umgebung des Hotels absolut tote Gegend, was wir bei einer kleinen Runde um den Block feststellen mussten.
Nachdem nun das Frühstück im Hotel auch noch schlecht war, beschlossen wir Trivandrum den Rücken zu kehren und nach Kovalam überzusiedeln. Neben dem Mascot Hotel war gleich das Indian Airlines Büro und so buchten wir völlig problemlos unsere Flüge Cochin - Bangalore und Bangalore Bombay.
Wir fuhren dann mit einem Taxi nach Kovalam und zogen ins Hotel Raja mit einem riesengroßen schönen Zimmer und einer großen schattigen Terrasse.
Wir bekamen noch ein etwas verspätetes Mittagessen Tunafish mit Gemüse, der Fisch war noch ganz gut, aber das Gemüse hatten sie versucht europäisch zuzubereiten und es schmeckte nach nichts.
Der Speisesaal hatte die Gemütlichkeit einer Bahnhofswartehalle, was man nach dem schönen Zimmer gar nicht erwartete. Wir machten einen Spaziergang zum Strand, der nur mit völlig bekleideten Spaziergängern bevölkert war, was wir aber der spätnachmittäglichen Stunde zuschrieben. Der Sonnenuntergang wäre uns beinahe verregnet und wir mussten uns eine Weile unter einem Sonnenschirm unterstellen. Den Abend verbrachten wir Kartenschreibenderweise auf der Terrasse.
Nach Ausschlafen und einem schönen späten Frühstück auf der Terrasse machten wir uns auf den Weg ins teure Hotel Kovalam um Geld zu tauschen, was uns bei einer sehr unfreundlichen Bankfrau gelang, sie tat gerade so als sei es eine Gnade uns Geld zu geben. Das Hotel Kovalam liegt sehr schön in einem großen sehr gepflegten Park. Aber die Atmosphäre war wie in allen diesen Luxushotels nicht besonders.
Dann beschlossen wir das Strandleben Kovalams zu genießen und holten unsere Handtücher und Badesachen. Auf dem Weg zum Strand kauften wir noch Mangos und Ananas. Das Wasser lud sehr zum Baden ein, was wir dann auch taten. Das Wasser war wirklich herrlich und wir genossen die Wellen.
Ein paar Leute blieben stehen und schauten uns zu und ich dachte mir erst mal nichts dabei, aber als sich die Menschenmenge auf ca. 60 Leute erhöht hatte, die sich in lockerem Halbkreis versammelten, kicherten und sogar Fotoapparate zückten, verging uns etwas die Freude am Baden, wir zogen uns hinter die Steine zurück und die gaffende Menge löste sich langsam auf. Erst jetzt fiel uns auf, wir hätten statt zu flüchten lieber auch den Fotoapparat holen und unsererseits die Gaffer fotografieren sollen.
Unseren Durst löschten wir mit den köstlichen Mangos und der Ananas. Als es schon fast dunkel wurde, gelang es uns noch ein unbeobachtetes Bad zu nehmen.
Im Indien Handbuch ist das Restaurant Prangam empfohlen, in dem es köstlichen Knoblauchfisch geben sollte und wir machten uns danach auf die Suche, fanden es auch ein Stück den Berg rauf. Es war absolut nichts los und außerdem gab's nur Huhn, also gingen wir doch ins Hotel zurück und aßen dort zu Abend, was auch gut schmeckte, denn dieses Mal war's nicht europäisch sondern indisch, ein ziemlich scharfes Vegetable Curry.
Nach dem Frühstück auf der Terrasse gingen wir dieses Mal zum hinteren Teil des Strandes, weil wir dort am Vortag ein paar Weiße gesehen hatten und hofften dort den Gaffern nicht ganz so ausgesetzt zu sein. Allzu viel war am Strand nicht los und so fanden wir auch einen unbesetzten schattenspendenden Sonnenschirm. Drei Obstverkäuferinnen gesellten sich ab und zu uns, wollten uns irgendwann dann doch nichts mehr verkaufen.
Einem Strandhändler kam mit Stoffen und ein anderer mit bemalten Blättern, die sehr schön waren und von denen wir jede Menge kauften. Die Strandstelle war zum Baden nicht ganz so schön, aber es hielt sich mit den Gaffern in Grenzen, die nur einzeln oder in kleineren Gruppen auf und ab schlenderten und mal hier und mal dort stehen blieben. Der Sonnenuntergang war nur mittelschön, aber auf den Fotos wirkt er toll. Als Abendessen gab es Beef Garlic, sehr köstliches Rindfleisch mit Knoblauch. Den restlichen Abend (bis 1:00) verbrachten wir mit Kartenschreiben und Packen.
letzte Änderung: 27.11.2019 · Copyright © 2003 - 2024 by Angelika Rosenzweig