Eigentlich sollten wir um kurz vor 14:00 Uhr nach Khajouraho fliegen, aber irgendwas hatte nicht geklappt, jedenfalls kam der Flieger nicht. Als wir um 17:00 endlich fliegen konnten, war Khajouraho nicht mehr möglich, denn es kann nicht im Dunkeln angeflogen werden.
Also brachte man uns nach Agra und am nächsten Morgen um 6 Uhr sollte es dann weiter nach Khajouraho gehen.
Wir wurden im Clarks Hotel in einem kalten und dunklen Zimmer untergebracht. Die Nacht verbrachten wir beide mit Magen/Darmproblemen und so sahen wir uns am nächsten Morgen nicht in der Lage aufzustehen und irgendwohin zu fliegen.
Wir wollten nicht in diesem schrecklich kalten und dunklen Zimmer im Clarks bleiben, die besseren Zimmer waren uns zu teuer. Also zogen wir um ins Hotel Amar. Das Zimmer war ganz nett und hatte vor allem eine richtig gut funktionierende Dusche. Wir fühlten uns beide noch ein wenig schlapp, machten uns dann aber doch auf den Weg, zuerst zum Tourist Office und dann zum Taj Mahal.
Dieses berühmte Bauwerk ließ Shah Jahan zum Gedenken an seine geliebte Frau Mumtaz Mahal errichten. Liebe war es, die Shah Jahan dazu bewegte, seiner Frau ein Denkmal zu errichten. 17 Jahre war er mit ihr verheiratet, als sie im Jahr 1629 bei der Geburt des 14. Kindes starb. Mit dem Bau begann man 1632, aber erst 21 Jahre später wurde es vollendet. Mehr als 20.000 Arbeiter waren am Bau beteiligt, die Arbeiter kamen nicht nur aus Indien, sondern auch aus Zentralasien.
Die Experten holte man sich noch viel weiter her, der Franzose Austin aus Bordeaux, der Italiener Veroneo, der Architekt Isa Khan aus Shiraz im Iran.
Das Taj Mahal steht auf einer erhöhten Marmorplatte, an deren vier Ecken sich Minarette befinden. Das Hauptgebäude besitzt eine mächtige Hauptkuppel umgeben von vier kleinen Kuppeln.
Die Särge von Mumtaz Mahal und Shah Jahan sind in einer tiefer gelegenen Gruft aufgestellt, die beiden Särge im oberen Raum sind Nachbildungen, eine durchaus gängige Praxis bei indischen Mausoleen.
Obwohl das Taj Mahal aus fast jedem Blickwinkel bewundernswert ist, so liegt doch die besondere Kunst diese Bauwerks im Detail. Halbedelsteine sind in Marmor eingelegt, durch die die schönsten Motive geschaffen wurden.
Am Taj Mahal war die Hölle los, Himmel und Menschen und so beschlossen wir, es am nächsten Morgen noch einmal zu versuchen.
Wir frühstückten schon um 7 Uhr, das Frühstück war zwar nicht bemerkenswert, aber dafür sehr billig.
Um 9:00 waren wir dann wieder am Taj Mahal, es war zwar auch voll, aber nicht ganz so schlimm wie am Vortag, und so wurden doch jede Menge Fotos gemacht.
Als nächsten Besichtigungspunkt hatten wir nun das Rote Fort auf dem Programm.
Begonnen wurde mit dem Bau dieses massiven Forts unter der Herrschaft von Akbar im Jahr 1565. Die Fertigstellung der Anbauten zog sich aber noch bis zur Regentschaft seines Enkels Shah Jahan hin. Während unter Akbar das Fort für rein militärische Zwecke gedacht war, legte Shah Jahan bereits mehr Wert darauf, es in einen Palast umzuwandeln. Viele Ereignisse, die zum Bau des Taj Mahal führten, hatten hier ihren Ursprung. Shah Jahan, der Erbauer des Taj Mahal, wurde in diesem Fort von seinem Sohn gefangen gehalten und starb in einem Zimmer, von wo aus er einen Blick auf sein Meisterbauwerk hatte.
