Unser Wecker klingelte um 3:30 Uhr, wir tranken erst mal Kaffee, packten den Rest zusammen und waren um 4:30 an der Rezeption zum Bezahlen und ein Zimmer für die letzten Tage vor der Rückreise zu reservieren. Wir bestellten ein Taxi, erklärten das wir zum Bahnhof wollten und das Taxi fuhr sehr zielstrebig los. Die Strecke kam uns merkwürdig vor, aber wir dachten, er kennt wahrscheinlich eine Abkürzung, als wir dann jedoch das Hinweisschild zum Don Muang Flughafen lasen, wussten wir, dass unser Gefühl uns nicht getrogen hatte, wir waren eindeutig falsch. Es war etwas schwierig, dem Fahrer klar zu machen dass wir zur Hualaphong Railway Station wollten, wahrscheinlich haben wir Hualamphong völlig falsch ausgesprochen, obwohl ich mehrere Varianten ausprobierte und irgendwann kam dann ein bestätigendes Geräusch vom Fahrer, das so ähnlich klang. Also drehte er um und fuhr zurück. Um 5:00 ist selbst in Bangkok noch nicht viel Verkehr, die Straßen waren relativ leer und so kamen wir noch rechtzeitig am Bahnhof an.
Unser Zug stand schon da. Weil es keine reservierten Plätze gab, stiegen wir schon ein und suchten uns einen Platz in Fahrtrichtung links, wie sich später herausstellte, genau die richtige Seite, auf der rechten Seite schien später die Sonne rein. Der Zug fuhr pünktlich um 5:50 los. Wir hielten wirklich an jeder Milchkanne und der Zug wurde streckenweise richtig voll, es mussten manche sogar stehen. Die Holzbänke (3. Klasse, was anderes hatte der Zug nicht) waren erstaunlich bequem. Die 6 Stunden vergingen sehr schnell, die Fahrt war recht kurzweilig, es gab unterwegs eine Menge zu sehen. Manche Bahnhöfe sahen sogar wie Bahnhöfe aus und waren sauber und gepflegt, dazwischen gab es Haltepunkte, an denen man sich fragte, warum der Zug überhaupt hielt, es gab dort in unmittelbarer Nähe nicht mal Häuser, aber an jeder Haltestelle wurde ein und ausgestiegen.
Um 12:00 kamen wir in Aranyaprathet an, mit etwa einer halben Stunde Verspätung. Mit einem Tuk Tuk für 80 Baht (sicher zuviel) fuhren wir zur Grenze nach Poipet, die Fahrt dauerte nur etwa 10 Minuten, es war wirklich nicht weit.
Dort "übernahm" uns ein Guide, der sich darauf spezialisiert hatte, Touristen über die Grenze zu bringen, als erstes besorgte er uns die Visa für Kambodscha, wir konnten gemütlich etwas trinken, während er sich anstellte, nachdem er für uns auch die Formulare ausgefüllt hatte. Nach ca. 20 Minuten war er mit den Pässen wieder da, dann sammelte er alle sein Schäfchen zusammen etwa 10 Leute und wir marschierten los. Von der Ankunft in Poipet, bis wir im Taxi nach Battambang saßen dauert die ganze Angelegenheit nur ca. zwei Stunden.
Wir hätten auch mit dem Bus nach Battambang fahren können, hatten dazu aber nicht die rechte Lust, das Taxi kostete auch nur 40 USD.
Die Strasse von Poipet nach Battambang ist in sehr schlechtem Zustand, was unseren Fahrer aber nicht sonderlich störte, wir hatten offensichtlich ein Renntaxi erwischt. An einer Tankstelle, die eher wie ein Getränkebüdchen aussah, machten wir einen kurzen Stopp, weil wir tanken mussten, das Benzin wurde hier aus Flaschen und kleinen Kanistern verkauft und sah aus wie Orangen oder Kirschbrause. Neben der Straße waren zum Teil Minensuchkommandos unterwegs, ein für uns doch etwas befremdender Anblick.
Gegen 16:00 waren wir in Battambang. Für uns war ein Zimmer im Hotel THE-O reserviert, das Zimmer war zwar sauber, aber dermaßen winzig, das es schon überfüllt wirkte, wenn wir beide drin waren. Leider war kein größeres frei, aber am nächsten Tag könnten wir wechseln, also bezogen wir die Kammer.
