Rolf musste ganz früh aufstehen, denn er wollte zur Samaria Schlucht und sollte um 5:00 abgeholt werden. Ich selbst wollte nicht mehr mit, denn ich hatte die Tour 1992 schon einmal gemacht und als Flachland Bewohner war mir und meinen Knien die 18 km lange Strecke doch sehr schwer gefallen und das wollte ich mir nicht noch einmal antun.
Den Vormittag verbrachte ich auf dem Balkon und schrieb endlich ein paar Ansichtskarten, brachte sie dann anschließend in Mires gleich zur Post, nutzte die Gelegenheit am Bankautomaten Geld zu holen.
Renate war mit gefahren und wir tranken dann noch in einer Taverne Kaffee und fuhren anschließend nach Timbaki zum Supermarkt. Timbaki ist der zweitgrößte Ort der Messara-Ebene. Besonders interessant ist der Ort nicht, man hat den Eindruck Timbaki besteht nur aus einer langen staubigen und heißen Durchgangsstraße, hat aber einen schönen großen Supermarkt unweit des Ortseingangs aus Richtung Mires: "Marinópoulos".
Wir waren noch nicht lange wieder zurück, da tauchte dann Rolf um 15:00 wieder auf, die Wanderung durch die Samaria Schlucht war ausgefallen, denn es war zu stürmisch und in Agia Roumeli konnten keine Schiffe anlegen, die Wandervögel des Vortages hingen auch noch alle dort fest, also war es sinnlos durch die Schlucht zu gehen, es sei denn man wollte am Strand schlafen.
Zum Abendessen fuhren wir in das winzige Örtchen Agios Ioannis (kurz vor Festos), denn dort gibt es eine Taverne, wo man vorzüglich Kaninchen essen kann.
Wir wollten es noch einmal versuchen, das Kloster Preveli zu besuchen, bei einem vorigen Kreta-Urlaub hatten wir Pech, denn es war geschlossen. Wir fuhren zunächst nach Spili und machten dort eine Kaffeepause.
Die kleine Stadt Spili liegt an der Straße zwischen Agia Galini und Rethimnon. Sehenswert ist der venezianische Brunnen auf dem Dorfplatz, die Wasserspeier sind 19 Löwenköpfe.
Spili ist Bischofssitz des Bezirks Agios Vasilios und es gibt dort ein großes Priesterseminar.
Wir fuhren dann weiter Richtung Preveli, kamen vorbei an den Ruinen des Klosters Kato Preveli (eigentlich Moni Mega Potamou = Kloster des großen Flusses), ein paar Kurven später die Kapelle Agios Nikolaos mit einer Quelle, nach weiteren 2 Kilometern, am Ende der Straße dann das Kloster Preveli. Auch dieses Kloster war im 18. und 19. Jahrhundert ein Zentrum des Widerstandes gegen die Türken, die es dann 1867 zerstörten. Im 2. Weltkrieg versteckten die Mönche alliierte Soldaten vor den Deutschen, bis diese von U-Booten evakuiert werden konnten.
Wir besichtigten das dieses Mal geöffnete Kloster, mit seiner aus dem Jahr 1836 (1911 restauriert) stammenden Klosterkirche. In der Kirche befindet sich eine sehr prächtige Altarwand und ein goldenes Kreuz, in das ein Splitter des Kreuzes Jesu eingearbeitet wurde. (soll angeblich Augenkrankheiten heilen).
Nun war unser Hunger doch schon vorhanden und so fuhren wir nach Plakias um dort zu essen. Plakias ist ein netter Badeort, gelegen in einer schönen fast kreisrunden Bucht umgeben von den Bergen. Noch vor ein paar Jahren war Plakias der Geheimtipp, heute fahren auch schon die Pauschaltouristen dorthin, es gibt jede Menge Hotels und Tavernen. Da aber die Bucht sehr schön ist, ist es immer noch ein hübscher Ort, der einen Besuch lohnt. Wir aßen dort sehr köstlich zu Mittag in einer der vielen Tavernen mit Blick auf das Wasser.
Auf dem Rückweg kamen wir, wie auch schon auf der Hinfahrt durch das Dorf Asomatos, diese Mal entdeckten wir allerdings ein Hinweisschild zu einem Museum, also hielten wir an und betraten das Museum. Der Innenhof ist sehr gemütlich, von diesem gehen dann die Ausstellungsräume ab. Die Sammlung gehört dem ehemaligen Popen des Dorfes, und entstand wohl dadurch, das er nichts wegwerfen konnte und sich so allerlei ansammelte, was noch aus der Zeit seiner Großeltern und Eltern stammt. Wir sprachen mit seiner Schwiegertochter, einer Deutschen, der es leid getan hatte, das die vielen alten und schönen Dinge und zum Teil auch Kuriositäten mehr oder weniger ungeordnet herumstanden und es ist ihr gelungen alles zu katalogisieren und eine Systematik in die Ausstellung zu bringen. Wir mussten dann noch Omas Raki probieren, und konnten auch etwas davon kaufen, natürlich abgefüllt in einer Plastikwasserflasche.