Das Fort ist umgeben von einer 20 m dicken und 2,5 km langen Mauer, an deren äußerer Seite auch noch ein 10 m breiter Graben verläuft. Auch das Fort liegt am Ufer des Yamuna River. Lediglich das Amar Singh Gate im Süden kann als Eingang benutzt werden. Innerhalb der Mauern kommt man sich vor wie in einer besonderen Stadt. Das Fort ist noch schöner als das Fort in Delhi, denn alles ist viel besser erhalten.
Nachfolgende Gebäude sind im Fort-Gelände zu bewundern:
Moti Masjid: Diese Perlenmoschee im Fort entstand während der Herrschaft von Shah Jahan in den Jahren 1646-1653. Eine Inschrift in der Moschee vergleicht sie mit einer fehlerfreien Perle. Der Innenhof der Moschee ist umgeben von einem Kreuzgang. In der Mitte ruht ein Marmorsarkophag.
Diwan-i-Am: Diese Halle der öffentlichen Audienzen wurde ebenfalls unter der Herrschaft von Shah Jahan gebaut. Mit dem Bau waren allerdings schon die Vorfahren von Shah Jahan beschäftigt. Mit Sicherheit geht aber der Thronsaal mit seinen Intarsienarbeiten auf Shah Jahan zurück. Auf diesem Thron nahm er bei Audienzen Platz, um seine Ratgeber anzuhören, oder Bittstellern sein Ohr zu leihen.
Diwan-i-Khas: Auch diese Halle der Privataudienzen ließ Shah Jahan erbauen (1636-37). In ihr empfing er Würdenträger und Botschafter fremder Länder. Die Halle besteht aus drei Räumen, die durch drei Bogen miteinander verbunden sind. Hier stand der berühmte Pfauenthron bevor ihn Aurangzeb nach Delhi transportieren ließ.
Musamman Burj: Nahe der Diwan-i-Khas und der kleinen Mina Masjid steht dieser achteckige Turm. Er wurde von Shah Jahan für seine Lieblingsfrau Mumtaz Mahal gebaut. Es ist ein weiteres Merkmal seiner Baukunst, in dem er 1666 starb. Sieben Jahre saß er im Musamman Burj gefangen.
Der Palast Jehangirs: Man nimmt an, dass Akbar diesen Palast für seinen Sohn bauen ließ. Er ist die größte private Residenz im Fort. Der Palast war das erste Gebäude innerhalb des Forts, als mehr und mehr Wert auf private Nutzung des ursprünglich militärischen Bauwerks gelegt wurde. Interessant ist dieser Palast im Hinblick auf seine architektonischen Stilrichtungen mit Einflüssen des Hinduismus und aus Zentralasien. Dies steht völlig im Gegensatz zu dem Mogulstil, der sich unter Shah Jahan entwickelte.
Gegen 15:00 waren wir wieder im Hotel und aßen dort eine Kleinigkeit zu Mittag. Anschließend wollten wir noch Ansichtskarten kaufen, aber leider hatte alles wegen Weihnachten geschlossen.
Über das Tourist Office hatten wir einen Ausflug nach Fatehpur Sikri gebucht und wurden auch pünktlich an unserem Hotel abgeholt
Zwischen 1570 und 1586, das war die Zeit der Herrschaft von Akbar, war Fatehpur Sikri die Hauptstadt des Mogulreiches. Die Stadt liegt 40 km westlich von Agra. Aber genauso plötzlich und übereilt, wie sie gebaut wurde, gab man sie auch wieder auf. Heute ist es eine nahezu perfekt erhaltene Mogulstadt, Die aber auch etwas leblos wirkt.
Die Legende berichtet, dass Akbar ohne männliche Erben war. Um dies zu ändern, pilgerte er zu dem Heiligen Shaik Salin Chisti in Sikri. Dieser verhieß ihm die Geburt eines Sohnes, des späteren Herrschers Jehangir. Aus Dankbarkeit taufte Akbar seinen Sohn auf den Namen Salim. Das war aber noch nicht alles. Akbar verlegte auch die Hauptstadt seines Reiches nach Sikri und stampfte eine neue strahlende Stadt aus dem Boden. Später wurde sie jedoch wieder aufgegeben, angeblich wegen Schwierigkeiten bei der Wasserversorgung.