Wir wollten in Battambang einen Kollegen meines Bruders, Helmut, besuchen, der dort für 2½ Jahre für den Deutschen Entwicklungsdienst (DED) arbeitet. Er hatte uns gesagt wir sollten nach Olaf Streich fragen, der seit einem halben Jahr im Hotel wohnt, aber den kannte dort keiner, wahrscheinlich haben wir den Namen mal wieder völlig falsch ausgesprochen. Um 17:30 riefen wir dann Helmut an, und wir verabredeten uns zum Essen. Helmut und seine Frau Andrea kamen gegen 18:30 und wir fuhren zu einem netten Restaurant ganz in der Nähe des Hotels. Zum Essen waren noch ein paar andere Leute vom DED und anderen Entwicklungsdiensten da, es war recht interessant, was die alles so erzählten. Das Abendessen war lecker, gegen 21:00 waren wir fertig und gingen zurück zum Hotel, wo wir im Hotelgarten noch etwas zu trinken bestellten, zu uns gesellte sich ein geschwätziger Hotelangestellter, der uns gehörig auf die Nerven ging.
Battambang, Verwaltungs-Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und liegt ca. 290 km nordwestlich von Phnom Penh. Derzeit leben ca. 200.000 Einwohner (1. Januar 2005) in der Stadt und damit ist Battambang die zweitgrößte Stadt des Landes. Angebunden ist Battambang neben einer Eisenbahnlinie auch durch die Nationalstrasse NH-5 mit Sisophon/Poipet im Norden sowie via Pursat mit Phnom Penh im Süden des Landes.
Sie liegt am Fluß Sangker, der die Stadt in zwei Hälften teilt, einem westlichen Teil mit dem eigentlichen Zentrum mit Markt, Bahnhof, Hotels und Restaurants sowie einen östlichen Teil, in dem sich Wohngebiete befinden.
Nach dem Frühstück konnten wir das Zimmer wechseln, schön groß, hell im 3. Stock.
Anschließend machten wir uns auf den Weg zu Helmuts und Andreas Haus auf der anderen Seite des Flusses, wozu wir eine recht abenteuerliche Brücke überqueren mussten, die auch nur für Fußgänger und Radfahrer und Mopeds zugelassen ist, Autos müssen über die andere Brücke fahren. Die beiden haben ein schönes Haus gemietet, mit einem Garten, in einem ruhigen Wohnviertel gelegen. Wir erfuhren noch ein wenig über das Leben und arbeiten in Battambang, wobei Andrea auch von ihrem Waisenhausprojekt erzählte und wir verabredeten uns zu 14:00 um es uns anzusehen.
Wir gingen wieder über die abenteuerlich Brücke zurück, die Straße am Fluss entlang bis ins Stadtzentrum zur Markthalle.
Der aus einer großen und einer kleinen Halle bestehende Markt bildet das Zentrum Battambangs. Besonders beachtenswert ist die ganze Palette von Obst und Gemüse aus der Region. An einem Getränkeausschank machten wir eine Pause, die Auswahl an bunten Getränken war wirklich sehr reichhaltig und ich wählte eine Fanta. Um den Markt herum gab es jede Menge Geldwechsler und so tauschten wir Dollar in Riel.
Wir gingen zurück zum Hotel und während ich die Fotosachen aus dem Zimmer holte, wollte Rolf im Garten etwas trinken. Als ich wiederkam hatte sich ein Mädel zu ihm gesellt, eine von den Hotelangestellten, die ihm ihre Dienste anbot, der Hinweis, dass ich ja schließlich auch noch dabei war, störte sie nicht sonderlich, aber als ich dann kam, verschwand sie kurz darauf.
Um 14:00 holte uns Andrea wie verabredet ab und wir fuhren zum Waisenhaus, etwas außerhalb gelegen. Dort leben 19 Kinder aller Altersgruppen, alle haben ihre Eltern durch Aids verloren, 2 davon sind schon an Aids erkrankt, nur wenige sind nicht HIV positiv.
Das Waisenhaus wird von einem ehemaligen Mönch geleitet, der sich aufopfernd um die Kinder kümmert. Andrea hat das Waisenhaus unter ihre Fittiche genommen, in Deutschland Geld gesammelt und soviel zusammenbekommen, dass für alle Kinder Betten und Matratzen gekauft werden konnten. Die Kinder hatten vorher auf dem nackten Boden schlafen müssen.
Von dem Geld sollte auch noch die Küche etwas verbessert werden, im Zweiten Haus des Waisenhauses wurden gerade Zwischenwände gezogen, um die etwas älteren Kinder von den kleineren zu trennen. Durch die Raumtrennung entstehen drei Zimmer, ein Schlafraum für die älteren Jungs, einer für die Mädchen und in der Mitte ein gemeinsamer Aufenthaltsraum.
