Spätes Frühstück im Hotel und Abfahrt zum Flughafen. Das Flugzeug flog pünktlich ab, aber wir beinahe nicht. Wir hatten zwar die Ansagen verfolgt, aber Bangalore war nicht so richtig vorgekommen. Schließlich fragte uns ein Uniformierter, ob wir nach Bangalore wollten und scheuchte uns hoch, als wir bestätigten. Wir waren dann wirklich die letzten und hatten dann auch noch die Taschenmesser im Handgepäck, die dann noch in unsere Reisetaschen umgepackt werden mussten, die noch einsam und verlassen am Ausgang standen.
In Bangalore nahmen wir dann eine Motorrikscha zum Bahnhof in Unkenntnis der Entfernung. Die Motorrikscha zottelte durch die Gegend und machte den Eindruck, dass sie jeden Moment auseinander fiele, aber sie hielt durch. Wir dachten mit der Stunde zwischen Flughafen und Bahnhof viel Zeit zu haben, aber durch die lahme Rikscha wurde es dann wahnsinnig knapp.
Wir haben es nur mit Hilfe eines kundigen Trägers geschafft, der uns auch zeigte, wo es Fahrkarten gab Der Zug war in der ersten Klasse sehr schön, aber die Fahrkarten für die erste Klasse konnte man erst im Zug nachlösen. Die Zugfahrt zog sich als es dunkel war ziemlich in die Länge, zumal wir dann auch noch eine halbe Stunde Verspätung hatten.
Das Hotel King's Court in Mysore lag nur einen Fußmarsch von 10 Minuten vom Bahnhof entfernt und wieder schleppte ein Träger im Eilschritt unsere Taschen. Er war auch nicht viel kräftiger als der andere am Bahnhof. Ich wäre schon mit einer Tasche zusammengebrochen.
Das Hotel King's Court in Mysore lag nur einen Fußmarsch von 10 Minuten vom Bahnhof entfernt und wieder schleppte ein Träger im Eilschritt unsere Taschen. Er war auch nicht viel kräftiger als der andere am Bahnhof. Ich wäre schon mit einer Tasche zusammengebrochen.
Das Zimmer war ganz nett, das Restaurant auch hübsch eingerichtet, aber das Essen war auf Touristengeschmack ausgerichtet, also ziemlich schlecht. Unsere Runde um den Block war auch nicht sehr ereignisreich, weil es zu spät und alles schon geschlossen war.
Beim Auspacken musste ich feststellen, dass meine Taschentücher aus dem Seitenfach der Reisetasche verschwunden waren. Wir nahmen an, am Flughafen in Cochin geklaut. Das Hotelfernsehen bescherte uns noch einen ziemlich blöden brutalen Amischinken.
Wir frühstückten im Hotelrestaurant, was offensichtlich nicht üblich war, denn wir waren die einzigen und die Ober taten recht erstaunt, bis dann noch zwei Herren auftauchten, die wie Geschäftsreisende aussahen.
Unser Rundgang durch Mysore führte uns erst zum Handicraft-Center, wo es überwiegend Sandelholz und Schmuck zu kaufen gab. Auf der Suche nach einem kleinen Holzganesha, kamen wir noch in ein paar Läden, aber alles war aus Sandelholz und den Geruch wird man ja jahrelang nicht los.
Auf Umwegen kamen wir zum Palast von Mysore, der doch recht beeindruckend aussah, aber weil Sonntag war herrschte auch großes Gedränge. Als wir nach Schuhabgabe endlich bis zum Eingang vorgedrungen waren, kamen wir zur Taschenkontrolle und mussten wieder zurück, um die Fotoapparate abzugeben, als wir dann ein zweites Mal bis vorne durchgedrungen waren, konnten wir zwar die Taschenkontrolle passieren, blieben aber an der Eintrittskartenkontrolle hängen. Offensichtlich hatten wir einen zufällig offenen Hintereingang erwischt und waren somit nicht am Eintrittskarteschalter vorbeigekommen.
