Der Flug von Berlin nach Frankfurt verlief planmäßig und ohne besondere Vorkommnisse. In Frankfurt angekommen machte ich mich auf die Suche nach dem Garuda-Schalter, den ich dann auch irgendwann in der hintersten Ecke des Flughafens fand. Da ich Brigitte bis jetzt noch nicht gesehen hatte, wartete ich am Schalter auf sie, den auch sie dann irgendwann fand. Unsere Plätze waren gebucht und so machten wir uns auf den Weg zum "Boarding Gate". Der Flug startete um eine Stunde verspätet, um 15:50 Uhr. Das Essen an Bord war nicht sehr bemerkenswert, der ganze Flug zog sich etwas in die Länge, trotz ein wenig dösen. Irgendwann gab es dann endlich Frühstück und so kam auch das Gefühl auf, dass wir es bald geschafft hätten. Wir landeten in Singapur mit 15 Minuten Verspätung, die Einreise war ohne Vorkommnisse, ein Taxi war auch sofort zu finden und so kamen wir im Hotel um 10:45 Uhr an.
Singapur ist vielen nur als Einkaufsparadies ein Begriff. Dabei bietet der Stadtstaat am Äquator viel mehr. Tradition und Moderne liegen nirgendwo sonst auf der Welt so dicht zusammen wie in Singapur. Moderne Neubaugebiete bieten einen faszinierenden Kontrast zu farbenprächtigen Tempelanlagen, Moscheen, altenglischen Kirchen, Garküchen und kleinen Märkten.
Die Nationalsprache ist malaiisch, die aber kaum gesprochen wird, da englisch die Amtssprache ist.
Singapur hat 2,6 Millionen Einwohner, die stolz auf ihre Stadt mit ihren sauberen Straßen sind. Das Wegwerfen einer Zigarettenkippe wird zum Beispiel mit einer Strafe bis zu 500 Singapur Dollar geahndet.
Die Immobilienpreise erreichen fast die Höhe der Städte London oder New York. Doch erstaunlicherweise sind rund 90 % der Bevölkerung Eigentümer ihrer Wohnungen.
Die Inselrepublik Singapur liegt ca. 130 km nördlich des Äquators am südlichen Zipfel des südostasiatischen Festlandes. Das Staatsgebiet umfaßt ca. 620 qkm. Die Hauptinsel ist ca. 570 qkm groß, der Rest entfällt auf 54 kleinere Inseln.
Die Bevölkerung Singapurs setzt sich aus unterschiedlichen ethnischen Gruppen zusammen. Den weitaus größten Anteil stellen Chinesen mit 76%. Malaien und Inder sind mit 15% bzw. 7 % in der Minderzahl. Dazu kommen noch Europäer und Eurasier. Bei der malaiischen Bevölkerung handelt es sich vielfach zum Nachkommen der ursprünglichen Bewohner, während Chinesen und Inder erst im 19. und 20. Jh. einwanderten. Das Bevölkerungswachstum liegt bei 1,2% jährlich. Eine gezielte Familienplanungspolitik verhindert eine Bevölkerungsexplosion. Die Idealfamilie soll zwei Kinder haben. Wer mehr Kinder hat muß mit hohen Steuern rechnen.
Singapurs Stadtbild: Stamford Raffles, der Gründer der Stadt, erstellte in den ersten vier Wochen seines zweiten Aufenthaltes Mitte 1819 einen ersten Entwurf. Dieser sah unter anderem vor, dass den verschiedenen Volksgruppen je eigene Wohnviertel zuzuweisen waren. Die Chinesen sollten am rechten Flußufer siedeln, während die europäischen Viertel östlich des Militärlagers liegen sollten.
Das Sumpfgebiet am Südwestufer wurde aufgefüllt. Dazu wurde ein kleiner Berghügel komplett abgetragen. So entstand der Commercial Square, der schon damals das Zentrum des Geschäftslebens bildete. Später wurde er in Raffles Place umbenannt. Der Raffles Place war seit jeher eines der exklusiven Einkaufsviertel von Singapur. Hier entstand das erste Einkaufszentrum der Stadt, das Robinson´s, welches auch heute noch das feinste Geschäft der Stadt ist.