Wir betraten das Gebäude durch die Buland Darwaza, das Siegestor. Es erinnert an Akbars Sieg in Südindien. Dieses beachtliche Tor erreicht man über eine nicht weniger beeindruckende Treppe.
Eine Inschrift im Torbogen besagt: "Die Welt ist eine Brücke, überschreite sie, aber baue keine Häuser auf ihr. Wer eine einzige Stunde des Glücks erhofft, mag die Ewigkeit erhoffen" Hinter dem Tor öffnet sich ein weiter Platz mit der Dargah Moschee. Diese Moschee soll eine Nachbildung der Moschee von Mekka darstellen. In der Moschee ist das Grab (dargah) des Shaik Salim Chisti, umgeben von Gitterfenstern aus Marmor. Noch heute kommen, genauso wie Akbar vor vier Jahrhunderten, kinderlose Frauen zu dem Grab des Heiligen, um Kindersegen zu erflehen.
Wir verließen das Moscheegelände durch das östliche Tor, und kamen zum Jodh Bai-Palast: Auch hier besteht die Architektur wieder aus einer Mischung hinduistischer Säulen und moslemischer Kuppeldächer. Wir bogen dann in westliche Richtung ab und kamen zunächst zum Bhirbal Bhawan: Dieser besonders elegante, aber kleine Palast wurde entweder für oder von Raja Birbal, dem wichtigsten Hofbeamten Akbars, gebaut. Seine Motive und die gesamte Ausführung sind meisterhaft. Victor Hugo, der französische Schriftsteller aus viktorianischer Zeit, beschrieb diesen Bau als entweder sehr kleinen Palast oder sehr großen Schmuckkasten. Zum Palast gehören ausgedehnte Stallungen mit fast 200 Boxen für Pferde und Kamele. Steinringe zum Festmachen der Tiere sind noch immer zu sehen.
Wir kamen dann zur Karawan Sarai (Karawanserei), ein großer Innenhof, umgeben von Unterkünften, die von Kaufleuten benutzt wurde. Unweit des Jodh Bai Palastes steht dieses Haus der Miriam, das früher von der Mutter Jehangirs bewohnt wurde. Damals sah es aber wesentlich prächtiger aus, denn es war über und über mit Gold belegt, daher wird es auch das goldenen Haus genannt.
Als nächstes das Panchab Mahal, ein kleiner fünfstöckiger Palast vermutlich früher von den Hofdamen benutzt wurde. Ursprünglich waren die Seiten zugemauert, aber die Wände wurden entfernt, um die offenen Kolonnaden innen sichtbar werden zu lassen. Jedes der fünf Stockwerke ist kleiner und versetzt auf das untere Stockwerk gebaut worden, also wie eine Pyramide, so dass oben nur noch Platz für einen kleinen Kiosk bleibt. Die Kuppel wird von vier Säulen getragen. Im unteren Stockwerk stehen 56 Säulen, von denen nicht zwei gleich sind.
Dann war dort noch das Ankh Michauli, übersetzt bedeutet er etwa "Verstehen und Suchen". Man vermutet, dass dieser Bau als Archiv für Schriftstücke benutzt wurde. Wozu die mit steinernen Monstern verzierten Säulen besser passen, bleibt der Phantasie des Besuchers überlassen. In einer Ecke befindet sich ein Platz, der mit einem Baldachin überzogen ist. Dort lebte Akbars Hindu-Guru, der ihm weissagte und ihn unterrichtete.
Auch hier gibt es wieder den Diwan-i-Khas, die Halle für Privataudienzen. Das Äußere dieser Halle ist schlicht. Eine Steinsäule in der Mitte des Gebäudes stützt einen flachen Thron. Von den vier Ecken des Raumes führen Stege quer durch den Raum bis zum Thron. Man nimmt an, daß Akbar auf diesem Mittelsitz Platz nahm, während seine vier wichtigsten Minister in den vier Ecken Platz hatten.