Wolfgang lief zurück um die Karten zu holen, und ich wartete auf einer Treppe und beobachtete die Taschenkontrolleure, die selbst in das kleinste Täschchen reinschauen wollten und mindesten ein Viertel der Leute musste wegen der Fotoapparate umkehren. Als Wolfgang dann mit den Eintrittskarten kam, stand einer Palastbesichtigung nichts mehr im Wege.
Bis zur Unabhängigkeit war Mysore der Sitz des Maharadschas von Mysore, das war damals ein Prinzenstaat, der nun einen guten Teil des heutigen Karnataka ausmacht. Der Märchenpalast des Maharadschas, erbaut im indo-sarazenischen Stil und mit einer Mauer umgeben liegt mitten in der Stadt. Die Silhouette dieses Palastes ist in vielerlei Hinsicht typisch für das, was sich Touristen von der indischen Architektur vorstellen.
Der ehemalige Herrscher wohnt noch immer im hinteren Teil des Palastes. Der Palast wurde 1897 nach einem Brand neu aufgebaut, und dabei wurde in einem Gemisch von Farben und Formen das Beste verein, was die Welt zu bieten hatte: Die großen Fenster wurden in Belgien hergestellt, die Kronleuchter in Venedig und Bremen, das Geschirr in Sevres und die sanitären Einrichtungen in London.
Aber es gibt auch im Lande selbst hergestellte Türen aus ziseliertem Silber, geschnitztem Teakholz und eingelegtem Elfenbein.
Wir verließen den Palast wieder in Richtung Stadt und als wir an einem Stand eine Selter trinken wollten, stellte Wolfgang fest, dass sein Portemonnaie auch nach gründlicher Suche verschwunden blieb. Unser ganzes mühsam gesammeltes Kleingeld. Erst dachten wir, es sei ihm beim Schuhe anziehen am Palast aus der Tasche gefallen und gingen nach längerem Hin und Her über den Sinn und Unsinn des Nachfragens, doch zurück zum Schuhstand, ernteten aber bloß verständnisloses Lächeln und Kopfschütteln.
Trotz des Portemonnaieverlustes leisteten wir uns die Motorrikscha-Fahrt zum Chamunda Hill (1062m hoch) zu dem allerdings auch 1000 Stufen nach oben führen. Oben erwartet den Besucher der Tempel Sri Chamundeswari. Der Tempel ist ein recht großes Bauwerk, allein der Turm über dem Eingang ist 40 m hoch. Man darf sogar als Nicht-Hindu den Tempel betreten und, obwohl mir das Tun und Handeln der Priester und Gläubigen unklar blieb, war es sehr interessant.
Der Rikschafahrer hatte auf uns gewartet und fuhr auf dem Rückweg noch mit uns an dem 5 m hohen Nandi vorbei, der etwa auf 2/3 der Höhe des Berges steht.
Aus dem Indienhandbuch hatten wir die Empfehlung und Adresse des Restaurants Shilpashri. Wir probierten das empfohlenen Chicken Tikka Massala und das kühle Bier und beides war köstlich. Außerdem konnte man draußen auf der Terrasse sitzen.
Da man uns schon den ganzen Tag darauf hingewiesen hatte, dass Sonntag und um 20:00 der Palast erleuchtet sei, gingen wir nach dem Essen wieder zum Palast zurück. Nachdem wir noch fast eine Stunde vor dem Palast auf der Wiese rumgelungert und das bunte Treiben der Menschenmassen beobachtet hatten, wurde die Beleuchtung eingeschaltet. Es war zwar sehr kitschig, aber auch wunderschön anzusehen und wir hatten in der erleuchteten Stunde alle Hände voll zu tun mit Fotografieren, bei dieser Gelegenheit ergab sich auch meine Ernennung zum Stativ.
Im Hotel hatten wir eine Fahrt nach Sravanabelgola, Halebid und Belur gebucht. Der Kleinbus holte uns um 7:00 ab. Außer uns waren noch drei Ehepaare und zwei Frauen mit von der Partie, aber wir waren die einzigen Europäer. Leider kamen wir erst ganz am Ende der Fahrt mit unseren Mitreisenden ins Gespräch.