Neben dem Central Business-District findet der Besucher drei verschiedene Welten innerhalb der Stadt.
In den Resten von "Chinatown" sind zu Füßen der Wolkenkratzer oder der spiegelnden Fassaden von Luxushotels ist nach wie vor Handwerker zu beobachten, die in der Art und Weise arbeiten, wie es ihre Vorfahren schon seit Jahrhunderten taten.
Nicht weit entfernt, in "Little India", hat man tatsächlich das Gefühl in Indien zu sein, es ist nur sauberer. Das Aroma der Speisen, der Geruch von Curry und Chilli, die Frauen in ihren Saris gehüllten sowie die Händler, die Gewürze durch die Mühle drehen, lassen das indische Gefühl aufkommen und das mitten in Singapur.
Dann ist da noch die "Arab Street" wo der Ruf des Muezzins, der zum Gebet in der Sultan-Moschee auffordert, einem das Gefühl vermittelt, mitten in Malaysia zu sein.
Diese multikulturelle Mischung macht Singapur zu einem faszinierenden und einmaligen Platz auf der Welt.
Nach notwendigem Duschen und Umziehen machten wir uns auf den Weg, das Wahrzeichen von Singapur, den Merlion zu finden. auf dem Weg dorthin kamen wir durch das alte Regierungsviertel, am Parliament House vorbei, das 1826 als private Residenz erbaut wurde, nach Erweiterung dient es heute als Sitz des Parlaments und kamen zum Raffles Denkmal, (an der Stelle soll Sir Stamford Raffles in Singapur 1819 gelandet sein) am Singapur-Fluß. Von dieser östlichen Flußseite aus hat man einen schönen Blick auf den Boat Quay, wo die alten Häuser hübsch restauriert als Touristenattraktion viele Restaurants und Bars beherbergen, dahinter recht eindrucksvoll die Skyline des modernen Singapur.
Wir hatten noch besonderes Glück, denn auf dem Fluss fand gerade das berühmte Drachenbootrennen statt. In schmalen langen Booten rudern 20 Mann, am Bug sitzt ein Mensch mit einer riesigen Trommeln und schlägt galeerenmäßig den Takt. Das Drachenbootfest erinnert an den chinesischen Minister Chu Yuan, der engagiert gegen die Korruption in der Beamtenschaft zur Zeit der Zhou-Dynastie vorging, deshalb vom kaiserlichen Hof verbannt und sich am Mi-Lo Fluß ertränkte. Fischer wollten ihn retten, kamen aber zu spät. Zu seinem Gedenken wurde im alten China ein Gedenktag eingerichtet, an dem man die Fische mit Reisklumpen fütterte. Aus dieser zeremoniellen Fütterung heraus entwickelte sich das Drachenbootrennen, das heute in Singapur mit einer internationalen Regatta stattfindet.
Wir gingen weiter am Ufer entlang und kamen zum Merlion Park, nachdem wir die Brücke überquert hatten. Dort steht das Wahrzeichen Singapurs, ein 8 Meter hohes Denkmal eines Fabelwesens halb Löwe halb Fisch. Wir gingen nun am anderen Flußufer zurück, arbeiteten uns durch das Gewimmel der noch auf ihren Einsatz wartenden Drachenbootruderer und machten Rast am Boat Quay in einem der teuren Touristenlokale.
Zurück im Hotel aßen wir einen Chef-Salat nach Art des Hauses, recht lecker und ziemlich viel und nahmen anschließend unseren Willkommensdrink, irgend etwas fruchtiges aus überwiegend Orangensaft. Da es in der Bar lausig kalt, der Kellner unfreundlich und das Bier sündhaft teuer war, nahmen wir noch ein Feierabendbier in der Touristenmeile am Fluß, zwar genauso teuer, aber wenigstens draußen im Warmen. Retour im Hotel war dieser erste Tag nach der durchwachten Nacht im Flieger für uns um 19:30 beendet.
