Morgens gab es kein Wasser, also fiel Duschen, Rasieren und ähnliches aus. Wir frühstückten wieder im Hotel.
Um 10:30 fuhr unser Zug nach Bangalore und mir tat es sehr leid Mysore zu verlassen, denn es hat mir dort sehr gut gefallen.
Von Bangalore ging unser Flieger um 16:30 nach Bombay, Ankunft dort um 18;00 und dann nach einer Stunde Taxifahrt zum Hotel Apollo, Das Zimmer im Apollo war nicht besonders, das Bad grässlich. Offensichtlich hatten Christian und ich damals ein renoviertes Zimmer erwischt.
Bombay: Lumpige zehn Pfund Jahresgebühr waren der britischen Regierung die sieben moskitoverseuchten Inseln, auf denen heute Bombay steht, wert, als sie sie 1668 an die East India Company vermieteten. Heute würde man dafür höchstens ein paar Quadratzentimeter der Straßen Bombays bekommen.
Der Aufstieg der heutigen Hauptstadt Maharashtras vom unbedeutenden Fischerdorf zum Finanz- Handels- und Industriezentrum Indiens erschein tatsächlich so märchenhaft wie einer der 150 abendfüllenden Kinofilme, die jährlich in den Studios von Bombay gedreht werden. Diese glorifizieren das süße Leben in Bombay und locken damit jugendliche Ausreißer und Armuts-Migranten aus allen Ecken des Landes in die Stadt. Bollywood wie Bombay oft scherzhaft genannt wird, hat sich zum Hollywood am Arabischen Meer gemausert.
Darüber hinaus hat die Stadt nicht nur den größten Flughafen, sondern auch den umschlagkräftigsten Hafen des Landes, in dem 50% aller indischen Exportwaren verladen werden. Nebenbei besitzt die Stadt eine der größten Textilindustrien der Welt - auch wenn mittlerweile viele Werke aus Kostengründen aus der Stadt verlegt werden, ein Drittel der gesamten Einkommenssteuern Indiens werden in Bombay erwirtschaftet werden.
Die Silhouette der in den Himmel ragenden Glas- und Betontürme, der Bürogebäude am Nariman Point, dem "Manhatten Bombays" ähnelt mehr und mehr der von Singapur oder Hongkong. Hier regiert das Geld, und viele träumen noch den Traum "Vom Tellerwäscher zum Millionär". Ihre Helden sind nicht mehr Rama, Krishna oder Hanuman, sondern Helden der Kinowelt wie Sha Rukh Khan, Amitabh Bachan oder Sanjay Dutt.
Jedoch treten die Schattenseiten der rücksichtslosen Ellbogengesellschaft immer deutlicher zutage. Während die wenigen Privilegierten in ihren luxuriösen Villen auf dem Malabar Hill die Aussicht auf die Skyline Bombays genießen, fristen gleichzeitig Millionen anderer ein Leben am Existenzminimum, über die Hälfte der Stadtfläche gilt heute schon als Slumgebiet. Zwei Millionen Einwohner verfügen über keine Toilette - die daraus resultierenden hygienischen Verhältnisse lassen sich unschwer erahnen. Hinzu kommt nach Delhi und Kalkutta höchste Luftverschmutzung Indiens, teilweise verursacht durch die in den Außenbezirken angesiedelten Industrieunternehmen. Obwohl Bombay schon jetzt zu einer der dicht besiedeltsten Städte der Erde zählt, strömen nach wie vor täglich Hunderte von Zuwanderern aus dem Hinterland nach Bombay um dort ihr Glück zu machen. Prognosen für das Jahr 2020 sagen eine Bevölkerung von alptraumhaften 25 Millionen voraus.
Das Frühstück nahmen wir, wie im Apollo üblich auf dem Zimmer ein und machten uns dann auf den Weg zu Air India, um unsere Flüge zu bestätigen. Es war wohl ein Missverständnis von mir, dass man ab 72 Stunden vor Rückflug den Flug bestätigen muss, da damals unsere Confirmation in Delhi nicht angekommen war, aber 2 Tage vor Abflug in Bombay geklappt hatte. Außerdem hatte ich bei der Ankunft in Bombay gefragt und auch ab 72 Stunden verstanden.
Aber unser Flug war gestrichen, weil es hieß bis 72 Stunden vorher und jetzt waren es ungefähr 70 Stunden vor Abflug. Somit brachten wir 2 Stunden bei Air India zu und einigten uns darauf, dass man uns anruft und außerdem wollten wir es noch bei Pan Am versuchen gehen. Als wir schon draußen waren, kam uns die Frau aus dem Büro hinterher und wir waren wieder gebucht.
Dann konnten wir endlich unseren Rundgang durch Bombay beginnen. Am Marine Drive entlang, der imponierenden sechsspurigen Küstenstraße. Alle Prachtbauten entlang der Marine Drive stehen auf einer Landmasse, welche erst 1940 künstlich aufgeschüttet wurde. Dann gingen wir weiter zum Churchgate Bahnhof und zum Touristbüro, dann zur Victoria Station, oder Victoria Terminus, dem berühmten Bahnhof von Bombay. Optisch beherrscht wird er vom Victoria Terminus, einem der meistbenutzten und architektonisch beeindruckendsten Bahnhöfe der Erde. Der über und über verzierte braune Sandsteinbau aus dem Jahre 1888 gilt als der schönste Bau viktorianischer Gotik in Indien. Nur knapp 100 Meter östlich des Victoria Terminus schließt sich das nicht minder beeindruckende Hauptpostamt (GPO) an.
