Rhodos ist die größte Insel des Dodekanes (78 km lang und bis zu 35 km breit, 1400 km²), und übertrifft zusammengerechnet sogar die restlichen Dodekanes Inseln. Sie ist touristisches und mit Rhodos-Stadt auch das Verwaltungszentrum des Dodekanes. Mit 300 Sonnentagen pro Jahr zieht die Insel des Sonnengottes Helios Touristen vor allem aus Deutschland, Frankreich und Skandinavien an. Allein die Stadt Rhodos mit 40.000 Einwohnern verfügt über 30.000 Gästebetten.
Die Insel ist nicht so karg wie viele ihrer agäischen Nachbarn, hat reichlich Sandstrände, außerdem. findet man überall eindrucksvolle Zeugnisse der Vergangenheit, diese Vielfalt macht die Insel zu einem beliebten Urlauberziel. Rhodos wird von Norden nach Süden von einer Hügelkette durchzogen, der höchste Berg ist der Atavyros mit 1215 m, die anderen Berge sind jedoch nicht höher als 820 m.
Wir flogen pünktlich um 6:00 in Berlin ab und kamen ebenso pünktlich in Rhodos um 9:00 an. Das Warten aufs Gepäck dauerte wie immer in Griechenland etwas länger. Da wir ja pauschal gebucht hatten, mußten wir uns nicht um den Transfer in unser Hotel kümmern, sondern gingen zum Bus und stiegen dort ein. Der Bus setzte uns dann an einer Ecke ab und der Fahrer zeigte uns die Richtung, wo unser Hotel lag, nämlich am anderen Ende der Straße. Wir zottelten also unser Gepäck die Straße entlang, fanden das Hotel und bezogen unser Zimmer. Das Hotel war recht einfach, bei dem Preis nicht anders erwartet, aber sauber und zweckmäßig.
Wir packten unseren Kram aus, entledigten uns der Reiseklamotten und zogen uns sommerlich an und liefen los, in die Richtung in der wir die Altstadt vermuteten. Wir wohnten so ziemlich am nördlichsten Ende der Neustadt, und kamen so durch das ganze Neustadt Touristen Vergnügungsviertel, mit vielen Restaurants und Geschäften. Mit Hilfe des Stadtplanes gelang es uns dann auch, die erste Sehenswürdigkeit, den Mandraki-Hafen zu finden. Der Hafen wurde ca. 400 v.Chr. angelegt und diente später den Johannitern als Kriegshafen, sie stationierten hier ihre Galeeren.
Über der Hafeneinfahrt soll einmal der "Koloss von Rhodos" - eines der sieben Weltwunder - gestanden haben. Er soll in der Zeit von 304 bis 292 v. Chr. gebaut worden sein und eine Höhe von ca. 32 Metern erreicht haben. Bereits 227 v. Chr. soll der Koloss von Rhodos dann durch ein Erdbeben zerstört worden sein. Aufgebaut wurde er nicht mehr, weil das Orakel von Delphi davor gewarnt hatte, denn es würden ansonsten noch schlimmere Katastrophen folgen.
Im Hafen liegen viele Ausflugsboote und Yachten und Segelboote aus der ganzen Welt. Wir spazierten entlang der Ausflugsboote und sahen von dort aus die ca. 400 Meter langen Mole, auf der noch drei Windmühlen aus dem 15. Jahrhundert stehen, am Ende der Mole steht die kleine Festung Agios Nikolaos aus der gleichen Zeit. Links und rechts der Hafeneinfahrt stehen eigentlich auf Säulen ein Hirsch und eine Hirschkuh, die Wappentiere der Insel Rhodos, aber eins von den Tieren war gerade zur Restaurierung abgebaut, ich weiß allerdings nicht welches von beiden.
Wir bogen dann erst mal nach rechts ab, weil wir dringend eine Bank brauchten, nach viel Fragerei fanden wir auch eine und konnten erst einmal Geld aus dem Automaten ziehen. Wie es immer so ist, später kamen wir an vielen Banken vorbei, aber wenn man eine sucht....
Gegenüber vom Mandraki-Hafen liegt der Neumarkt (die Nea Agora). Auf der Außenseite zum Hafen hin sind Cafes mit recht überhöhten Preisen und gemütlich ist es auch nicht, denn man sitzt direkt an der Hauptverkehrsstraße mit vielen Bussen, Motorrädern und Autos. Wir gingen durch ein Tor und kamen in den Innenhof des Marktes. Hier fanden wir ebenfalls etliche Restaurants, Pitta-Imbißbuden und Andenkenläden, aber von einem richtigen Markt war keine Spur mehr zu finden. So waren wir von dem Markt auch ein klein wenig enttäuscht, aßen aber doch eine Kleinigkeit und es war auch ganz nett.
