Wir frühstückten um 9:00, packten unsere Sachen, zogen die Katzen auf die Nachbarterrasse um und fuhren gegen 12:00 mit einem Taxi zum Flughafen. Die Fahrt dauerte wieder eine halbe Stunde und wir flogen pünktlich um 13:35 ab und landeten um 14:35 in Bombay.
Für zehn Pfund Jahresgebühr vermietete die britische Regierung die sieben moskitoverseuchten Inseln, auf denen heute Bombay steht, 1668 an die East India Company. Danach begann die rasche Entwicklung vom Fischerdorf zum Handelszentrum. Die East India Company verlegte ihren Sitz von Surat nach Bombay, 1854 wurde die erste Eisenbahn in Indien von Bombay aus gebaut. Die Stadt wuchs weiter, durch Landgewinnung schmolzen die sieben Inseln zusammen. Der Aufschwung Bombays dauert bis heute an.
Bekannt ist Bombay, liebevoll "Bollywood" genannt, auch durch seine Filmindustrie, jährlich entstehen 150 Filme.
Obwohl Bombay schon jetzt zu einer der dicht besiedelsten Städte der Erde zählt, strömen nach wie vor täglich Hunderte von Zuwanderern aus dem Hinterland in die City of Gold, um ihren Anteil am großen Kuchen zu erhaschen. Prognosen für das Jahr 2020 sagen eine Bevölkerung von alptraumhaften 25 Millionen voraus.
Die Atmosphäre dieser jungen zukunftsorientierten Stadt in einem Land, das in Jahrtausende alten Traditionen wurzelt, dieser Widerspruch macht Bombay zu einer spannenden Metropole.
Beim Ausgang aus dem Flughafen entdeckten wir eine Zimmervermittlung des Touristbüros und buchten das Hotel Harbour View in Collaba, das einen kostenlosen Transfer vom Flughafen anbot. Der Hotelfahrer kam auch gleich und brachte uns in ein nettes Hotel ganz in der Nähe vom Taj Hotel, Zimmer mit Blick aufs Wasser, sehr klein, aber sauber und nett.
Wir kamen um 16:30 im Hotel an, machten uns kurz frisch um dann noch einen kleinen Gang vorbei am Taj Hotel zum Gateway of India zu machen. In der Zeit, als die meisten Indienreisenden noch auf dem Seeweg ankamen und Bombay noch Indiens wichtigster Hafen war, traf die Bezeichnung Gateway of India (Tor nach Indien) im wahrsten Sinne des Wortes zu.
Heute ist es lediglich noch Bombays Wahrzeichen Nummer eins: Geboren wurde die Idee zum Bau eines derartigen Tores anlässlich des Besuches von König George V. im Jahr 1911. Offiziell fertiggestellt und seiner Bestimmung übergeben wurde der 26 Meter hohe Triumphbogen jedoch erst 1924.
Architektonisch ist es ein konventioneller Triumphbogen mit Elementen, die auf den moslemischen Stil des 16. Jahrhunderts von Gujarat zurückgehen. Als Material diente gelber Basalt. Er steht an exponierter Stelle auf dem Apollo Bunder. Das ist Bombays abendlicher Treffpunkt. Im kleinen angrenzenden Park steht das Reiterstandbild des Marathenfürsten Shivaji (1627-1680), der zum Führer des Widerstandskampfes gegen die Mogul-Herrscher aufstieg und heute als Idol nationaler Eigenständigkeit verehrt wird.
Überragt wird das Gateway vom renommiertesten Hotel Indiens, dem Taj Mahal Intercontinental. Bauherr war der indische Industrielle J.R. Tata, der sich, nach dem man ihm den Zugang zu einem Hotel mit dem Hinweis "For Europeans only" verweigert hatte, kurzerhand entschloss, das beste Hotel Bombays zu errichten. Das Vorhaben ist ihm mehr als gelungen. Die Luxusherberge mit ihren unzähligen Restaurants und Bars, Swimmingpool, Fitness Club und Business Center ist nicht nur das berühmteste Hotel Indiens, sondern weltweit eines der besten überhaupt. Dem Charme des 1903 eröffneten Gebäudes konnte auch der Bau des 1973 hinzugefügten zwanziggeschossigen Erweiterungsbaus nichts anhaben. Allerdings hat dadurch das unmittelbar davor platzierte Gateway of India viel von seiner einst imposanten Ausstrahlung eingebüßt.