Wir fuhren dann wieder zurück nach Pitsidia, wo wir gegen 18:00 ankamen.
Der Vormittag verlief ereignislos, zum Mittagessen wollten wir nach Zaros zum Forellenessen fahren.
Das Dorf Zaros liegt am Südhang des Ida-Gebirges.
Wir fuhren über Mires, kurz vor Agia Deka in dem kleinen Dorf Ambelouzos verließen wir die Hauptstraße und bogen nach links in die Berge ab. Von dort sind es dann nur noch 10 km bis nach Zaros.
In Zaros gibt es so viel Wasser, dass es eine Quellwasserabfüll-Fabrik gibt, und ein wenig außerhalb des Ortes zwei Tavernen, die in großen Wasserbecken Forellen züchten und diese dann zum Verzehr anbieten.
Als wir vor ein paar Jahren das erste Mal dort waren, fanden wir dort nur ein paar einheimische Familien, die hier ihren Sonntag verbrachten, diesen Mal erschreckten uns schon die Reisebusse, die vor der Tür standen, es war auch rappelvoll mit größtenteils deutschen Touristen, die überwiegend Schnitzel aßen (warum eigentlich fahren sie dann in eine Forellenzucht?).
Aber Forellen gab es trotzdem noch, aber die Atmosphäre war schon recht schrecklich, es fehlten nur noch ein paar Lieder über diesen bekannten deutschen Fluss. Die Forellen waren aber dennoch köstlich, irgendwann waren die Schnitzelesser fertig und wir konnten noch in Ruhe unseren Wein austrinken und einen schönen griechischen Kaffe nach dem Essen genießen.
Renate und ich, wir beiden unsportlichen, fuhren nach Kokkinos Pirgos, das 2 km westlich von Timbaki liegt.
Irgendwie hatten wir uns vorgestellt, Kokkinos Pirgos sei ein netter Ort am Strand, aber als wir dort ankamen waren wir sehr enttäuscht und fanden den Ort nur hässlich. Außer uns war hier auch niemand, so hatten wir keine Probleme einen Platz in einer Taverne zu finden und etwas zu Essen zu bestellen.
Das Essen war grässlich und so hatten dann wenigstens die Katzen, die unseren Tisch umlagerten etwas davon.
Nach dem Essen spazierten wir noch etwas durch den Ort, das netteste, was wir sahen, war eine Schar von ca. 20 Gänsen, die laut schnatternd auf dem Weg zum Wasser waren.
Wir fuhren zurück nach Pitsidia und am späten Nachmittag machte ich mich auf den Weg durch den Ort, das schöne Nachmittagslicht ausnutzend, mit einem Fotoapparat bewaffnet.
Rolf startete wieder in aller Frühe zum zweiten Versuch, die Samariaschlucht zu durchwandern.
Die Samaria-Schlucht ist die größte Schlucht Europas, liegt mitten in den Weißen Bergen (Lefka Ori), der gesamte Weg ist 18 km lang und überwindet einen Höhenunterschied von 1200 m. Die Schlucht ist nur von Mai bis Oktober begehbar.
Seit 1962 steht die Schlucht unter Naturschutz, trotzdem sind es pro Tag in der Saison schon 3000 Touristen täglich, die die Schlucht durchwandern, inzwischen findet man auch ein paar ganz Sportliche, die unten in Agia Roumeli starten und bis nach oben zur Omalos Ebene laufen.
Der Abstieg beginnt mit einer Holztreppe, dann folgt ein 3,5 km langer Steilpfad, der die ersten 800 Höhenmeter überwindet, danach ist es dann nicht mehr so steil, aber man muss über Geröll, und wenn man Pech hat ist noch viel Wasser im Fluss und man hüpft von Stein zu Stein, (nicht jedermanns Sache, auch meine nicht) um trockenen Fußes über den Fluss zu kommen, und das nicht nur einmal. Rasten darf man nur an den gekennzeichnet Rastplätzen, einer davon ist das verlassene Dorf Samaria, was auf mich einen sehr traurigen Eindruck machte. Dann zieht sich der Weg noch endlos lange hin, immer wieder Flussüberquerungen, bis man schließlich zur "Eisernen Pforte" kommt, der engsten Stelle der Schlucht, nur noch 3 Meter breit mit 600 m aufragenden Felswänden.
Danach gilt es noch ein Geröllfeld zu durchqueren und dann sind es immer noch 4 km bis man Agia Roumeli erreicht
Für diesen Tag hatten wir nun wieder einen Ausflug vor, dieses Mal nach Kritsa und Agios Nikolaos.
