Unser Taxifahrer war pünktlich um 9 Uhr da, und wir kamen eine Stunde später bereits in Nong Khai an.
Nong Khai liegt am Ufer des Mekong, direkt an der Grenze zu Laos nur 24 km von Vientiane, der Hauptstadt von Laos, entfernt. Über die 1994 eröffnete (erste) Thailändisch-Laotische Freundschaftsbrücke besteht eine Straßenverbindung nach Laos sowie die Bahnstrecke Nong Khai–Vientiane.
Die wichtigsten Produkte aus der Landwirtschaft des Umlandes sind Tabak, Rinder, Wasserbüffel, Seide und Tapioka.
Der Handel mit Laos floriert, wird jedoch durch Zollvorschriften behindert. Der geduldete zollfreie Handel über Märkte an den Ufern des Mekong wurde in den 2000er-Jahren von der thailändischen Regierung stark eingeschränkt, um den Drogenhandel zu bekämpfen.
Die Stadt ist ein beliebtes Ziel inländischer und ausländischer Touristen, ebenso geschätzt ist sie bei westlichen Rentnern als ruhiges und gemütliches Domizil in beschaulicher Atmosphäre.
Nong Khai war in seiner jahrhundertelangen Geschichte oft Gegenstand von Auseinandersetzungen zwischen Laos (Lan Chang) und Siam (Ayutthaya), später auch bedroht durch die französische Kolonialmacht. Die Einflüsse sind noch heute in Architektur und Lebensart erkennbar.
Wir betraten den wunderschönen Garten vom Mut Mee Guesthouse, gaben unser Voucher ab und wurden sogar auf Deutsch begrüßt. Wie sich später herausstellte war der junge Mann der Sohn von Chef, der bei einem Münchner Langzeitgast Deutsch gelernt hatte.
Da es noch sehr früh war, stand unser Bungalow noch nicht zur Verfügung, was nicht sehr schlimm war, denn in dem schönen Garten konnten wir bei einem Kaffee auf unser Zimmer warten. Gegen 12 Uhr war das Bungalow dann fertig und wir konnten einziehen. Ein sehr kleines Zimmer ohne Schrank, alles sehr einfach. Kein Kühlschrank, aber dafür Moskitonetze. Die Matratzen waren mit Plastik überzogen. Aber es gab wenigstens eine Klimaanlage.
Vor dem Bungalow eine kleine Terrasse mit einem Tisch und zwei bequemen Stühlen.
Das Beziehen des Zimmers ging sehr schnell, denn wir konnten ja nichts auspacken, einen Schrank gab es ja nicht.
Wir machten uns auf den Weg, gingen die Promenade am Mekong entlang, eigentlich sehr hübsch, aber um die Mittagszeit leider auch sehr sonnig und bogen irgendwann nach rechts ab und kamen zum bekannten Indochinamarkt oder auch Tha Sadet Markt, der, mitten in der Altstadt gelegen, mehrere Straßen umfasst und allerlei Waren aus Thailand, Laos und Umgebung feilbietet. Dort war es wenigstens schattig.
Wir kamen dann zum Busbahnhof, der irgendwie inmitten eines Tempelgeländes lag. Wir wollten nun etwas essen und fanden ein nettes Restaurant an der Promenade, vom Balkon im ersten Stock hatten wir einen schönen Blick auf den Fluss und das Essen war lecker.
Zurück zum Mut Mee Guesthouse und dort im schattigen Garten noch etwas faulenzen. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit gingen wir wieder los, suchten und fanden einen 7-eleven, kauften ein und ließen das Telefon wieder aufladen. Ganz in der Nähe sahen wir einen Nachtmarkt und gingen auch hin. Merkwürdigerweise gab es dort nichts zu essen, sondern nur schwere Holzmöbel, Matratzen, Gartenpflanzen, die zum Teil schon Bäume waren und Blumen. Als wir zurück zum Hotel gingen, kamen wir an einer Gruppe vorbei, die nach Thai-Musik eine Art Linedance tanzten.
Im Guesthouse holten wir uns ein Bier, denn ohne Kühlschrank hatten wir natürlich nichts zu trinken eingekauft. Das Bier wurde natürlich viel zu schnell warm und so fragte ich in der Küche nach Eis. Hatten sie tatsächlich, in einer großen blauen Kühlkiste gab es ganz viel Eis und jeder konnte sich davon nehmen, so viel er wollte und es kostete auch nichts.
Trotz der mit Plastik überzogenen Matratzen haben wir gut geschlafen.
Zum Frühstück gingen wir um kurz vor 8 Uhr, es gab sogar Baguette und nicht nur labberigen Toast. Die Nähe zu Laos, wo die Franzosen als Kolonialmacht geherrscht hatten, hat das Baguette wohl nach Nong Khai geschwemmt.
