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Reisebericht Südindien 1987 Ernakulam/Cochin

Donnerstag 23.04.1987

Indienkarte Karte mit Cochin am Bahnhof Trivandrum Mit einem Taxi verließen wir Kovalam und kamen um 12:00 am Bahnhof in Trivandrum an. Der Fahrkartenkauf war mal wieder völlig problemlos, der Reiseführer lehrt einem ja das Grausen, aber wir hatten nie Schwierigkeiten mit den Fahrkarten.
Abfahrt mit dem Gauhati Express um 13:00, Ankunft in Ernakulam pünktlich um 17:05.
Die Zugfahrt ging dieses Mal schnell vorüber, die Strecke war auch sehr schön. In Ernakulam zogen wir in das Hotel Grand, war auch ganz nett, tranken noch einen Kaffee, schauten uns den Regen vom Balkon aus an und machten als der Regen nachließ noch eine Runde um den Block und gerieten in eine völlig ausgestorbene Gegend, nachdem wir vergeblich die Durbar Hall gesucht hatten, in der wir für den nächsten Abend eine Kathakali - Aufführung gebucht hatten.
Das Abendessen im Hotel war enttäuschend, kalte ziemlich fade gebratenen Nudeln und Sojasoße hatten sie auch nicht.
Ernakulam ist ein Teil der Stadt Cochin in Kerala. Das moderne Ernakulam liegt auf dem Festland östlich des auf einer Halbinsel gelegenen historischen Zentrums der Stadt (Fort Kochi). Cochin und Ernakulam gehören zur Stadtverwaltung von Cochin (Corporation of Cochin), und bilden den bevölkerungsreichsten Ort von Kerala. Ernakulam ist das wirtschaftliche Zentrum Zentralkeralas, hier finden sich moderne Einrichtungen und neuere Bauten. Mit der höchsten Telefondichte Indiens hat Ernakulam einen Indikator relativ hohen Wohlstands: die Bewohner des Stadtteils verfügen über die höchste Kaufkraft ganz Indiens. Stolz ist man im Distrikt Ernakulam auf die hohe Alphabetisierungsrate von 94 Prozent: das vorbildliche Volksbildungswesen hat vor allem dazu geführt, dass auch Mädchen und Frauen nahezu gleichberechtigt daran teilhaben.

im Zug unterwegs nach Ernakulam im Zug unterwegs nach Ernakulam

Freitag 24.04.1987

Nach dem späten Frühstück um 12:00 (mal keine Eier, sondern recht leckere Sandwiches), fuhren wir mit einer Motorrikscha zum Tourist Büro und mussten leider feststellen, dass es für eine Fahrt in die Backwaters zu spät war, weil sie fünf Stunden dauert. Also setzten wir mit einem Ruderboot nach Cochin über, wobei ich erst sehr skeptisch war, aber es war nicht gefährlich. Wir fanden dann auch die chinesischen Fischernetze, die von jetzt nicht mehr vorhandenen chinesischen Einwanderern hier eingeführt wurden.
Eine recht beeindruckende Konstruktion von feststehenden Netzen, mit denen aber heute nichts mehr gefangen wird.

Chinesische Fischernetze in Cochin Irgendwo in Cochin

Nach einer lauwarmen Selter an einer der Buden, machten wir uns auf den Weg nach Cochins Altstadt, nur fanden wir sie nicht. Es wirkte alles sehr ruhig und kleinstädtisch und fast ausgestorben. Wir liefen uns die Füße platt, immer noch in der Hoffnung ins Geschehen zu kommen, gaben dann aber irgendwann entnervt auf und ließen uns von einer Motorrikscha zur Fähre nach Ernakulam fahren.

Irgendwo in Cochin Kirche St. Francis in Cochin

Das einzig interessante in Cochin war die Kirche St. Francis, in der 1524 Vasco da Gama begraben wurde, 10 Jahre später wurde er aber nach Spanien überführt. Die Grabplatte ist noch vorhanden, aber eigentlich ist darauf nichts mehr zu erkennen. Die Kirche ist heute protestantisch und ganz kurios fand ich noch die hinter dem Altar befindlichen zwei schwarzen Tafeln, eine mit dem Glaubensbekenntnis und eine mit dem Vaterunser, Vergessliche können dort ablesen. Immerhin ist das die älteste Kirche Indiens (1510 erbaut).
Wir mussten uns in Ernakulam schon sputen, damit wir noch rechtzeitig zum Kathakali Tanz kamen. Leider war die Aufführung nur eine sehr kurze Zusammenfassung des Tanzes, eine reine Touristenveranstaltung.

Kathakali, als dessen Vorläufer der in Calicut entwickelte Krishnakali gilt, ist 2000 Jahre alt. Die Themen nimmt dieses Tanzdrama in der Regel aus dem Heldenepos Mahabharata und Ramayana , mitunter wurden auch eigenen Stücke für den Kathakali geschrieben. Die Tradition verlangt, dass die Darbietungen eine ganze Nacht andauern und auf den Tempelhöfen, den Maidans stattfanden.

Kathakali-Tänzer Vorbereitung Kathakali

Für ihren Auftritt legen die Tänzer grotesk wirkende Kostüme und Masken an, die die Szenerie in göttliche Sphären heben sollen. Jedes winzige Detail der Kostümierung steht dabei als Symbol einer göttlichen Kraft: der dreistufige Kopfschmuck für die Götter Brahma, Vishnu und Shiva, Rosetten für die Lotusblume, die selbst ein Symbol der Schöpfung ist, ein auf die Stirn gemaltes Emblem des Gottes Vishnu. Eine grüne Gesichtsfarbe steht für das Gute. Der Tänzer mit dem grünen Gesicht spielt also die Rolle des Helden, der als Frau verkleidete Partner mit dem schwarzen Gesicht den Dämonen.
Nach der Kathakali Aufführung sind wir noch ein bisschen durch die belebten Einkaufsstraßen gebummelt. Diesmal hatte ich mit dem Abendessen im Hotel Glück, köstliche Hühnerleber mit Knoblauch.

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letzte Änderung: 27.11.2019 · Copyright © 2003 - 2024 by Angelika Rosenzweig

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