Hinter den Toren, am Nordosten der Geisterstadt liegt die Halle der öffentlichen Audienzen Diwan-i-Am. Zu ihr gehört ein großer offener Innenhof, umgeben von Kreuzgängen. Neben der Diwan-i-Am ist der Pakchisi-Garten, der wie ein gigantisches Brettspiel angelegt wurde.
Nach diesem sehr schönen Ausflug, bummelten wir noch durch Agra, fanden eine sehr schöne Einkaufsstraße, wo wir zwei messingfarbene Kerzenhalter kauften und setzten uns dann in ein finsteres, aber gutes Essen anbietendes Restaurant und füllten dort unsere erworbenen Ansichtskarten aus. Wir brachten sie dann auch gleich zur Post. Nicht weit von unserem Hotel entfernt war ein kleine Hotelanlage mit einem großen Garten. Dort konnte man sogar draußen sitzen, was wir dann auch taten und ein köstliches Bier tranken.
Für diesen Tag hatten wir ein Alternativ Programm zu den ganzen Gemäuern, Städten und Tempeln. Wir fuhren mit dem Bus nach Bharatpur zum Vogelpark und Naturschutzgebiet, dem Keoladeo-Ghana-Nationalpark. Bharatpur ist 55 km von Agra entfernt, und wir erreichten Bharatpur mit dem Bus nach ca. 2 Stunden Fahrzeit. Wegen des 6 km südlich vom Stadtzentrum gelegenen Keoladeo-Vogelschutzparks gilt Bharatpur heute als Mekka für Ornithologen aus aller Welt. Das Gebiet des heute 29 km2 großen Nationalparks liegt in einer natürlichen Senke, die sich während der Monsunzeit im Sommer mit Wasser füllt. So sammelten sich hier seit jeher Wasservögel, und war für die Maharajas von Bharatpur ein willkommenes Jagdgebiet. Um ganzjährig jagen zu können und nicht nur nach der Regenzeit, wenn mit dem zurückgehenden Wasserspiegel auch die Vögel abzogen, ließen die Herrscher von Bharatpur künstliche Bewässerungskanäle und Dämme errichten. Das von den Menschen gestaltete Feuchtgebiet entwickelte sich rasch zu einem Magnet für die Vogelwelt.
Heute gehört es zu den bedeutendsten Vogelschutzgebieten der Erde. Etwa 370 Vogelarten wurden bisher in Bharatpur beobachtet, davon allein über 100 Zugvogelarten aus nordasiatischen Gebieten wie Japan und Sibirien.
Speziell in den Wintermonaten November bis Mai und während der Brutzeit in den Monsunmonaten Juli bis Mitte September sind die beiden seichten Seen mit den kleinen Bauminseln in der Mitte des Parks Heimatstätte von Zehntausenden von Kormoranen, Reihern, Fasanen, Löfflern, Gänsen, Adlern, Enten und Störchen sowie unzähligen andern Vogelarten. Wenn man weiß, dass allein die über 2.000 Störche täglich etwa 5 Tonnen Futter benötigen, erstaunt es immer wieder, welch enorme Fischmenge die seichten Gewässer in sich bergen.
Wir liefen ungefähr 3 Stunden durch den Park und sahen dadurch nur ein Bruchteil von dem was man hätte sehen können, aber auf die Idee, dass man sich auch ein Fahrrad leihen kamen wir nicht, denn es war nicht so affensichtlich zu erkennen, dass es Fahrräder zu mieten gab. Aber es war trotzdem sehr schön, ruhig und erholsam.
Da es sich um eine Vollmondnacht handelte und wir gelesen hatten, das Taj Mahal sei im Vollmondlicht besonders schön, brachen wir als es dunkel war noch einmal zum Taj Mahal auf, wunderten uns schon, dass außer uns niemand auf die gleiche Idee zu kommen schien. Als wir dort ankamen war keine Menschenseele da und das Taj hatte geschlossen. Irgendwelche radikalen Fanatiker hatten eine Bombendrohung gegen das Taj ausgesprochen und so blieb es aus Sicherheitsgründen nachts geschlossen und wir kehrten unverrichteter Dinge zurück.
letzte Änderung: 27.11.2019 · Copyright © 2003 - 2024 by Angelika Rosenzweig