Nun wollten wir aber doch die berühmte Altstadt finden, orientierten uns an dem Stadtplan und fanden sie natürlich auch. Wir betraten die Altstadt durch das Elefterias-Tor, das am Ende des Mandraki Hafens liegt. Das Tor wurde erst in diesem Jahrhundert von den Italienern bei ihren Restaurierungen der Altstadt in die Mauer gebrochen. Hinter dem Tor befindet sich die Platia Symis, an der sich rechts eine Gemäldegalerie befindet, links der Platia sind die spärlichen Reste eines Tempels aus dem 3. Jh. V. Chr. zu sehen. Schon hier auf dem Platz beginnt das Kopfsteinpflaster, das fast in der gesamten Altstadt zu finden ist und auf dem es sich äußerst bescheiden läuft. Direkt an die Platia Symis grenzt die Platia Argyrokastrou, mit dem alten Ordenshospital an der rechten Seite, heute eine Volkskundemuseum, das um 1350 erbaut wurde. Heute wird ein Teil des Gebäudes als Volkskundemuseum genutzt. Direkt hinter der Platia Argyrokastro erreichten wir den Museumsplatz. Links sahen wir einen schönen türkischen Brunnen.
Vom Museumsplatz führt die Ritterstraße schnurgerade den Berg hinauf. Sie wirkt etwas kahl, denn nicht ein einziges Geschäft oder Souvenirladen ist dort zu finden, sondern in den meisten Gebäuden sind Büros von Archäologen untergebracht.
Wir ließen die Ritterstraße erst mal außer acht und gingen weiter in Richtung Altstadtgetümmel, mit vielen schönen Plätzen, Geschäften mit Lederwaren, Andenken, Klamotten, eben alles was das Touristenherz begehrt. Und überall findet man nette Cafes und Restaurants.
Wir kamen auch zu einem hübschen Platz mit dem Seepferdchenbrunnen am unteren Ende der Altstadt, der leider eine schlimme Vergangenheit hat. Hier wurden 1944 die etwa 1700 Juden von Rhodos von der deutschen Wehrmacht zusammengetrieben und anschließend zu Konzentrationslagern in Osteuropa abtransportiert. Im Gedenken daran wurde dieser Platz in "Platz der jüdischen Märtyrer" = "Platia Martyron Evreon" umbenannt.
An einem anderen schönen Platz machten wir Rast und tranken einen Kaffee, den teuersten, den wir jemals in Griechenland getrunken hatten, fast 7,- DM. Nach unserer Kaffeepause erkundeten wir weiter die Altstadt und kamen dann mehr in ruhigere Gegenden ohne Geschäfte, wie sich dann herausstellte handelte es sich um das Judenviertel. In einer schmalen Gasse weit weg vom Touristentrubel fanden wir durch Zufall die jüdische Synagoge, die wir auch besichtigten. Die 1577 erbaute Synagoge ist einen Besuch wert. Im Osmanischen Reich waren die Juden maßgeblich am Handel beteiligt. In den 30er Jahren lebten noch 4000 Juden auf Rhodos. 1938 emigrierte über die Hälfte von ihnen nach Afrika und Frankreich. Heute leben in Rhodos nur noch ca. 30 Juden.
Eine alte Frau betreut die Synagoge und das kleine Museum. Sie überlebte Auschwitz, und lebt heute von den Spenden, die ihr die Besucher der Synagoge hinterlassen.
Irgendwann waren wir dann genug herumgelaufen, machten uns auf den Rückweg und kamen gegen 18:00 wieder im Hotel an. Saßen noch etwas herum und wollten dann etwas essen, aber dazu nicht mehr so weit laufen und probierten das Restaurant Kamiros, ganz in der Nähe des Hotels. Es schmeckte auch ganz gut. Nach dem Essen saßen wir noch etwas auf dem Balkon herum und beobachteten das Treiben auf "unserem" Platz, die Platia Charitos, benannt nach dem ersten Bürgermeister der Stadt. Das frühe Aufstehen forderte seinen Tribut, um 22:00 war das Licht aus.
Durch unser frühes Schlafengehen wurden wir auch sehr früh wach und waren so schon um 8:00 beim Frühstück (Brötchen, völlig neutral schmeckender Käse und Schinken, ganz aromatische Oliven), sehr wasserhaltiger Kaffee. (Am ersten Tag war das Frühstück noch genießbar, nach 2 Wochen völlig unerträglich, denn es änderte sich nie etwas.)
