Um kurz nach 10:00 fuhren wir in Frechen ab, wir d.h. meine Freundin Marlis und ich. Da wir in zwei Tagen in der Toskana sein wollten, fuhren wir zügig auf der Autobahn und waren dann gegen 17:00 am Vierwaldstätter See und fanden in dem kleinen Ort Buochs das nette Hotel Sonnheim direkt am See.
Wir frühstückten am nächsten Morgen gemütlich und fuhren um 9:30 weiter. Leider hatte sich das Wetter verschlechtert, es war grau und kalt und ab und zu regnete es auch. Als wir zum ersten größeren Tunnel kamen, hofften wir auf eine Wetterscheide und nach dem Tunnel ist das Wetter bestimmt besser, aber es wurde eigentlich immer schlechter. Wir mussten auch durch sämtliche Tunnel, denn alle Pässe waren noch gesperrt.
Gegen 17:00 kamen wir in Pisa an und machten uns gleich auf die Suche nach einer geeigneten Unterkunft. Wir fanden das Hotel "Il Giardino", an der Piazza Manin gelegen, sozusagen direkt neben dem Dom und dem schiefen Turm.
Wir machten noch einen kleinen Erkundungsgang und wollten dann dringend etwas essen und gingen fälschlicherweise auch in ein Lokal voller Touristen. Das Essen war dann auch eher schlecht.
Heute liegt die Stadt Pisa zehn Kilometer von der Küste entfernt. Als Pisa im 12. Jahrhundert einen Namen als blühende see- und Handelsmacht hatte, waren es nur drei Kilometer bis zum Meer. Die Ablagerungen des Arno sorgten dafür, dass sich die Küstenlinie immer weiter nach Westen verlegte.
Viele Bauten erinnern noch an die alte reiche Zeit.
Geschichte: Aller Wahrscheinlichkeit nach ist Pisa eine griechische Gründung aus dem 7. oder 6. Jh. v. Chr., später siedelten hier die Etrusker. Bereits die Römer legten in der damals noch am Meer liegenden Stadt einen Hafen an, der für das Imperium militärisch und wirtschaftlich wichtig war. Diese Stellung als Hafenplatz konnte Pisa später auch gegen die Sarazenen behaupten. Der Sieg der mit den Normannen verbündeten Pisaner über die Sarazenen bei Messina und Palermo im Jahre 1063 leitete den Aufstieg der Stadt zur Herrin über das westliche Mittelmeer ein, zum Dank für den glänzenden Sieg begann man mit der Errichtung des Doms.
Am ersten Kreuzzug nahmen die Pisaner mit einem starken Flottenverbund teil und kehrten mit großer Beute heim. Handel und Gewerbe blühten auf; Baumeister, Bildhauer und Maler erbrachten bedeutende, in ganz Europa anerkannte Leistungen. Die Pisaner waren gegen Ende des 11. Jh.s die ersten Bürger in Mittel- und Süditalien, die frei über die Geschicke ihrer Stadt entscheiden konnten. Die politische Macht wurde von einem Zwölferrat ausgeübt.
Auf dem Höhepunkt ihrer Macht kontrollierte die Republik Pisa den nahen Osten, Griechenland, Nordafrika, Sizilien, Sardinien und die Balearen. Doch am 6. August 1284 wurde sie in der Seeschlacht bei Meloria von den Genuesen vernichtend geschlagen und hörte als Großmacht zu bestehen auf. Demokratische und diktatorische Regierungen wechselten ab; Pisa musste Besitzungen und einträgliche Handelsbeziehungen aufgeben, kam zeitweise unter die Herrschaft der Mailänder Visconti, bis es 1406 von Florenz eingenommen und den Medici unterstellt wurde. Die wandten Pisa ihre Aufmerksamkeit zu und unterstützten große Bauvorhaben wie die Regulierung der Flüsse Arno und Serchio sowie den Bau von Brücken und Kanälen. Immer wurde das Geschick von Pisa dem von Florenz verbunden; eine eigenständige Entwicklung gab es nicht mehr.
Im zweiten Weltkrieg erlitt die Stadt durch Bombenangriffe der Alliierten erhebliche Schäden, die jedoch inzwischen behoben sind. Pisa ist die Geburtsstadt des Mathematikers und Naturwissenschaftlers Galileo Galilei (1564-1642).