Gegen 11:00 trafen wir in Sravanabelgola ein, und der Fahrer zeigte auf ein paar Treppen und meinte, dort sollten wir hoch. Es sah gar nicht so schlimm aus, aber als man schon ein Stück erklommen hatte, sah man dass es noch wesentlich höher ging. Wenn ich vorher gewusst hätte, dass es sich um 620 Stufen handelt, hätte ich sicher gestreikt. Aber gegen die indischen Frauen, die wesentlich jünger waren als ich, hatte ich noch eine vergleichbar gute Kondition, obwohl wir schon wussten, was wir getan hatten, als wir endlich oben waren. Strafverschärfend kam hinzu, dass auf dem gesamten Weg nicht ein bisschen Schatten zu finden war und wir keine Schuhe anhatten, denn auch die Treppen gehörten schon zum Tempel.
Sravanabelgola ist eines der ältesten und bedeutendsten Pilgerzentren der Jains und Standort einer 17 m hohen Statue des Lord Bahubali (Gomateshwara). Sie ist aus einem einzigen Felsblock gehauen und soll der größte Monolith der Welt sein. Sie steht auf dem mit 620 Stufen erreichbaren Hügel, dem Indragiri. Die Staue ist bis aus 25 km Entfernung zu sehen, sie wurde während der Herrschaft des Ganga-Königs Rachamalla errichtet. Ihr Schöpfer war der Bildhauer Aristanemi (981 n. Chr.-).
Erst auf dem Weg bergab konnten wir mit mehr Ruhe und Puste die schöne Aussicht genießen. Wieder unten angekommen wurde Soda und Limca feilgeboten, die auch von allen Beteiligten dankbar angenommen wurde.
Wir stiegen wieder in den Bus und hielten an einem typischen vegetarischen Restaurant und teilten uns ein "Meal". Meal ist Mittag- oder Abendessen, ist immer Reis mit Gemüse in verschiedenen kleinen Töpfchen, immer ist ein Töpfchen mit Joghurt dabei. Es schmeckte nicht schlecht, aber wir ließen uns Löffel geben, eigentlich wird die Geschichte mit den Fingern gegessen. Man plempert sich von der einen oder anderen Gemüsesorte und Brühe etwas auf einen Berg Reis, bildet daraus Häufchen oder Bällchen und stopft sie sich in den Mund. Eine ziemlich matschige Angelegenheit, deshalb die Löffel.
Nach dem Essen ging's weiter nach Halebid und wir hatten wieder eine Stunde Zeit, uns umzusehen. Der Tempel in Halebid ist heute nur noch Museum und wird nicht mehr für religiöse Zwecke genutzt. Er stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist Shiva und Parvati geweiht.
Zusammen mit den Tempeln in Somnathpur sind Belur und Halebid wohl die prägnantesten Beispiele für hinduistische Baukunst. Sie sind wirklich phantastisch und können in bezug auf die Skulpturen mit denen in Khajouraho und Konarak konkurrieren. Aber sie halten auch einem Vergleich mit den gotischen Bauten in Europa stand.
Die unzähligen detaillierten Skulpturen am Tempel in Halebid lassen dieses Bauwerk zum bedeutendsten Beispiel der Hoysala-Kunst werden. Das sind buchstäblich jeder Zentimeter der Außenwand und ein teil der Innenwände mit vielen Hindugottheiten bedeckt, aber auch mit Weisen, stilisierten Tieren und Szenen aus dem Leben und der Zeit der Hoysala-Könige. Nicht zwei dieser Figuren sind gleich.
Die Hoysala Tempel sind niedrig und flach und haben nicht so riesige Ausmaße wie die meisten anderen Tempel in Indien. Wo sie aber an Größe zurückstehen, macht die Liebe zum Detail alles wett. Sie wurden aus Speckstein gehauen, der sich relativ einfach bearbeiten lässt. Mit zunehmendem Alter und durch die Luft wird er immer härter.
Die Grünanlage um den Tempel von Halebid ist sehr gepflegt und lud zum Bleiben ein, aber wir mussten weiter nach Belur.
