Nach dem Frühstück brachen wir auf und fuhren über das Bergdorf Miamou (das schönste auf Kreta - hatte der Fernsehmensch behauptet) nach Lendas. Im Bergdorf sahen wir auch wieder keine Menschenseele, es wirkte völlig verschlafen, wir hielten also auch nicht an, vielleicht haben wir ja was verpasst.
Lendas oder Lentas ist ein Ort an der Südküste mit rund 80 Einwohnern. Der Name Lentas soll von dem altgriechischen Wort für Löwe - leonta herleiten, weil in der vorgelagerten Landzunge die Form eines Löwen erkennbar ist (mit ganz viel Phanntasie).
Lendas wurde schon im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. besiedelt. Seine Blüte erlebte der Ort in der griechischen und römischen Epoche der Antike, als sich hier ein wichtiger Hafen befand.
In den 1980er Jahren war Lendas ein beliebtes Ziel für Rucksacktouristen, die vor allem in der westlich des Ortes gelegenen Bucht als geduldete Wildcamper unterkamen. Heute entsteht an gleicher Stelle der Ort Diktos bis heute etwa 10 Häuser.
Von Miamou führte uns die Straße über sehr viele Serpentinen mit wunderbaren Ausblicken in die kleine Bucht von Lendas. Vor ein paar Jahren hatten wir Lendas schon einmal besucht, aber zunächst hatte es überhaupt keinen Wiedererkennungswert, erst als wir dann an einer Art Dorfplatz ankamen und zum Frapé-Trinken in ein Restaurant am Strand gingen, kam es uns etwas bekannt vor. Von der Terrasse aus konnten wir wunderbar das Treiben am Strand beobachten. Viele Familien mit Kindern, alles sehr idyllisch, aber uns wäre es zu ruhig.
Auf der Straßenkarte war eine Straße von Lendas nach Kali Limenes eingezeichnet, die fast nur an der Küste entlangführte, wesentlich kürzer als erst wieder nach Agia Deka zu fahren, von Kali Limenes gab es eine Straße nach Sivas.
Kurz hinter Diktos wurde die Straße dann etwas schlechter. Schließlich war es nur noch eine sehr schlechte, sehr schmale Schotterpiste, die wir eigentlich mit dem Mietwagen gar nicht befahren durften, bis Kali Limes waren es nur 28 km, wir dachten, das könne ja nicht so schlimm sein, aber wir brauchten fast eine Stunde und konnten manchmal weniger als 20 km/h fahren. Die Straße nach Sivas war dann bis zum Kloster Odigitrias auch nicht besser, aber umkehren wollten wir nun auch nicht mehr. Ab dem Kloster war es dann wieder eine normale sogar recht gut ausgebaute Straße, wahrscheinlich fahren da manchmal Touristenbusse hin. Die Fahrt war also recht abenteuerlich und wir waren ganz froh, dass wir heil in Pitsidia ankamen.
Da es wieder ziemlich windig war, wollten wir nicht zum Strand, sondern nach Rethymnon, wo wir 2012 ein paar Tage verbracht hatten.
Rethymnon ist eine Hafenstadt im Norden von Kreta. Sie ist nach Iraklion und Chania die drittgrößte Stadt der Insel und neben Iraklion eine Standort der Universität von Kreta.
Rethymnon liegt zwischen den beiden anderen größeren Städten Kretas, 60 Kilometer westlich von Iraklion und 45 Kilometer östlich von Chania. Das Zentrum der Stadt liegt auf einer felsigen Halbinsel.
Es führen mehrere Passstraßen von Rethymnon zur Südküste: durch die Kourtaliotiko-Schlucht oder die Kotsifou-Schlucht nach Plakias und über Spili nach Agia Galini.
Bauten aus venezianischer und osmanischer Zeit gehören zu den Sehenswürdigkeiten. Erst in den späten 1950er Jahren wuchs Rethymnon über Grenze der ehemaligen Stadtmauern hinaus.
Neben den heute noch bestehenden Bauten oder Gebäuderesten gab es in Rethymnon bis weit in das 20. Jahrhundert hinein viele Baudenkmäler, die im Rahmen der Stadterweiterung abgerissen wurden. Auf dem Platz südlich der Megali Porta befand sich die älteste Markthalle Kretas, die 1961 abgerissen wurde, um einem Taxistand und Parkplatz zu weichen.