Nach dem Frühstück brachen wir auf, um Pisa zu erkunden. Zunächst beachteten wir den Dom und den schiefen Turm nicht, den wollten wir uns als Höhepunkt aufsparen. Wir schlenderten durch die Strassen und Gassen, schauten in diverse Kirchen, gingen am Ufer des Arno entlang und kamen so zu der kleinen Kirche Santa Maria della Spina, am linken Ufer des Flusses. Da durch ihre flussnahe Lage ernsthafte Fundamentschäden entstanden, trug man sie 1871 Stein für Stein ab und baute sie erhöht wieder auf. Seinen Namen verdankt sie der Tatsache, dass im Oratorium ein Dorn (Spina) aus der Dornenkrone Christi aufbewahrt wurde, den die Pisaner aus dem Heiligen Land mitgebracht hatten. Die Westfassade wird von zwei Portalen durchbrochen, über denen in den Rundbogenfeldern Rosetten angebracht sind. Bekrönt wird die Fassade von drei Giebeln. Die Seitenfront öffnet sich in Arkaden mit Portalen und mehrachsigen Fenstern zur Straße. Den oberen Abschluss des Gebäudes bilden Tabernakel mit Figuren, die durch Kopien ersetzt wurden, die Originale befinden sich im Museum. Auch die bekannte "Madonna del Latte" im Inneren ist eine Replik.
Auf dem Rückweg gab es noch ein paar Kirchen und schließlich kamen wir zum bekannten Palazzo dei Cavalieri. An der Piazza die Cavalieri stand bis 1562 der Palazzo degli Anziani (Palast der Stadtältesten). In diesem Jahr begann Giorgio Vasari damit, ihn zu erweitern, und so entstand der prächtige Palazzo die Cavalieri, benannt nach den Erziehungskursen für die Ritter (Cavalieri) des Stephansordens, die hier abgehalten wurden. Die eindrucksvolle Fassade ist mit ornamentalen Wappenschildern und den Büsten von sechs toskanischen Großherzögen geschmückt; das weit vorspringende Dach und die Freitreppe mit zwei Läufen bestimmen das Äußere des Palastes, der seit 1810 das damals von Napoleon gegründete Universitätskolleg, eine Eliteschule beherbergt. Vor dem Gebäude steht das Denkmal Cosimos I. aus dem Jahre 1596.
Als Höhepunkt des Tages hatten wir uns den Domplatz mit dem schiefen Turm vorgenommen. Der Turm ist der Glockenturm des Domes und ist sowohl wegen seiner statischen Eigenart als auch wegen seiner architektonischen Schönheit weltbekannt.
Mit seinem Bau wurde 1173 begonnen; der Baumeister Bonanus gelangte jedoch nur bis zum dritten Stock, da sich der Turm wegen des nachgiebigen Schwemmlandbodens nach Südosten neigte.
Erst nach mehr als hundert Jahren führte Giovanni di Simone den Bau weiter, das Einsinken des Turmes versuchte er durch das Abknicken der Turmachse zur Senkrechten hin auszugleichen. 1301 wurden die Glocken zunächst im 6. Stockwerk aufgehängt, die Glockenhaube, die heute den oberen Abschluss bildet, kam erst 1350 dazu.
Um 1590 machte sich Galileo Galilei die Neigung des Turmes zunutze, als er seine berühmt gewordenen Experimente zum freien Fall durchführte.
Heute ist der Turm an der Nordseite 56.5 m, an der Südseite 54,25 m hoch. Im inneren führt eine Treppe mit 294 Stufen zur oberen Plattform.
Wir machten uns auf den Weg nach oben, es war recht eigenartig, denn durch die Neigung des Turmes wird das Gleichgewicht irrgeführt. Die unteren Stockwerke haben kein Geländer und ich traute mich nur an der nach oben geneigten Seite nach draußen, manche trauten sich auch den Turm in der Säulengalerie zu umrunden.
Ganz oben angekommen gibt es dann ein niedriges Geländer, auf der nach unten geneigten Seite hatte ich trotzdem das Gefühl abzurutschen. Aber der Aufstieg hatte sich gelohnt, die Aussicht vom Turm war großartig.
Nach dem ebenfalls schwindelerregenden Abstieg besichtigten wir den Dom Santa Maria Assunta. Der Dom ist ein fünfschiffige romanische Basilika (95 m lang, 32 m breit). 1063 wurde der weiße Marmorbau mit seinen grauschwarzen Streifen begonnen, im 13. Jahrhundert wurde er fertiggestellt. Der Dom, dessen Fassade eine Konstruktion aus mehreren Reihen von Loggien mit einer Fülle von Säulen und Bögen ist, wurde überreich mit Kunstschätzen ausgestattet. Wichtigstes Werk im Innenraum ist die gotische Kanzel des Giovanni Pisano.
Westlich vom Dom steht das Baptisterium, die Taufkapelle, wie bei vielen Kirchen in Italien von der Hauptkirche getrennt. Das 1152 begonnen Gebäude aus weißem Marmor wurde um 1300 vollendet. Es ist mit besonders prachtvollen Ornamenten geschmückt, der Unterbau ist romanisch, ab dem zweiten Stockwerk wurde im gotischen Stil weitergebaut. Die Gesamthöhe des Baptisteriums beträgt 55 m, der innere Durchmesse 35,5 m. Im Innern ist die Kanzel von Nicola Pisano sehenswert.
