Nach der vielen Fahrerei am Vortag, hatten wir keine Lust uns im Auto fortzubewegen, sondern blieben „zuhause“. Erst kauften wir für das Frühstück ein, um dieses dann auf unserem Balkon zu verzehren. Dann faulenzten wir erst auf dem Balkon, dann am Strand, unterbrachen das lesende Faulenzerdasein für ein kleines Mittagessen mit Salat und Zaziki, um uns denn am Abend wieder auf den Balkon zu begeben.
Bis gegen halb zehn waren wir entschlusslos, aber dann packte uns der Schwung und wir wollten etwas sehen. Wir blieben auf der alten Strasse, die durch Platanias, das inzwischen nahtlos von Agia Marina übergeht. Die Straße führte nun an Orangenhainen entlang, die von hohem Schilf umgeben sind. Der nächst Ort dann Maleme. Hier war 1941 der Flughafen von Chania, den die Deutschen in den ersten Tagen der Invasion nach harten Kämpfen eroberten. Hier befindet sich auch der berühmte Soldatenfriedhof, aber den hatten wir schon 1998 besichtigt (siehe dort). Kurz hinter Maleme bogen wir nach links Richtung Paleochora ab.
Auf einer sehr schönen Strasse (Zustand und Landschaft) mit schönen Ausblicken fuhren wir die 39 km bis nach Paleochora.
Das Städtchen liegt malerisch auf einer Halbinsel inmitten von Ölbaumhainen. Früher war Paleochora ein Geheimtipp der Rucksacktouristen, aber das ist lange her. Allerdings sind die großen Reiseveranstalter hier auch nicht vertreten, dafür liegt der Ort wahrscheinlich doch zu weit entfernt von allen wichtigen Sehenswürdigkeiten Kretas. Das Haus und das Lokal, wo wir 1995 gewohnt hatten gab es noch, das Restaurant hatte noch nicht geöffnet, aber wir fanden dafür noch ein anderes nettes Café, wo wir unser doch sehr spät gewordenen Frühstück zu uns nahmen. Wir schlenderten noch ein wenig durch den malerischen und trotz der Touristen noch beschaulich wirkenden Ort und kamen so auch zu dem sehr schönen Sandstrand an der Westseite der Halbinsel. Wir überlegten kurz, ob wir dort eine Badepause einlegen sollten, hatten dann aber doch nicht die rechte Lust dazu und verließen Paleochora wieder.
Nun wollten wir unser Mittagessen und im Reiseführer hatte ich etwas über Fallassarna gelesen. Wir fuhren über Platanos und Kavousi. Von Kavousi aus, das noch auf dem Hochplateau liegt, hat man einen schönen Blick auf das an der Westküste liegende Falassarna.
Der Strand sah zwar wunderschön aus, aber es sah uns nicht so aus, als ob man dort etwas zu essen bekommt und es war auch noch ziemlich weit weg. Also fuhren wir doch zurück Richtung Kastelli-Kissamos. Wir wollten am Wasser bleiben und kamen so auch wieder zu einer kleinen Kirche, die halb in den Felsen gehauen war, aber kurz danach endete die Straße und wir mussten umkehren. Dann waren wir doch wieder in der Stadt, schlugen auch dort wieder die Richtung zum Wasser ein und fanden schließlich auch am sehr kieseligen und nicht sehr sauberen Strand eine Taverne, wo wir dann auch etwas aßen, aber auch hier wurden wir enttäuscht, das Essen war nicht sehr gut. Beim Versuch die „Old Road“ nach Agia Marina zurück zu finden, kamen wir noch etwas auf Abwege um dann schließlich ein Stück auf der „New Road“ zu fahren. Bei Maleme fanden wir die alte Straße wieder und kamen wohlbehalten wieder in Agia Marina an.
Den Rest des Nachmittags verbrachten wir wieder auf unserem Balkon. Zum Abendessen gingen wir ins Hotel Restaurant Mithos, wo ich 1992 mal gewohnt hatte. Das Restaurant war auch rappelvoll und so dachten wir das Essen sei noch so gut wie vor 12 Jahren, war’s aber nicht, sondern eher mittelmäßig, aber es gab immer noch einen spendierten Ouzo „from the house“ nach dem Essen.
Nach den Aktivitäten des Vortages waren wir wieder etwas fauler, verbrachten den Tag auf dem Balkon und machten einen ausgedehnten Strandspaziergang. Das Wasser zum Baden war sehr schön und es erschien einem nur im ersten Moment etwas kühl, dann war es herrlich. Dieser Strand ist wunderbar geeignet für Kinder oder schlecht schwimmende Erwachsene wie mich, denn es geht sehr flach ins Wasser, bis es richtig tief wird, muss man schon eine Weile laufen.