Dann ging es weiter zum Crawford Market, wo wir wieder mal den Hintereingang erwischten und durch die Geflügelabteilung mit Schlachterei und bestialischem Gestank mussten. Wir sind dann in den kleinen Straßen herumgelaufen, aber ich habe nichts wiedererkannt. Leider hatten die meisten Geschäfte geschlossen, aber trotzdem haben wir wie doof Seide gekauft.
Wir beschlossen einen Ausflug nach Elephanta zu unternehmen, da wegen der Feiertage viele Geschäfte geschlossen hatten. Die Insel Elephanta liegt etwa 10 km nördlich vom Apollo Bunder. Ihren Ruf verdankt sie den vier aus dem Fels gehauenen Tempeln. Sie sind zugleich Bombays Hauttouristenattraktion. Man nimmt an, dass sie aus den Jahren 450-750 n. Chr. Stammen. Damals hieß die Insel noch Gharapuri, die Festungsstadt. De Portugiesen tauften sie aber in Elephanta um, weil unmittelbar am Landungsplatz ein riesiger Elefant aus Stein stand. Diese Figur stürzte leider 1814 in sich zusammen. Die einzelnen Stücke brachte man in die Victoria Gardens von Bombay und setzte sie 1912 wieder zusammen.
Leider missachteten die Portugiesen andere Religionen auch auf der Insel und beschädigten die Skulpturen in ganz erheblichen Maße. Eine Treppe führt von der Anlegestelle zu den Tempeln. Wer die Mühe des Aufstiegs nicht auf sich nehmen will oder kann, dem stehen Sänften zur Verfügung. In dem einen Haupttempel sind einige Paneele, alle Shiva geweiht, sowie ein separater Lingam Schrein zu sehen.
Zu den interessantesten Paneelen gehört die des Trimurti, des dreiköpfigen Shiva. Mit dieser Darstellung übernimmt er auch die Rolle von Brahma, dem Erschaffer, und von Vishnu, dem Erhalter. In anderen Paneelen erscheint Shiva mit beiden Geschlechtern in einer Person, auf diesen Abbildungen ist eine Seite weiblich und die andere männlich dargestellt.
Ferner finden sich auf Elephanta Figuren von Shiva und seiner Frau Parvati sowie Darstellungen ihrer Hochzeit. In einer anderen Skulptur tanzt Shiva den Tandava, das ist der Tanz, der die Erde erschüttern lässt. Zu den schönsten Paneelen gehört die Darstellung des Ravana, bei der er den Kailasa schüttelt.. Der Dämonenkönig von Lanka hatte sich vorgenommen, Shiva und seine Gefährtin wegzutragen.
Dies sollte dadurch geschehen, dass er ihre Heimat im Himalaya, den Berg Kailasa verschieben wollte. Parvati wurde von einer panischen Angst befallen, als sie das energische Rütteln bemerkte, mit dem der Dämonenkönig den Berg loslösen wollte. Shiva, der alles überblickte, drückte jedoch den Berg gelassen mit einem Zeh fest an die Erde und begrub dabei Ravana für 10.000 Jahre.
Der Erwerb des Boots-Tickets war noch problemlos, aber die Schlange vor der Bootsanlegestelle war erschreckend, denn es war ziemlich heiß. Nach über einer Stunde konnten wir endlich aufs Schiff, die Überfahrt war dann etwas luftiger. Auf der Insel verliefen sich die Menschenmassen einigermaßen. Im gleichen Restaurant wie mit Christian tranken wir ein Bier, aber diesmal waren wir nicht die einzigen Gäste. Außer den zahlenden Gästen trieben sich jede Menge Äffchen herum und jeder, der etwas aß, bekam zusätzlich einen Stock zum Affenvertreiben. Mit dem letzten Schiff um 18:;00 fuhren wir zurück und sind dann noch durch die Straßen beim Apollo Hotel gelaufen.
Das Abendessen im Hotel war diesmal gut. Wegen der Aussicht gingen wir noch in die Apollo-Bar des Taj Hotel, aber es waren nur feingemachte Leute da und die Atmosphäre war ziemlich blöd, Außerdem war es kalt und es gab auch keinen indischen Brandy mehr, sondern nur noch teuren französischen, der nicht mal besonders schmeckte, dafür aber ca. 15 DM kostete. Wir tranken dann doch lieber noch einen in der Bar unseres Hotels und schwatzten mit einem angetrunkenen Seefahrer.
Sonnabend: Totaler Einkaufstag. Als erstes mit noch sauberen Füßen ein paar weiße, sehr schicke Sandalen für umgerechnet 20 DM. Neben vielen Zeugs wurde auch wieder die obligatorische Stofftasche gekauft, um auch alles nach Hause zu bringen.
Sonntag: Eigentlich sollten wir um 8:00 fliegen. Um kurz nach 5 erreichte uns ein Anruf, dass die Maschine erst um 10:30 fliegen sollte, wir trauten dem Frieden aber nicht und fuhren trotzdem um 6:00 los. Am Flughafen erfuhren wir dann, dass es mit der Verspätung seine Richtigkeit hatte und man spendierte uns ein Frühstück. Trotz verfrühten Daseins gab es keine Fensterplätze mehr, also bekamen wir Gang und Mitte. Am Passschalter stellte ich mich viermal an, immer wurde vor meiner Nase zugemacht. Durch die Verspätung wurde ich von Frankfurt nach Berlin auf eine spätere Maschine umgebucht. Trotz der knappen Zeit kam meine Tasche mit.
letzte Änderung: 27.11.2019 · Copyright © 2003 - 2024 by Angelika Rosenzweig