Wir gingen dann noch in Richtung Bahnhof, drehten aber dann bald um. Gegen sieben Uhr waren wir wieder zurück und aßen im Hotel zu Abend. Vom Hotelfenster aus konnten wir ein Gartenrestaurant sehen, das direkt am Wasser lag, und dort wollten wir dann noch hin, aber es stellte sich heraus, dass es sich um einen Privatclub handelte und so machten wir nur noch einen kleinen Spaziergang.
Nach dem Frühstück auf der Dachterrasse gingen wir zuerst zum Taj Hotel, kauften dort eine sehr teure Süddeutsche Zeitung folgten der vom Gateway of India nach Nordwesten verlaufenden Strasse und kamen zu einem Platz, dem Wellington Circle.
Der von hier nach Süden abzweigende Colaba Causeway wird eigentlich erst nach Sonnenuntergang richtig lebendig, wenn hier unzählige Straßenhändler auf den eh schon schmalen Bürgersteigen ihre Verkaufsstände aufbauen, und wird so zu einem viel besuchten Night Market. So früh am Morgen war hier aber überhaupt noch nichts los und wir nahmen uns ein Taxi zum berühmten Crawfort Market. Der Taxifahrer brachte uns in ein etwas vergammeltes Viertel und zeigte vage in eine Richtung und murmelte etwas von Market.
Also stiegen wir aus und liefen etwas ziellos durch die Straßen auch durch eine Markthalle hindurch. Es gab alles zu kaufen, was man so braucht, vom Handy bis zur Seife. In einem kleinen Restaurant machten wir Pause, tranken aber nur ein muffiges Sodawasser.
Brigitte wollte dann lieber wieder zurück und wir setzten sie in ein Taxi. Wir wollten zurück laufen, um uns noch den berühmten Bahnhof Bombays, den Victoria Terminus anzusehen. Er liegt am menschen- und autoüberfüllten Nagar Chowk und ist einer der meistbenutzten und architektonisch beeindruckendsten Bahnhöfe der Erde. Der verzierte braune Sandsteinbau aus dem Jahre 1888 gilt als der schönste Bau viktorianischer Gotik in Indien.
Gegenüber vom Victoria Terminus liegt das Rathaus. Der Prachtbau wirkt mit seinem 71,5 m hohen Turm ebenso imponierend wie das Bahnhofsgebäude.
Nach Besichtigung des Bahnhof hatten auch wir genug und schlugen wieder die Richtung zu unserem Hotel ein und kamen an einem Kinorestaurant vorbei, das uns zum anhalten bewegte, denn dort gab es gezapftes Bier. Wir holten dann Brigitte vom Hotel ab, um zu Mittag zu essen und machten wieder einmal den Fehler eine Touristenkneipe aufzusuchen, das in der Travellerszene bekannte Leopold's. Nach dem Essen fragten wir uns, warum so viele Leute dort saßen und man kaum einen Tisch bekam, denn das Essen war mal wieder teuer und schlecht.
Dann lungerten wir den Rest des Abends im Hotel herum und warteten auf unsere Abreise, denn wir hatten auch keine Lust mehr, uns noch irgendetwas anzusehen. Da wir drei Stunden vor Abflug da sein sollten, fuhren wir kurz vor elf los und hatten dann trotz schleppender Abfertigung im Flughafen noch jede Menge Zeit, die wir mit Uno spielen totschlugen.
letzte Änderung: 27.11.2019 · Copyright © 2003 - 2024 by Angelika Rosenzweig