Nach den vielen Besichtigungen bekamen wir dann Hunger und entdeckten die nette "Trattoria Il Campano" und beendeten dort den schönen Tag.
Gegen 9:00 brachen wir auf. Zunächst fuhren wir nach San Miniato, 45 km östlich von Pisa. Der auf einem Höhenzug gelegene Ort war wegen seiner strategisch günstigen Lage schon in der Römerzeit und später den Langobarden bekannt. Als die alten deutschen Kaiser über diesen Teil Europas herrschten, wurde Mittelitalien von San Miniato verwaltet. Barbarossa und seine Nachfolger reisten gerne in das kleine Städtchen. Daher rührt auch der Beiname San Minatos "al Tedesco". Der letzte Stauferkaiser Friedrich II. ließ an der höchsten Stelle der drei Hügel, aus denen der Ort liegt, eine Burg mit einem weithin sichtbaren Turm errichten. Heute steht jedoch nur noch eine Nachbildung. Der Dom der Stadt, er stammte aus dem 12. bis 15. Jahrhundert, war eine schlichte Wehrkirche, der Wachtturm wurde später in einen Campanile umgewandelt. Schöne Fresken gibt es in den Kirchen Chiesa del Crocifisso und del Lorentino sowie im Saal des Rathauses, das aus dem 14. Jahrhundert stammt.
Nach der Turmbesteigung und einem Rundgang durch die nette kleine Stadt fuhren wir über Empoli nach Fiesole. Auf dieser Strecke kommt man zu einer Terrasse, von der aus man einen wunderbaren Blick auf Florenz hat.
Das alte Städtchen Fiesole, in reizvoller Hanglage nur wenige Kilometer nordöstlich von Florenz ist ein beliebtes Ausflugsziel von Florenz aus.
Von einem Kollegen hatten wir eine Adresse eines netten Hotels in Fiesole, von hier aus wollten wir dann Florenz erkunden. Wir fanden das Hotel, aber es war leider "completo". Also tranken wir in einer überfüllten Kneipe erst mal einen Kaffe und sahen uns das Treiben in dem kleinen Ort an und beschlossen, hier doch nicht bleiben zu wollen, wir hatten so die Assoziation zu Rüdesheim am Rhein.
So fuhren wir weiter und kamen nach Impruneta, es gab nur ein sehr düsteres Hotel mit schmuddeligen schiefen Betten. Unser nächstes Ziel war Greve. Ein netter Ort, auch das Hotel war sehr schön, aber viel zu teuer für uns.
Dann führte uns unser Weg nach Castellina in Chianti, ein Touristenort, wieder Rüdesheim ähnlich, fest in deutscher Hand, nicht mal besonders hübsch und außerdem auch alles besetzt. Dann kamen wir nach Poggibonsi, dort gab es nur zwei Hotels, aber beide waren wenig einladend.
Nun hatten wir in unserem Reiseführer noch ein Hotel in Siena gefunden, mitten in der Stadt. Das Hotel wirkte auch sehr einladend, war aber auch besetzt.
Inzwischen war es schon fast 21:00 und wir wollten eigentlich nicht mehr in der Gegend herumfahren. Als wir Siena gerade wieder verlassen wollten kamen wir schon außerhalb der Stadtmauern am Hotel Italia vorbei und starteten wieder einen Versuch. An der Rezeption ein alter Nachtwächter, der meinte es sein noch was frei, aber das Zimmer hätte zwei Bäder, ob uns das stören würde, war uns aber egal. Wir sahen uns das Zimmer an, es hatte nicht nur zwei Bäder, sondern auch 5 Betten, aber es war sauber und so nahmen wir es. Nun galt es noch das Auto, la machina unterzubringen und der Opa erklärte uns, ständig schnoddernd 3 mal den Weg zum Parkplatz, den wir dann auch überraschenderweise fanden.
Nach kurzem Händewaschen wollten wir noch etwas essen gehen, als wir wissen wollten, ob wir den Schlüssel abgeben sollten oder mitnehmen, zerrte der rötzelnde Opa an meiner Tasche, wohl um mir klar zu machen; ich sollte ihn dort reintun und wir durften erst gehen, als ich es auch getan hatte.
Das Hotel lag ganz in der Nähe des Stadttores "Porta Camollia", wir gingen hindurch und fanden auch ziemlich bald so eine Art "Vorstadtkneipe", wo uns eine abgearbeitet Wirtin leckeren grünen Spargel servierte und nach dem Essen einen Grappa.
Danach gingen wir zurück in unser Zimmer und suchten uns ein Bett aus.
letzte Änderung: 29.11.2019 · Copyright © 2003 - 2024 by Angelika Rosenzweig