Rethymnon streitet sich mit Chania um den Titel der schönsten Stadt Kretas. Größte wirtschaftliche Bedeutung hat der Tourismus. Sehenswert ist die Altstadt mit ihren malerischen Gassen und der venezianischen Festung. Östlich der Stadt gibt es kilometerlange Sandstrände mit seicht abfallendem Wasser, die sich bis zur angrenzenden Gemeinde Arkadi erstrecken. Hier stehen die meisten Hotels und stellen den Großteil der rund 2800 Betten in über 150 Hotels und Pensionen.
Rethymnon liegt an der einzigen teils autobahnähnlich ausgebauten Verbindung Kretas, der Nationalstraße 90, die der kretischen Nordküste folgt und die vier Präfekturhauptstädte der Insel miteinander verbindet. Buslinien der öffentlichen Nahverkehrsgesellschaft KTEL verkehren hier tagsüber mindestens im Stundentakt zwischen den Großstädten.
Unsere Fahrt nach Rethymnon führte uns über den malerischen Ort Spili, doch schon etwa fünf Kilometer vor Spili, in einem kleinen Ort namens Akoumia, packte uns der Kaffeedurst, wir machten eine kleine Pause und kamen nach insgesamt 2 Stunden Fahrzeit in Rethymnon an. Unser Ziel war die Strandstraße und das Hotel Poseidon, wo wir 2012 gewohnt hatten.
Damals waren wir Anfang Juni dort gewesen und alles war recht ruhig und verträumt. Offensichtlich war im Juli nun schon die Saison ausgebrochen, der große Strand war sehr voll, die Liegen standen dicht gedrängt, viele weiße Schwabbelbäuche in knappen Bikinis, sehr hübsch. Weil kein Wind war, wollten wir doch eine Weile am Strand bleiben, zahlten 5 Euro für die Liegen, und gaben nach knapp 2 Stunden auf, es war einfach nur schrecklich, dann doch lieber Wind. Wir hatten auch keine Lust mehr in der überfüllten und heißen Stadt herum zu laufen und fuhren zurück. Wir machten einen kurzen Abstecher nach Matala, um uns bei Christina zu erkundigen, ob sie etwas über den Beitrag in Brisant wusste, aber sie hatte auch nichts gehört, ob und wann der gesendet würde. Wir wollten in Pitsidia zurück, noch ein schönes gezapftes Bier im Bodikos trinken, gab es aber nicht Fassbier war alle. Das Abendessen wie immer bei Doxia, ein kleiner Gyrosteller - meine Güte, wie mag ein großer aussehen!
Nach zwei Strandtagen wollten wir etwas anderes machen und beschlossen, Richtung Agios Nikolaos zu fahren und fuhren kurz nach 9 Uhr ab.
Zunächst fuhren wir in 1½ Stunden Richtung Iraklion bis zum Flughafen, ein paar Kilometer hinter dem Flughafen machten wir eine Kaffeepause an einem hübschen kleinen Strand, eine nette Alternative, den Tag zu verbringen bei einem späten Abflug.
Gegen 10.30 fuhren wir weiter, kamen durch das sehr schreckliche Hersonissos und das inzwischen genauso furchtbare Malia, vorbei an dem ehemals netten Ort Sissi und weiter Richtung Agios Nikolaos, wo wir kurz vorher nach Elounda abbogen. Elounda machte einen netten Eindruck, aber wir hielten uns nicht weiter auf, sondern fuhren mit einem Touristenboot um 13.00 zur Leprainsel Spinalonga.
Die unbewohnte Insel Spinalonga heißt eigentlich offiziell Kalydon und liegt im westlichen Golf von Mirabello. Obwohl die Insel 1954 wieder ihren antiken Namen Kalydon erhielt, ist die ehemalige Bezeichnung aus der venezianischen Zeit bis heute gebräuchlicher.
Die längste Stelle in Nord-Süd-Richtung ist 440 m, die größte Breite 250 m im südlichen Inselteil. Die höchste Erhebung ist 53 m.
Bereits in der Antike war die Insel zum Schutz des antiken Hafens von Olous befestigt.
Auf den alten Ruinen errichteten die Venezianer ab dem späten 16. Jahrhundert eine mächtige Festung. Laut venezianischen Dokumenten entspringt der Name der Insel aus dem griechischen Satzfragment "stin Elounda" (bei Elounda). Die Venezianer verstanden den Ausdruck nicht und übertrugen ihn in ihre Sprache und nannten den Ort "spina lunga".
1715 eroberten die Osmanen die Festung und geriet 1718 endgültig unter osmanische Kontrolle. Etwa 600 christliche Einwohner wurden von den Türken verschleppt und es begannen sich Muslime anzusiedeln.