Wir hatten in Erinnerung, dass direkt an der Promenade neben dem Guesthouse am Vortag Tuk Tuks auf Kundschaft warteten. Das war auch so und wir nahmen dann ein zu einer Besichtigungstour. Er wollte 500 Baht habe, wir handelten auf 400 runter, was wahrscheinlich immer noch viel zu viel war.
Im Glauben der Thailänder und Laoten lebt auf dem Grund des Mekongs eine riesige Schlange, die als Gottheit verehrt wird, ihr Zuhause sei hier in Nong Khai. Also war unser erster Besichtigungspunkt zwei riesige grün-goldene Naga Statuen an der Promenade am Mekong. Etwas versetzt befindet sich der Wat Si Sumang auf dessen Dach eine große Buddhastatue sitzt, die auf den Mekong schaut, den Tempel selbst haben wir uns nicht angesehen.
Der zweite Stopp war am Phra That Lanong, eine sehr schöne Kopie der Pagode Phra That Nong Khai, die 1849 in den Mekong stürzte, als der Boden unter ihm durch Erosion nachgab. Erst vor einigen Jahren wurde der Chedi, diesmal am Ufer und besser befestigt errichtet. Das Wasser im Mekong war so niedrig, dass wir eine kleine Spitze der alten Pagode sehen konnten, die mitten im Mekong aus dem Wasser lugte, und mit bunten Flaggen und Blumenketten geschmückt war.
Anschließend ging die Fahrt in den etwa 5 km von Nong Khai entfernten Buddha Skulpturenpark – Sala Kaeo Ku. Schon von außen konnten wir die riesigen, skurrilen Skulpturen sehen. Wir bezahlten unseren Eintritt von 100 Baht pro Person und wurden dafür auch noch fotografiert, für noch einmal 100 Baht konnten wir das Foto am Schluss dann einschließlich eines furchtbar hässlichen Rahmens kaufen.
Der von hinduistischer Mythologie beeinflusste Fantasiepark geht auf den 1974 aus Vietnam über Laos nach Thailand geflohenen Luang Poo Boun Leua Sourirat zurück. Seine ersten großen Skulpturen baute er seit 1958 in Vientiane. Im kommunistischen Staat Laos war seine etwas andersartige Kunst nicht erwünscht. Er floh 1974 nach Thailand und begann bei Nong Khai seine Skulpturen zu errichten.
Zwischen blühenden Sträuchern und grünen Bäumen finden sich neben imposanten Statuen von Shiva, Vishnu und Buddha auch zehnarmige Krieger, die blutig abgeschlagene Köpfe präsentieren oder als Menschen dargestellte Hunde. Viele der Statuen wirkten irgendwie in die Länge gezogen, die größten von ihnen sind über 20 Meter hoch. Am bekanntesten ist wohl die riesige Naga, die ihr schützendes Dach über Buddha aufspannt. Mit den zum Teil sehr seltsamen Figuren wollte der Künstler anschaulich auf menschliche Defizite und die Bedeutung von Religion verweisen. Er starb 1996 und sein mumifizierter Leichnam befindet sich unter einer Glasglocke in der obersten Etage des Hauptbaus.
Wie besuchten auch dieses Haupthaus, bewunderten den schönen Ausblick auf die Skulpturen, den man dort aus hat, die Mumie haben wir irgendwie übersehen.
Unser Fahrer hatte auf uns gewartet und brachte uns zum letzten Punkt unserer Rundfahrt zum Wat Pho Chai.
Diese Tempelanlage ist wahrscheinlich eine der wichtigsten in Nong Khai, denn sie beherbergt die Luangpho Phra Sai, eine goldene und äußerst verehrte Buddha-Statue. Hinter der Statue steht eine Legende, denn der König von Lan Chang ließ gleich drei goldene Statuen fertigen, um jede seiner drei Töchter zu ehren: Phra Soem, Phra Suk und Phra Sai.
Die drei Statuen, die sich in Vientiane befanden, sollten vor über 200 Jahren unter der Herrschaft von König Rama III. nach Nong Khai gebracht werden, doch Phra Suk fiel bei der Überfahrt über den Mekong ins Wasser und war für immer verloren. Phra Sai wurde ins Wat Pho Chai gebracht und die dritte Statue fand zuerst im Wat Ho Klong eine neue Heimat. Doch auch sie sollte nicht lange in Nong Khai bleiben, denn Rama V. ließ sie zu sich nach Bangkok verfrachten.
In der Tempelanlage zeugen beeindruckende Wandmalereien von diesen Geschehnissen.
Gegen 12 Uhr waren wir wieder im Mut Mee Guesthouse, aßen dort auch zu Mittag, vertrödelten den Tag, sahen uns um 18 Uhr den eher unscheinbaren Sonnenuntergang an, machten noch einen kleinen Spaziergang und blieben am Abend im Guesthouse in Gesellschaft von hunderten von Mücken.
letzte Änderung: 27.11.2019 · Copyright © 2003 - 2024 by Angelika Rosenzweig