Im Waisenhaus gab es als wir dort waren auch eine junge Schwedin, etwas über 20 Jahre alt, die dort freiwillig so eine Art Praktikum machte. Sie lebte dort mit den Waisenkindern, schlief mit ihnen auf dem Fußboden und gab Englischunterricht. Mir fielen sofort die ausrangierten Englischbücher einer Freundin bei uns zuhause ein, die Englischlehrerin ist, inzwischen müssten die Bücher in Battambang angekommen sein, dank der freundlichen Unterstützung des DED und einer Mitarbeiterin, die sich bereit erklärte, die Bücher mitzunehmen.
Dank der Unterstützung aus Deutschland wird es auch möglich sein, noch weitere Kinder aufzunehmen, geplant ist es, 7 kleine Mädchen, die als Prostituierte nach Thailand verkauft wurden, zurückzuholen und ihnen dort ein zuhause zu geben.
Nach dem Besuch des Waisenhauses fuhren wir in die Stadt zurück und gingen in das Restaurant White Rose, dass die besten Fruchtshakes der Stadt anbieten sollte, sie waren auch wirklich köstlich, das Eis ist auch sehr lecker und auch das Essen, das wir auf den anderen Tischen sahen, sah sehr gut aus.
Danach besuchten wir noch ein Internetcafé, aber es war wenig erfreulich, sehr schleppend und langsam, also schauten wir uns nur ein paar E-Mails an und ließen es dann bleiben.
Zurück im Hotel, machten wir uns frisch und verbrachten den Rest des Nachmittags im Garten.
Zum Abendessen holten uns wieder Helmut und Andrea ab. Dieses mal fuhren wir in das Restaurant River Side Balcony Bar, sehr malerisch direkt am Fluss gelegen mit, wie der Name sagt, einem großen Balkon. Der Sonnenuntergang von dort zu sehen, soll traumhaft schön sein, aber als wir ankamen, war es leider schon dunkel. Es gab auch Kleinigkeiten zu essen, allerdings nichts kambodschanisches, mehr so international tex-mex, zwar ganz lecker, aber schwer bekömmlich im Vergleich zu der leichten asiatischen Küche. Die Balcony-Bar gehört wohl Australiern und ist ein beliebter Treffpunkt von in Battambang ansässigen Ausländern. So war es auch nicht verwunderlich, dass wir wieder Bekannte von Helmut und Andrea trafen, dieses Mal zwei belgische Ärzte. Ihre Hauptaufgabe ist es, Minenopfern irgendwelche Gliedmaßen zu amputieren. Sie hatten sich ihre Arbeit in der Entwicklungshilfe etwas anders vorgestellt. Minenopfer gibt es immer noch sehr viele, selbst Gebiete, die in der Trockenzeit geräumt wurden, werden dann zum Teil in der Regenzeit überschwemmt und dabei tauchen immer wieder freigespülte Minen auf. Manchmal landen die Minen dann auch auf der Straße und wenn man dann mit dem Auto darüber fährt.
Gegen 23:00 waren wir wieder in unserem Hotel.
Schon am Vortag hatten wir einen von den vor dem Hotel stehenden Tuk-Tuk Fahrern angesprochen, da wir einen Ausflug in die Umgebung machen wollten und uns für 9.00 Uhr verabredet. Unser erstes Ziel war der nur 36 km westlich von Battambang entfernt liegende Kamping Poy, ein künstlich angelegter See. Während der Herrschaft der Khmer Rouge mussten hier Zehntausende von Menschen mit bloßen Händen einen 8 Kilometer langen Damm aufschütten. Viele starben an Erschöpfung und Hunger. Dieser Damm sollte Bestandteil eines riesigen Bewässerungsprojektes werden. Allerdings wurde es nie vollendet. Heutzutage ist der Ort ein beliebtes Ausflugsziel. Einmal im Jahr findet dort auch ein großes Fest statt. Der See ist saisonal bewohnt. Große Flächen sind mit Lotus bewachsen. Für 3 Dollar kann man sich auch von einem Einheimischen über den See rudern lassen oder ein Motorboot mieten.
Die Straße dorthin war in einem unbeschreiblichen Zustand, nicht asphaltiert mit riesigen Schlaglöchern, wir banden uns unsere Taschentücher vor Mund und Nase, um nicht den ganzen Staub einzuatmen, die Sonnenbrille schützte die Augen ein wenig. Dank der Straße brauchten wir für die Fahrt 2 Stunden und waren bei der Ankunft am See völlig durchgeschüttelt und eingestaubt. Mein T-Shirt, das in etwa die Farbe des roten Staubes hatte, sah noch recht ordentlich aus, Rolfs schwarzes nahm eine undefinierbare Farbe an.
