Nach spätem Frühstück Aufbruch zum Busbahnhof mit "unserem" Taxifahrer. Mit Hilfe des Gepäckträgers fanden wir den Bus nach Mahabalipuram (Mamallapuram) und stiegen ein.
Ab und zu kam einem der Gedanke, ob der Bus überhaupt fährt, aber nach ca. einer Stunde, gegen 13:00 ging es dann endlich los. Der Busfahrer hatte wohl nur so lange gewartet, bis der Bus richtig voll war (für unsere Verhältnis überfüllt). Nach zweieinhalbstündiger Fahrt (für 60 km!), kamen wir in Mahabalipuram an. Eine Motorradrikscha brachte uns zum Hotel Temple Bay Beach Resort, das wir uns ausgesucht hatten, weil dort Cottages zu vermieten waren. Cottages gab es nicht mehr, nur noch teure Zimmer.
Wir blieben aber trotzdem, was sich hinterher als klug herausstellte, weil das Zimmer mit einem riesigen schattigen Balkon sehr schön war, das Hotel einen herrlichen Garten mit Swimming Pool hatte und außerdem das dem Ort am nächsten gelegene Hotel war.
Wir brachen noch zu einem Spaziergang am Strand entlang zum Strandtempel auf, wobei ich mir beim Wassertreten einen nassen Rock holte. Wir kamen an dem Fischerdorf vorbei, wo mehrere Hölzer am Strand lagen, manche davon zusammen gebunden.
Es handelte sich um Katamarane. Katamaran ist die englische Verballhornung des Tamil-Wortes Katumaran, des Oberbegriffs für alle jenen Boote, die aus den an den Enden leicht gekurvten und aneinander gebundenen Holzstämmen (maran) bestehen. An der Coromandelküste, wo die Monsunwinde heftig und die Brandung das ganze Jahr über stark ist, herrscht ein eher floßartiger Katamaran vor, bei dem je nach Art der verwendeten Netze zwischen drei und sieben Stämme aneinandergefügt werden.
Dabei sind der oder die mittleren Stämme am längsten (zwischen 3 und 9 Metern). Nach dem Fang wird der Katamaran am Strand wieder zerlegt und erst beim nächsten Fischzug je nach Erfordernissen des Tages zusammengesetzt.
Nicht mehr weit vom Fischerdorf entfernt kamen wir zum Strandtempel, der sehr schön im späten Nachmittagslicht lag. Die Reliefs am Strandtempel sind leider vom Meer und Wind ziemlich mitgenommen, aber aus einiger Entfernung ist er wunderschön. Erbaut wurden die Strandtempel im 7. Jahrhundert und sind Beispiele für die Endphase der Pallwa-Kunst. Der Rückweg kam mir kürzer vor als der Hinweg, und dann lockte uns ein Bad im Pool. Es war zwar lauwarm, aber trotzdem erfrischend. Das Abendessen im Hotel war nicht sehr bemerkenswert, mein Huhn mit Reis schmeckte eher indonesisch als indisch. Die Karte schien mir sowieso mehr auf europäische Touristen zugeschnitten zu sein.
Die Nacht war etwas unruhig, wenn man die Klimaanlage laufen ließ, war es zu laut und zog wie Hechtsuppe, wenn man sie ausmachte, war es zu stickig. Ich versuchte es mit offener Balkontür, aber dann kamen die Mücken. Wir ließen uns das Frühstück um 9:30 auf den Balkon kommen, und machten uns dann auf, ein schattiges Plätzchen im Garten zu finden, und ließen uns unter einem Baum nieder. Zuerst ein Meerbad, das Wasser war herrlich warm, anschließend ein Bad im warmen Pool. Einige junge Inder mit einem jungen Mädchen waren auch zum Baden da, wohnten aber offensichtlich nicht im Hotel. Gegen ein paar Rupies konnte man wohl den Pool benutzen, selbst wenn man nicht im Hotel wohnte.
Gegen 16:00 machten wir uns auf den Weg in den Ort um uns die Felsentempel anzusehen. Ein Führer wollte uns alles zeigen, und er machte es eigentlich auch ganz gut.
Mahabalipuram ist die Wiege der drawidischen Kunst. Diese berühmte Fundstätte ist auch unter dem Namen Mamallapuram bekannt. Die Pallavas zählten im 1.Jahrhundert nach Christus neben den Cholas und den Pandyas im äußersten Süden und den Cheras im heutigen Kerala zu den wichtigsten Völkern Südindiens. Der Aufstieg der Pallavas begann im Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr.., doch erst als 300 Jahre später war ihre Macht im Süden gefestigt. Zentren ihres Kunstschaffens wurden die Hauptstadt Kanchipuram und der Hafen Kadalmallai, der schließlich in Mamallapuram umbenannt wurde.
Auf dem großen Felsen beim heutigen Dorf stand einst die Festung der Pallavas, von der nur noch wenig zu sehen ist, wie etwa die rätselhaft erscheinenden regelmäßig angeordneten Löcher im Stein, die der Verankerung der Mauerblöcke diente.
Geblieben sind allein die noch sehr archaisch anmutenden Höhlentempel. Der Begriff Höhle mag ein wenig irreführend sein, denn beim Anblick der Tempel mit ihren schweren Säulen denkt man eher an Felsnischen. In den späteren Höhlen erhielten die Säulen als Schmuck Lotus und Muschelsymbole, Embleme der Gottheit. Die weitaus meisten Höhlen waren Shiva geweiht, einige wenige auch Vishnu oder Durga. In den etwas später entstandenen Höhlen werden aus den plumpen bei weitem schlankere Säulen, die auf dem Kopf eines Löwen, dem Wappentier der Pallavas, ruht.