Für den Vormittag hatten wir die City Tour gebucht, also frühes Frühstück um 7:30. Die erste halbe Stunde der Tour verging mit Einsammeln der anderen Teilnehmer von den unterschiedlichsten Hotels, auf diese Weise kamen wir schon mal durch die Orchard Road. Es waren außer uns nur fünf Teilnehmer. Unsere erste Station war "Little India", das indische Viertel und wir machten einen kleine Rundgang in der "Little India Conservation Area", ein kleines Gebiet sanierter Häuser, sicherlich auch als Touristenattraktion gedacht, mit vielen kleinen Geschäften, die aber fast alle noch geschlossen waren, und mit Blick in einen blitzsauber wirkenden Foodstall, der aber auch noch nicht so richtig Betrieb hatte. Wir beschlossen sofort, hier noch mal hinzufahren, wenn alles geöffnet ist.
Der Bus fuhr nun wieder zurück und wir stiegen am Parliament House aus, gingen zum Raffles Denkmal am Fluß entlang zum Merlion, mit kurzem Rundgang durch den Andenkenladen.
Wieder im Bus fuhren wir nach Chinatown, oder was davon noch übriggeblieben ist. Die alten chinesischen Wohnviertel in ihrer traditionellen Bauweise machen mehr und mehr Bürohochhäusern und Wohnsilos Platz. Nur ein paar Ecken sollen erhalten bleiben, um den Touristen zeigen zu können, wie es einmal war.
Viele Häuser sind alt und verrottet und entsprechen nicht mehr den hygienischen und stadtplanerischen Ansprüchen. In der Pagoda Street Ecke South Bridge Road befindet sich interessanterweise der wichtigste Hindutempel Singapurs, der Sri Mariamman Tempel. Der Tempel wurde bereits zwischen 1830 und 1843 errichtet. Typisch ist der mit den bunt bemalten Götterfiguren geschmückte Gopuram (Torturm) im südindischen Stil. Der Tempel ist der Göttin Sri Mariamman geweiht, zu der gläubige Hindus beten, um von Krankheiten geheilt zu werden. Auch Nicht-Hindus dürfen den Tempel besichtigen, nur der innerste Bereich ist für die Nichtgläubigen gesperrt. Allerdings mußten wir, wie es in hinduistischen Tempeln üblich ist, die Schuhe ausziehen.
Der letzte Anfahrtspunkt der Stadtrundfahrt war der Mount Faber (115 m hoher Hügel), ein Aussichtspunkt mit schönem Blick auf den Hafen, die Insel Sentosa und die südlichen Stadtteile von Singapur. Ein bunter Wegweiser zeigt die Entfernungen in die Metropolen der Welt, eine Schweizer Seilbahn verbindet den Mount Faber mit dem World Trade Center und der Freizeitinsel Sentosa.
Nach der Rumsitzerei im Bus machten wir uns nun zu Fuß auf den Weg. Zunächst die North Bridge Road, die auch am Hotel Peninsula vorbeiführt, entlang bis zur Arab Street. Dort in der Nähe, an der North Bridge Road, befindet sich die größte und bedeutendste Moschee Singapurs, die Sultan Moschee, die 1924 erbaut wurde. Sie ersetzt heute die alte, von Sir Stamford Raffles finanzierte, erste Moschee Singapurs. Hier findet man den Baustil, der zu einer Moschee gehört. Typisch maurisch sind die Bögen über den Fenstern und Türen. Die große goldglänzende Kuppel ist weithin zu sehen.
Nach diesem Teil des islamischen Viertels schlugen wir die Richtung zum indischen Viertel ein, marschierten die Arab Street und die Rochor Canal Road entlang bis zur Serangoon Road.
Der nette saubere Foodstall hatte jetzt geöffnet, und so konnten wir unser verspätetes Mittagessen einnehmen, ein köstliches vegetarische Thali. Die vielen kleinen Geschäfte waren jetzt auch geöffnet, und so schlenderten wir noch mal durch die kleinen Höfe und Gassen.
