Als erstes kauften wir unsere Bustickets für den Bus nach Ajmer, brachten dann unsere Karten zur Post, und machten dann noch einen Bummel durch die Altstadt Jaipurs.
Am frühen Vormittag, wenn die Häuserfassaden mit ihren winzigen Fenstern, bogenförmigen Eingängen, geschwungenen Balkonen und Kuppeldächern im Licht der tiefstehenden Sonne in einem satten Rosa erstrahlen, ist die Stadt besonders sehenswert.
Wir aßen noch im Hotel zu Mittag und fuhren dann um 15 Uhr mit dem Bus nach Ajmer und kamen dort um 17:30 an.
Die einzige Übernachtungsmöglichkeit in Ajmer war das Tourist Bungalow, sie waren aber ziemlich gut besetzt und so mussten wir mit einem ziemlich schrecklichen Zimmer vorlieb nehmen, aber dafür kostete es auch nur umgerechnet 3 DM.
Man hatte eher den Eindruck von einer Doppelzelle als von einem Zimmer, das Bad war auch sehr luxuriös, das Klo war ein Loch im Boden, man musste allerdings drei Stufen hinauf gehen.
Im Tourist Bungalow aßen wir auch zu Abend und suchten dann die Bar auf, wo uns der schwätzende Schweizer aus Varanasi wieder begegnete. Als er hörte, dass wir Deutsch sprachen fragte er, ob er sich zu uns gesellen dürfte, er hatte wohl Langeweile. Er schwätzte uns voll, erzählte uns, er sei schon über siebzig und seine Frau will so weite Reisen nicht mehr machen, schimpfte über das Drecksland Indien und in Singapur sei es doch viel schöner und in der Orchard Road, nein in einer Nebenstraße davon gibt es sogar ein Lokal, wo man Schweizer Röschti essen kann und die hätte er in ganz Indien noch nicht bekommen und sowieso sei das Essen ganz schrecklich usw. usw. Am Nebentisch saßen noch ein deutsches Ehepaar, Renate und Kurt, die sich dann auch noch mit zu uns an den Tisch setzten, und so wurde den Abend über geschwätzt und die Bar-Ratte beobachtet, die ab und zu durch den Raum huschte.
Unser erster Gang des Tages führte uns zum Bahnhof, weil wir für den nächsten Tag Fahrkarten kaufen wollten, aber man erklärte uns die Fahrkarten könnten wir erst vor Abfahrt des Zuges kaufen. Dann konnten wir unser Zimmer gegen ein De Luxe Zimmer tauschen, was wirklich deutlich besser war und auch ein richtiges Bad hatte aber auch nur unwesentlich teurer war.
Wir trafen uns dann mit Renate, Kurt und dem Schweizer, weil wir zusammen nach Pushkar fahren wollten. Auf der Fahrt dorthin im Bus schimpfte der Schweizer ununterbrochen auf das Drecksland, es war schon ein bisschen peinlich, aber es verstand uns ja wenigstens niemand.
Pushkar ist nur 11 km von Ajmer entfernt, ein uralter hinduistischer Wallfahrtsort. Bereits in den hinduistischen Epen wird der kleine Ort um den heiligen See als Wallfahrtsort erwähnt., und Anfang des 5. Jahrhunderts berichtete der chinesische Reisende Fu Hsien von den Pilgerscharen, die hierher aus ganz Indien anreisten. Selbst die großem Mogulherrscher Akhbar und Shah Jahan sollen ihrer Pilgerreise nach Ajmer einen Besuch in Pushkar angeschlossen haben. Erst der fanatische Aurangzeb ließ fast alle der bis dahin über 100 den See säumenden Tempel zerstören.
Wir verbrachten nicht allzu viel Zeit in Pushkar, so besonders gefiel es uns nicht und fanden uns dann beizeiten wieder an der Bushaltestelle ein. Schließlich kam auch ein Bus, der rappelvoll war, und jede Menge Menschen wollten auch einsteigen. Einigermaßen intelligent wäre es gewesen, die Leute aus dem Bus erst aussteigen zu lassen, aber nicht so die Inder, die einen versuchten reinzukommen, die anderen raus und so gab es nur ein heilloses Durcheinander und Gedrängel.
Die ganze Aktion dauerte mehr als eine halbe Stunde, wäre aber bei normalem Verhalten des Aus- und Einsteigens sicher in 10 Minuten erledigt gewesen. Als sich alle zurechtgedrängelt hatten, stiegen wir dann völlig normal in den Bus ein und fanden auch noch ein Plätzchen.
Am Abend hatten wir uns mit dem Ehepaar und dem Schweizer zum Essen im besten Restaurant von Ajmer, dem Honey Dew verabredet. In dem Restaurant waren überwiegend indische Gäste, und so war auch das Essen, ganz hervorragend und eben indisch.
Allerdings hatte unser Schweizer mal wieder ein Problem, er hatte sich einen Tomatensalat bestellt und bekam einen Teller mit in Scheiben geschnittenen Tomaten und ein wenig grüne Gurke garniert, aber es fehlt vinagre and oil. Eben dies bemängelte er bei dem Kellner, der recht verständnislos guckte, aber mit dem Teller in Richtung Küche verschwand.
Man sah dann mehrere ratlose Kellner auf den Salatteller glotzen und nach einer Weile kam er mit dem Teller zurück, dieses Mal ohne die grünen Gurken, aber auch ohne Essig und Öl. Wir versuchten unserem Schwätzer klar zu machen, dass Salat mit Essig und Öl in Indien unüblich sei, aber er ließ sich nicht belehren und meckerte die ganze Zeit über das Essen, dabei war es wirklich köstlich.
Da nun Sylvester war, wollten wir das nicht so unbemerkt verstreichen lassen und der Schweizer bot uns sein Zimmer zum Feiern an, weil er der einzige war, der eine Heizung im Zimmer hatte und es wurde nachts doch recht kühl. Auf dem Rückweg vom Restaurant zum Hotel kauften wir Whiskey, die dazugehörende Cola wollten wir dann in unserer Bar kaufen. Da es aber schon 10 Uhr war, die Bar schließen wollte, bekamen wir gerade noch so eine kleine Flasche Cola, für 5 Personen nicht gerade üppig. Also tranken wir den Whiskey pur und Renate und Kurt spendierten ihr mit Micropur aufbereitetes Wasser. Von Sylvester war sonst nichts zu merken und wir stießen dann um Mitternacht auf das Neue Jahr an und saßen dann noch bis gegen 4 Uhr morgens zusammen.
letzte Änderung: 27.11.2019 · Copyright © 2003 - 2024 by Angelika Rosenzweig