Auf dem See sollte es jede Menge Lotus geben. Wir mieteten ein kleines Motorboot für eine Stunde und fuhren über den See. Lotus gab es tatsächlich, aber leider war er schon fast völlig verblüht, nur noch vereinzelt waren die wunderschönen Blüten zu entdecken. Mitten im See standen mehrere kleine Hütten, von denen aus gefischt wird, die Fischer übernachten dann in diesen recht baufällig wirkenden Behausungen.
Nach unsere Bootsfahrt bewunderten wir noch eine Schleuse, die nach der Regenzeit geöffnet wird, um die dahinter liegenden Reisfelder zu bewässern.
Wir fuhren dann wieder los und grausten uns schon vor der schrecklichen Straße, aber dieses Mal wurde sie bald besser, teilweise sogar asphaltiert, viel weniger Schlaglöcher und fast überhaupt nicht staubig. Sie führte uns zum Phnom Sampeou. - Dies ist ein einzeln stehender Berg in der Ebene westlich von Battambang. Vom Gipfel hat man einen guten Blick auf die weite Ebene um Battambang.
Wir hielten an einem Essens und Getränkestand und unser Fahrer empfahl uns, einen Führer auf den Berg zu nehmen, da man sich dort leicht verlaufen könne.
Es gab Treppen nach oben, aber der Führer ging mit uns daran vorbei, zu einem angeblich bequemeren Weg nach oben. Der "bequeme" Weg war total steil und lag in der prallen Sonne und so kamen wir dann völlig verschwitzt zu einer Höhle. Dort gab es einen Knochenberg zu sehen, zum Teil die Gebeine von ganz kleinen Kindern. Die Höhlen sind ein sehr trauriger Ort. Hier wurden zur Zeit der Khmer Rouge Menschen umgebracht. Die Menschen wurden einfach durch die Löcher in den Decken der Höhlen geworfen.
Ich hatte von dem steilen Weg in der prallen Sonne genug und trat den Rückweg an, Rolf ging mit dem Führer weiter. Auf dem Gipfel findet man zwei Pagoden. Der Abstieg ging dann über die Treppe, wohl ähnlich steil wie in Wat Angkor, doch ganz gut, dass ich nicht mitgegangen war, da hätte ich wahrscheinlich auch den anderen Weg zurück nehmen müssen.
Nun schlug unser Fahrer noch den "Bamboo Train" als nächsten Besichtigungspunkt vor, wir stellten uns einen Zug vor, mit dem Bambus transportiert wird. Wir fuhren zurück nach Battambang.
Etwas südlich von Battambang gibt es eine Art Eisenbahn-System. Der sogenannte Bamboo Train - stellte sich heraus als ein Gefährt aus zwei losen Achsen und einer Bambus-Palette, auf der ein Motor befestigt ist, der mit einem Keilriemen die Hinterachse antreibt Auf diesem Gestell kann man sitzen und auch alles Mögliche transportieren.
Man bedeutete uns aufzusteigen, und schon ging die wilde Fahrt los, das Gefährt erreichte streckenweise eine Geschwindigkeit von fast 50 kmh. Falls einem ein Train entgegen kommt wird der, welcher weniger geladen hat zerlegt und auf die Seite geschafft, damit der andere passieren kann.
Wir fuhren bis zu einer Brücke, wo Fischer in einem kleinen See versuchten mit ihren Netzen etwas zu fangen, augenscheinlich aber mit wenig Erfolg. Schließlich wurde unser Fahrzeug umgedreht und wir fuhren zurück. Offensichtlich ist dieser Bamboo Train ein richtiges Verkehrsmittel, denn die Bahnstrecke wird von den richtigen Zügen sehr selten benutzt (unterschiedliche Informationen, von 2 * die Woche bis alle 2 Tage, keine Ahnung was davon nun stimmt).
Danach fuhren wir wieder zurück zu unserem Hotel, tranken dort erstmal ein Bier und versuchten uns dann zu entstauben.
Zum Abendessen gingen wir noch einmal ins White Rose, das Essen dort war auch gut und trafen uns anschließend gegen 20:00 mit Helmut und Andrea zu einem Abschiedstrunk in der Balcony Bar und waren gegen 23:00 wieder im Hotel.
letzte Änderung: 27.11.2019 · Copyright © 2003 - 2024 by Angelika Rosenzweig