Der Channekeshava Tempel in Belur ist von den drei Hoysala Tempeln der einzige, der noch für religiöse Zwecke genutzt wird, man darf ihn aber als Nicht-Hindu betreten. Gott sei Dank hatte es geregnet und so waren die Steinplatten auf dem Hof des Tempels nicht mehr so glühend heiß. Als einziger besitzt er einen Gopuram im Vijayanagar-Stil, sonst gleicht er in der Ausführung den anderen. Aber bei der Gestaltung wurde mehr Wert auf die Ausarbeitung der Säulen, der Türen und der Fensterstürze gelegt.
Der Fahrer drängelte zur Rückfahrt, verständlich, dass er bei den indischen Straßenverhältnissen nicht in die Dunkelheit kommen wollte. Aber es wurde dann doch bald dunkel und wir waren erst um 19:30 wieder im Hotel. Wir wollten dort nicht essen, aber auch nicht mehr so weit laufen und aßen im Restaurant Punjabi. Nicht sehr sauber und ich hatte ausgesprochen Pech mit meinem Fried Rice mit Mutton, das Fleisch war sehnig und schmeckte tranig.
Nach dem etwas späteren Frühstück ließen wir uns von der Agentur im Hotel ein Taxi besorgen und machten einen Ausflug nach Somnathpur, dem dritten der Hoysala Tempel, ca. 40 km von Mysore entfernt.
Auf der Hinfahrt hatte Wolfgang den Fahrer an einem Fluss, in dem Wasserbüffel und Kinder badeten und Frauen ihre Wäsche wuschen, halten lassen. Natürlich wurde er von sämtlichen Nacktfröschen umringt, denn die Bonbons bewirkten immer, dass sich die Kinder in Windeseile vermehrten.
Der Sri Channaheshara-Tempel stammt von ungefähr 1260 n. Chr.. Die Mauern des sternförmigen Tempels sind übersät mit sehr gut erhaltenen Reliefs. Auch hier gleichen sich keine zwei Skulpturen. Dieser Tempel gefiel mir am allerbesten, vielleicht auch deshalb, weil wir alleine da waren und so lange bleiben konnten, wie wir wollten. Weil es sehr heiß war, durften wir die Schuhe anbehalten und außerdem durften wir noch auf das Dach, von wo man einen guten Ausblick auf die Tempelumgebung hatte. In der Mittagsruhe und -Hitze wirkte alles unheimlich ruhig und friedlich.
Im nahegelegenen Tourist Bungalow tranken wir einen Tee und machten uns dann auf den Rückweg.
Auf der Rückfahrt hielten wir kurz bei einem pflügenden Bauern, der aber als er den Fotoapparat sah, mit seiner Arbeit innehielt und sich in Positur stellte. Dann hielten wir noch in einem kleinen Dorf, Wolfgang verschwand irgendwo in den Gassen und nach kurzer Zeit war das Taxi mit gaffenden und kichernden Leuten umringt. Mir war das etwas unangenehm und ich fühlte mich sehr beobachtet.
Um das unsichere Gefühl los zu werden, zündetet ich mir eine Zigarette an, was sich auch als Fehler herausstellte, denn soviel Zigaretten wie es Leute gab hatte ich auch nicht, also bekamen nur zwei eine.
Wolfgang hatte sich unterwegs beim Gang durch das Dorf auch mit einer Riesenmenge Kindern angefreundet, besonders aber mit einem kleinen Mädchen, dem er nun einen "Pen" geben wollte, was fast eine Prügelei zur Folge hatte. Ob das Mädchen den Stift behalten konnte, steht in den Sternen.
Gegen 15:00 waren wir wieder im Hotel und machten uns auf zu einem Bummel durch Mysore mit Endziel Restaurant Shilpashri. Der Markt in Mysore ist wunderhübsch und ich konnte mich gar nicht satt sehen.
Gegen 18:00 waren wir im Shilpashri, aber wir mussten leider drinnen sitzen, weil es anfing zu regnen, aber das Essen war wieder köstlich. Packende Szenen von 11 Uhr bis nach Mitternacht.
letzte Änderung: 27.11.2019 · Copyright © 2003 - 2024 by Angelika Rosenzweig