Wir fuhren zunächst nach Iraklion, dort auf die Schnellstraße Richtung Agios Nikolaos, von dort aus sind es dann nur noch 12 km bis Kritsa. Kurz vor dem eigentlichen Ort liegt die größte Sehenswürdigkeit des Ortes, die Kirche "Panagía i Kerá", die wir allerdings mit Nichtachtung straften, da ich sie mir schon mehrmals angesehen habe und meine Begleiter keine Lust hatten. Also nähere Beschreibung der Kirche in der Reise Kreta 1995.
Das Schönste an Kritsa ist eigentlich der Blick auf das Dorf von unten, wie es in 300 m Höhe am Hang liegt. Die gesamte Hauptstraße des Ortes besteht nur noch aus Souvenirläden und Tavernen, das ursprüngliche findet man nur noch, wenn man sich von dieser Hauptstraße wegbewegt, aber auch hier hatte ich das Gefühl, es war früher viel schöner und so blieben wir nicht lange und fuhren nach Agios Nikolaos.
Agios Nikolaos ist die Hauptstadt des östlichsten Regierungsbezirks Lassithiou und die größte Stadt im Osten der Insel mit 5.000 bis 6.000 Einwohnern. Sie liegt sehr schön am Golf von Mirabello, und diese schöne Lage hat dazu geführt, das sich hier vor allem der Pauschaltourismus ausgebreitet hat. Aber wohl dadurch, dass Agios Nikolaos eine etwas größere gewachsene Stadt ist, konnte der Tourismus ihr nichts anhaben, im Gegensatz zu den kleinen Orten wie Malia oder Limin Chersonisou, die durch den Tourismus völlig zerstört wurden, von den ursprünglichen Orten blieb so gut wie nichts übrig.
Am schönsten ist Agios Nikolaos um den Voulismeni See herum. Von dem See wird behauptet, er sei grundlos tief. Der See wird von Süßwasserquellen gespeist, das sich mit Meerwasser vermischt, denn 1871 ließen die Türken den See durch einen 20 m breiten Kanal mit dem Außenhafen verbinden. Wir liefen ein wenig in Agios Nikolaos herum, tranken in einer Taverne am See Kaffee, beschlossen auch dort gleich zu essen und fuhren dann zurück nach Pitsidia.
Am Vormittag lief im Akropol der Fernseher, und man sah ein Flugzeug, dass in ein Hochhaus des World Trade Centers flog und wir beschlossen, das sei ein blöder Katastrophenfilm. Wir fuhren nach Matala zum Strand, lagerten dort eine Weile und dann musste ich zur Toilette. Auf dem Weg zurück hörte ich deutsche Stimmen aus einem Fernseher und eine Menschentraube deutscher Touristen mit betreten Gesichtern drum herum. Jetzt erst wurde mir klar, dass ich im Fernsehen keinen Film, sondern die traurige Wirklichkeit gesehen hatte. Auch wir gesellten uns zu den Leuten um den Fernseher, wo eine Sondersendung des ZDF übertragen wurde.
Irgendwie war unsere Strandstimmung dahin und wir fuhren zurück ins Akropol, wo wir den Tag mit Lesen verbrachten.
Gegen Abend wollten wir zur Taverne auf dem Berg am südlichen Ende des Komos Strandes. Die Taverne heißt Oasis, der Wirt hat eine deutsche Frau, so war die Bestellung des Essens ganz einfach.
Wir setzten uns zunächst nach draußen, der Blick von dort oben ist spektakulär: über den gesamten Komos Strand bis nach Timbaki, sogar Agia Galini war gut zu erkennen. Leider kam plötzlich ein sehr heftiger Wind auf, es wurde sogar richtig kühl, und wir mussten uns nach drinnen verziehen. Aber durch die großen Fenster war der Blick fast genauso schön. Das Essen war vorzüglich, der Sonnenuntergang großartig.
Um 9:00 brachen wir auf und brachten Renate zum Flughafen, unser Flug nach Berlin ging erst um 19:30. Also fuhren wir zunächst nach Iraklion, liefen dort etwas herum, setzten uns in eine Touristen Taverne, lasen Zeitung und schlugen die Zeit tot.
Um noch etwas anderes zu machen fuhren wir wieder in Richtung Flughafen und dann noch ein Stück weiter in eine Ort namens Karteros, der für die Stadtnähe einen netten Strand hat. Aber irgendwie hatten wir auch keine Lust mehr zum Baden, zumal auch wieder ein recht kühler Wind wehte und unsere Badesachen auch schon verpackt waren, also beobachteten wir nur das Strandleben, hatten auch davon irgendwann genug und fuhren wieder zum Flughafen, gaben unser Auto ab und pünktlich um 19:30 ging es dann zurück nach Berlin.
letzte Änderung: 29.11.2019 · Copyright © 2003 - 2024 by Angelika Rosenzweig