Über dem sich an seinem oberen Ende verjüngenden Säulenschaft entfaltet sich ein kompliziert aufgebautes Kapitell. Eine zweite Säulenreihe teile die nun tiefere Vorhalle in zwei gleiche Teile.
Als erstes Werk der Felsenkunst sahen wir auf der Ostwand eines Felsvorsprungs ein Flachrelief, das die Erdenfahrt des Ganges darstellt und als das größte der Welt berühmt ist (27 * 8 m). Dieses Meisterwerk stellt in einer Art Zusammenfassung der Schöpfung ein geordnetes Gewimmel von Tieren dar, von Menschen und phantastischen Geschöpfen, die der Ganga huldigen, dem himmlischen Strom.
Leider lag das Relief völlig im Schatten und wir beschlossen, es am nächsten Morgen in der Sonne liegend zu fotografieren.
Der Führer führte uns dann zur Varaha-Höhle mit vier sehr schönen Reliefs, dann vorbei an Krishnas Butterkugel, eine riesige Steinkugel, die aussieht, als ob sie gleich abstürzt, liegt aber seit Jahrhunderten da. Mir ist nur der Name Butterkugel etwas unverständlich. Dann führte er uns zur Drei-Gesichter-Höhle, die wunderschön in der Sonne lag, und dann über Stock und Stein zur Varaha Höhle I und zum Royaha Gopuram, unvollendet, der mich an die Tempel Balis erinnerte.
Von dort aus hatte man auch einen schönen Blick auf den Ort. Dort verabschiedeten wir unseren Führer und machten uns noch auf eigenen Faust auf den Weg durch die Felsen. Nach einer Pause vor einem der Höhlentempel, stiegen wir ziemlich kreuz und quer wieder ab und machten uns auf den Rückweg zum Hotel.
Schon auf dem Hinweg war uns das "Hexenhäuschen" aufgefallen, ein winziges Häuschen, das sich als Restaurant zu erkennen gab, und wir beschlossen es dort mit dem Abendessen zu probieren. Es war sehr niedlich, mit nettem Kellner und wir probierten Vegetable Biryani, eine größere Menge gekochten Reis mit Gemüse.
Wir "frühstückten" so gegen 13:00 im Restaurant Bharat, unserem Hexenhäuschen, der Kellner gab sich sehr große Mühe und so schmeckte es dann auch besser als sonst ein Frühstück. Der Besitzer des Restaurants war auch gleichzeitig so etwas wie ein Reisebüro und versprach uns Zugfahrkarten für den Zug nach Trichy zu besorgen. Wir machten uns dann auf zum Ganges-Relief, allerdings lag es nun auch nicht mehr in der Sonne, aber geknipst wurde trotzdem, und dann der recht lange und heiße Marsch zu den 5 Rathas (das Problem mit der Mittagshitze).
Die Fünf Rathas: Der König der Pallavas Narasimhavarman gelang es im Jahr 642 Badami, die Hauptstadt der Chalukyas einzunehmen und lernte dort König ihre hochentwickelten Tempelbauten kennen. Die Architekten seines Reiches sollten nun Tempel errichten, die diejenigen seiner Feinde in den Schatten stellten. Geld war reichlich vorhanden, erfahrenen Handwerker brachte der König aus Badami mit. Alles macht den Eindruck einer unter Zeitdruck stehenden Arbeit. Was nicht fertig wurde oder nicht vor den Augen des Königsbestehen konnte, wurde unvollendet liegen gelassen. Es wird nie geklärt werden, ob die fünf Rathas wirklich das Ergebnis eines vom König ausgeschriebenen Architektenwettbewerbs waren. Fest steht, dass die Rathas niemals in Gebrauch waren.
Ihre Proportionen, die sich mehr nach den Naturgegebenheiten des Felsens als nach den Bedürfnissen der Menschen richteten, hätten eine Benutzung gar nicht zugelassen. Vorbilder für die Miniaturtempel wurden die Wohnhäuser des Landes, die Holzschreine sowie die buddhistischen Tempelanlagen. Säulen, Verzierungen und der Firgurenkanon wurden von den Höhlentempeln übernommen.
Auf dem Rückweg erstand ich einen kleinen Stein-Ganesha, die Steinarbeiten an den verschiedenen Ständen waren sehr hübsch.
An einer Bude vor dem Aufstieg zum Olakkanatha-Tempel, der lange als Leuchtturm benutzt wurde, labten wir uns an einer Soda und ein junger Inder wollte uns unbedingt in die Steinmetz-Werkstatt seines Vaters locken, wir konnten ihn aber vertrösten.
Oben vom "Leuchtturm" hatte man einen wunderschönen Blick und durch einen recht kräftigen Wind war es auch ganz gut auszuhalten. Eine indische Familie und eine Gruppe Pilger wollten unbedingt mit uns fotografiert werden und so taten wir ihnen den Gefallen. Wir kletterten noch eine ganze Weile auf den Felsen herum und fanden dann auch einen direkteren Abstieg als am Vortag und kamen fast neben dem großen Relief heraus.
Wir gingen dann noch durch das Fischerdorf bis zum Strand, wo uns zwei Jungen ansprachen und uns erzählten, dass sie Fischer seien und bei den Steinmetzen zur Schule gingen. Das Abendessen nahmen wir im Bharat ein, einen wohlschmeckenden großen Fisch, wobei wir schon die Zubereitung in der sehr primitiven Küche miterleben durften. Beim Schlummertrunk im Hotel bot uns der Barkeeper an, für uns Busfahrkarten für den Bus nach Trichy zu besorgen, aber wir wollten ja mit dem Zug fahren.
letzte Änderung: 27.11.2019 · Copyright © 2003 - 2024 by Angelika Rosenzweig