Im Grand Hotel sollte um 10:30 ein Begrüßungstreffen stattfinden, und da wir nicht wußten, wo das Grand Hotel ist, machten wir uns schon um 9:30 auf den Weg und waren nach 5 Minuten dort. Das Grand Hotel ist ein häßlicher, teurer Pauschaltourist Kasten, direkt an der Strandstraße, also spazierten wir dieselbe noch etwas entlang. Das Neckermann Begrüßungstreffen hätten wir uns schenken können, es war sehr unergiebig.
Nach dem Treffen machten wir uns wieder auf den Weg in Richtung Mandraki Hafen, aßen unterwegs zu Mittag und dann ging's zum Großmeisterpalast, also dieses Mal die Ritterstraße hinauf. Auf der rechten Seite befinden sich die Herbergen der Italiener, Franzosen und der Provence, auf der linken liegt die Herberge der Spanier. Die Ritter waren nach ihrer Herkunft in "Zungen" eingeteilt. Jede Zunge hatte eine eigene Herberge. Auch die deutsche Zunge hatte eine, aber wo sie lag, ist nicht bekannt.
Am oberen Ende der Ritterstraße ereichten wir den Eingang zum Großmeisterpalast. Wir waren etwas zu früh und mußten noch ein wenig auf den Einlaß warten.
Der erste Palast wurde von den Johannitern am Anfang des 14. Jahrhunderts auf den Mauern einer alten Festung aus dem 8. Jahrhundert erbaut. 1856 explodierte das Pulvermagazin der Türken, das in einer Kirche neben dem Palast untergebracht war, der Palast wurde durch die Explosion zerstört.
In den 30er Jahren begannen die Italiener mit dem Wiederaufbau des Palastes, der als Sitz für Mussolini gedacht war, wurde aber nie von ihm eingeweiht oder benutzt.
Die Statuen im Hof stammen aus Kos, (2. und 1. Jahrhundert v. Chr.). Ebenfalls von dort wurden die Mosaiken und Marmorteile geholt, die sich heute im Obergeschoss des Palastes befinden. Die Mosaiken sind sehr sehenswert, sie stellen Szenen aus der Mythologie dar. Im Obergeschoss des Palastes steht eine Kopie der berühmten "Laokoongruppe". Laokoon war ein trojanischer Priester, der. die Bewohner von Troja davor warnte, das Trojanische Pferd in die Stadt hereinzuholen. Als dann aber große Schlangen aus dem Meer krochen und ihn und seine Söhne erwürgten, glaubten die Trojaner, er sei von den Göttern für eine Lüge bestraft worden und holten das Pferd in die Festung, wie die Sache ausging ist ja bekannt. Die Plastik stellt Laokoon und seine beiden Söhne mit den Schlangen dar.
Wir hielten uns etwa eine Stunde im Palast auf und gingen dann nicht die Ritterstrasse zurück, sondern auf der anderen Seite herunter und kamen in eine sehr schöne Straße (Odos Orfeou) mit vielen Cafes. Als wir dann dort saßen und Kaffee tranken (nebenbei nur halb so teuer wie auf dem Platz) hatten wir Blick auf den Uhrturm und konnten dort oben auch Menschen entdecken, man konnte also hinauf.
Der Uhrturm ist aus osmanischer Zeit und sollte den Griechen die Einhaltung der Ausgehzeiten ermöglichen, die bei Strafe einzuhalten waren. Wir fanden den Eingang und erklommen die 66 Stufen auf den Turm hinauf. Von dort oben hat man einen schönen Blick auf die Stadt, die kleine Mühe lohnt sich durchaus. Im Eintritt enthalten ist auch ein Getränk, das es in der daneben liegenden Kneipe gibt und so tranken wir anschließend noch einen Saft.
Nachdem wir dann noch ein wenig in der Altstadt herumgelaufen waren, machten wir uns auf den Rückweg und aßen in einem Restaurant am Strand zu Mittag, in dem wir auf das Begrüßungstreffen wartend einen Kaffee getrunken hatten und das eigentlich sehr nett und griechisch aussah, aber leider war das Essen fad und ungriechisch. Wieder im Hotel angekommen, saßen wir noch etwas auf dem Balkon herum.
letzte Änderung: 29.11.2019 · Copyright © 2003 - 2024 by Angelika Rosenzweig