Im Jahr 1881 zählte Spinalonga 1112 Einwohner, die dann mit der Unabhängigkeit Kretas die Insel verlassen mussten. 1903 wurde auf der Insel dann eine Leprakolonie errichtet und diese blieb bis 1957 bestehen und war eine der letzten Leprakolonien Europas.
Die kleine Insel war völlig anders, als ich sie von meinem Besuch 1995 in Erinnerung hatte. Damals hatte das Inselchen etwas Verwunschenes, sogar ein bisschen Unheimliches, inzwischen gibt es eine kleine Kneipe, ein Museum, viele der Ruinen sind restauriert, wahrscheinlich um einen Einsturz zu verhindern. Dauernd legen Ausflugsboot an, es herrscht ein ziemliche Getümmel, damals waren außer uns nur ein paar Leute auf der Insel.
Wir umrundeten die Insel und um 15 Uhr fuhr uns das Boot zurück nach Elounda. In einem netten Restaurant aßen wir eine Kleinigkeit, eine Stunde später fuhren wir wieder ab und wollten "andersherum" zurück nach Pitsidia fahren, es sah auf der Karte nicht viel weiter aus. Wir fuhren an der schmalsten Stelle der Insel Kreta, nur etwa 23 Kilometer zurück zur Südküste nach Ierapetra, dann die Südküste entlang bis in den kleinen Ort Mirtos, wo wir wieder eine Kaffeepause machten.
Mirtos liegt 15 km westlich von Ierapetra und hat ca. 500 Einwohner. Hier hat sich im Gegensatz zu den rein landwirtschaftlich orientierten Nachbardörfern seit Ende der 80er Jahre etwas Tourismus entwickelt, der heute die Haupteinnahmequelle der kleinen Gemeinde ist. Das Dorf liegt in einer Klimazone, die als die wärmste Kretas gilt (In der Umgebung werden Bananen auch außerhalb von Gewächshäusern angebaut).
Von der frühen Geschichte zeugen zwei Ausgrabungsstätten mit Überresten eines Palastes aus frühminoischer Zeit in unmittelbarer Umgebung des Ortes. Man fand in unmittelbarer Nähe des Ortes in den Jahren 1950 bis 1970 gleich an zwei Stellen Überreste eines Palastes aus der frühminoischen Zeit:
Mirtos liegt direkt am Wasser, inzwischen gibt es eine hübsch ausgebaute Strandpromenade mit vielen Tavernen und Restaurants, der Strand ist zwar schmal und kieselig, aber dafür war es windstill.
Wir stellten fest, dass man es auch hier ein paar Tage aushalten könnte und hatten überhaupt keine Lust den Ort mit seiner spätnachmittäglichen Verträumtheit zu verlassen.
Schweren Herzens fuhren wir ab. Da wir die ganze Zeit westwärts fuhren schien uns zweieinhalb Stunden lang die tiefstehende Sonne direkt in die Augen, durch die kurvenreichen Straßen kurz hinter Mirtos bis weit hinter Ano Viannos, das mitten in den Bergen liegt, kamen wir auch nur recht langsam voran, zumal die Straße bis in eine Höhe von 1000 m führt. Hinter Martha führt die Straße nur noch bergab und bei Pirgos war die Messara Ebene erreicht. Bis Petrokefali hatten wir immer noch die tiefstehende Sonne von vorne, dann bogen wir nach Süden ab und kamen gegen 20 Uhr in Pitsidia an.
Dann erstmal schnell zu Bodikos, das wohlverdiente gezapfte Bier trinken und anschließend Abendessen bei Babis und Doxia. Zwei Leute verließen gerade unseren Lieblingstisch und ich stellte meine Tasche ab und ging erst mal zur Toilette, als ich zurückkam, war meine Tasche weg. Unerklärlich, denn bei Doxia und Babis klaut doch keiner, alle waren sehr irritiert. Etwa 10 Minuten später kam eine Frau und brachte meine Handtasche, ihr Mann hatte gedacht es sei ihre und hat sie mitgenommen. Wir waren dann doch sehr erleichtert, abgesehen von der Spiegelreflexkamera waren auch die Papiere und Kreditkarten in der Tasche.
Da wir noch lange bei den beiden blieben, hatte wir keine Lust mehr zur Platia zu gehen und blieben den Rest des Abends auf unserem Balkon.
letzte Änderung: 29.11.2019 · Copyright © 2003 - 2024 by Angelika Rosenzweig