Unser nächstes Ziel war der Tempel der 1000 Lichter, gemäß Stadtplan die Serangoon Road entlang. Die Strecke zog sich ziemlich in die Länge, wir kamen am geschlossenen Sri Srivinasa Perumal-Tempel vorbei und fanden schließlich in der Racecourse Road den besagten Tempel, aber ohne Lichter. Die Glühbirnen um den 15m hohen und 300t schweren Buddha herum waren ausgeschaltet und es machte auch den Eindruck als sollte gleich geschlossen werden. Der Tempel wurde 1927 von einem buddhistischen Mönch aus Thailand gegründet, weist jedoch auch chinesische und indische Einflüsse auf.
Schräg gegenüber befindet sich der Tempel Leong San, dem Drachenberg Tempel, der 1917 gegründet wurde und der der 18-armigen Kuan Yin geweiht ist. Dieser Tempel war sehr schön anzusehen, sehr schönes Mobiliar, prunkvolle Schnitzereien an Balken und Wänden, Heiligendarstellungen und bunte Gemälde.
Auf dem Rückweg ins Hotel kamen wir noch am geschlossenen Kali Tempel vorbei, und machten eine kleine Kaffeepause in einem Eck-Restaurant, das sicherlich nicht oft von Touristen besucht wird. Der Kaffee war auch etwas gewöhnungsbedürftig, aber man trank sich ein.
Zurück im Hotel wurde das Duschen doch dringend nötig. Frühes Schlafengehen.
Nach dem späten Frühstück gegen 9:00 machten wir uns mit der U-Bahn auf den Weg zum Malaiischen Dorf. Auf dem Weg dorthin durchquerten wir, wegen Vermeidung der Sonne, ein Einkaufszentrum, wo ich ein paar schöne bequeme Sandalen erstehen konnte, da meine alten mir am Vortag etliche Blasen beschert hatten. Wir fanden dann auch "The Malay Village", eine Ansammlung von geschlossenen Shops und Restaurants, ein kleine Malaiisches Museum und eine Laser-1001-Nacht Show. Irgendwie erinnerte mich das ganze an das Dorf der Sung Dynastie in Hongkong, genauso tot und die weite Fahrt hatte eigentlich nicht gelohnt.
Auf dem Rückweg zur U-Bahn kamen wir noch durch einen ganz sehenswerten Markt, aber da es sehr nach Regen und Gewitter aussah, wollten wir doch so schnell wie möglich wieder die U-Bahn erreichen. Wir fuhren zurück in die Innenstadt, aßen bei Burger King zu Mittag und tranken Kaffe im Hotel.
Gegen 14:00 ging's dann wieder los mit der U-Bahn zur Orchard Road, der Einkaufsstraße von Singapur. Wir schlenderten also die besagte Shopping Meile entlang, betraten mehr oder weniger lustlos den einen und anderen Shopping Complex, aber eigentlich hatte ich die ganze Sache weitaus prächtiger in Erinnerung.
So die rechte Einkaufsstimmung kam bei uns nicht auf. Also schlenderten wir zurück in Richtung Peninsula Hotel, kamen an einem Café vorbei, wo man draußen sitzen konnte, was uns zu einer Trinkpause veranlaßte. Auf dem weiteren Rückweg kamen wir noch am Hotel Imperial vorbei, wo ich 1985 gewohnt hatte, ich hätte es fast nicht erkannt. Die dort vorher um das Hotel liegenden alten chinesischen Häuser waren alle weg und ersetzt durch die üblichen Hochhäuser, etliche davon noch im Bau.
Schließlich landeten wir bei den restaurierten alten Häusern am Fluss, wo eine Touristenmeile entsteht, mit Andenkenläden, diversen Shops und Restaurants, zum Teil noch im Bau oder noch nicht vermietet, aber ganz nett anzusehen. Nur eben leider nicht mehr das ursprüngliche Singapur. Weiter ging's zum Andenkenladen am Merlion und Brigitte erstand einen weißen Merlion als Mitbringsel.
Zurück im Hotel dann nur noch Duschen, Abendessen und packen.
letzte Änderung: 27.11.2019 · Copyright © 2003 - 2024 by Angelika Rosenzweig