Um 10:00 fuhren wir nach Chania, das von Agia Marina nur 12 km entfernt ist.
An der Stelle des heutigen Chania lag einmal das antike Kydonia. In der Folge blieb Chania relativ autonom, bis die Araber im 9. Jahrhundert Kreta eroberten. Sie ließen die Stadt aber ebenso vergammeln wie den Rest der Insel, erst die späteren Herren Kretas, die Venezianer, putzten Chania wieder heraus.
Noch heute sind an allen Ecken und Enden die zwar nicht besonders gepflegten, aber dennoch prächtigen Relikte der venezianischen Zeit erkennbar. Unter den Venezianern war das heutige Viertel Kastelli (östlich des Hafens) das Stadtzentrum. Dem türkischen Ansturm 1645 konnte auch Chania nicht standhalten. Viel an bleibenden Werten haben die Türken auf Kreta nicht hinterlassen, in Chania aber immerhin die Janitscharen-Moschee am Hafen und ein Minarett unweit der Markthalle.
1898 mußten die Türken dann die Insel räumen, der Hochkommissar der Großmächte, Prinz Georg, machte Chania zur Inselhauptstadt.
Dies blieb sie bis 1971, dann trat Iraklion an ihre Stelle. Unter Führung des kretischen Nationalhelden Elevtherios Venizelos forderten die Kreter den Anschluss ans griechische Mutterland. Während des Zweiten Weltkriegs war der Bezirk Chania das am meisten betroffene Gebiet. Beim Flughafen Maleme westlich der Stadt gelang es den deutschen Invasionstruppen zuerst, Fuß zu fassen. Mit der Eroberung des Flughafens war auch der Nachschub gesichert und der Fall der Insel trotz heftigen weiteren Widerstandes der Kreter nur eine Frage der Zeit.
Die Altstadt von Chania ist nicht sehr groß, doch die kleinen Gassen haben viel Atmosphäre. Zahlreiche Häuser aus venezianischer Zeit und Reste der venezianischen Stadtmauer sind erhalten geblieben.
Am alten (venezianischen) Hafen stehen noch die großen Hallen der ehemaligen venezianischen Arsenale. Von den 23 Hallen, in denen Schiffe repariert und Waren gelagert wurden, sind 9 erhalten geblieben, die heute als Ausstellungsräume benutzt werden.
Die neue Stadt dehnt sich rings um Kastelli aus. Die Gesamtlänge der äußeren venezianischen Mauern beträgt etwa 3000 m. Vor ihr lag ein Graben, der 50 m breit war. Die alte venezianische Stadt lag innerhalb dieses Mauergürtels. Irgendwo wurden wir unser Auto los, d.h. wir fanden einen Parkplatz, was in Chania auch wohl eher einem Lottogewinn gleichkommt. Es war zwar ein Stückchen zu laufen, aber so groß ist ja Chania auch wieder nicht.
Zuerst besuchten wir den alten Hafen und schlenderten dann durch die vielen Gassen und Gässchen. Auch der obligatorische Besuch der Markthalle war natürlich dabei. Die zentrale Markthalle der Stadt, die kreuzförmig nach Marseiller Vorbild gebaut wurde, gehört zu den echten Sehenswürdigkeiten der Stadt
Jeder der vier Kreuz-Arme beherbergt andere Warengruppen. Einer Fisch und Fleisch, einer Gemüse, Eier und Geflügel, einer Brot, Wurst und Käse, und der letzte von allem ein bisschen, dazu noch Gewürze, Windeln und Spielwaren. Leider sind in den letzten Jahren auch immer mehr Touristenkramstände dazu gekommen und so sieht man immer wenige Einheimische, die hier einkaufen und immer mehr Touristen, vor 10 Jahren war es umgekehrt.
Wir liefen noch ein wenig herum, tranken am Hafen noch einen Kaffee, natürlich griechischen und völlig überteuert und suchten und fanden dann auch irgendwann unser Auto wieder und fuhren zurück nach Agia Marina, wo wir gegen halbdrei ankamen.
Zu Abend aßen wir in dem Lokal, das direkt am Strand neben unserer Unterkunft liegt und saßen dann wieder auf unserem Balkon herum.
letzte Änderung: 29.11.2019 · Copyright © 2003 - 2024 by Angelika Rosenzweig