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Reisebericht Südostasien 1991 Kuala Lumpur

Freitag 19.04.1991

Malaysia Karte mit Kuala Lumpur Bangunan Sultan Abdul Samad in Kuala Lumpur Wieder um 6:00 wecken und wieder keinen Kaffee, aber mithilfe des Schummelstücks gelang uns wenigstens ein Eigenkaffee. Das Taxi kam pünktlich um 7:45, der Flug ging um 9:40, Ankunft in Kuala Lumpur um 10:30.
Der Name der Hauptstadt bedeutet "Trübe Flußmündung". An der Stelle, wo heute die malerische Masjid Jami vor dem Hintergrund der modernen Hochhäuser steht, nämlich am Zusammenfluß von Klang und Gombak, entstand vor etwas über 130 Jahren eine Zinnarbeiter- Siedlung. 1857 zogen 87 Männer von der Gegend des heutigen Klang in mehreren Tagen flußaufwärts auf der Suche nach neuen Zinnvorkommen. An der Stelle der Flußmündung wurde der Fluß zu seicht. Sie ließen die Boote zurück und gingen zu Fuß in nordöstlicher Richtung weiter. Im Gebiet des heutigen Ampang wurde ein ausgedehntes Zinnfeld entdeckt, an der trüben Flußmündung entstand eine Siedlung; allerdings überlebten nur 18 der Pioniere den ersten Monat, die übrigen wurden ein Opfer der Malaria.
Die zuerst aus Holz gebauten Häuser fielen Bränden zum Opfer und so begann man 1879 solide Häuser aus Ziegeln zu bauen. Der starke Anstieg der Zinnpreise trieb die Förderung voran und die Siedlung wuchs ständig; in den 80-er Jahren des vorigen Jahrhunderts hatte KL schon Stadtcharakter und eine Eisenbahnlinie (1886) zum Hafen Port Klang. 1984 überschritt sie die Millionengrenze.
Unverkennbar orientiert sich die Stadt KL, wie sie meistens genannt wird, an Singapur. Innerhalb von 10 Jahren hat sich die Stadt völlig verändert, Mitte der 70-er gab es noch kaum Hochhäuser. Heute dominieren die Prestigeobjekte großer staatlicher, halbstaatlicher und privater Institutionen. Die Einheimischen nennen sie ungerührt eine große Herde "weißer Elefanten": aus Großmannsucht entstanden, viel zu teuer für ein Land wie Malaysia und größtenteils leerstehend.
Das dies die Hauptstadt Malaysias ist, wird überall deutlich, die Bürohochhäuser, die Regierungskomplexe, immer neue Wohnanlagen. Dem Verkehrschaos rückte man mit Stadtautobahnen zuleibe, so dass man sich als Fußgänger manchmal hilflos über und unter diesen fortbewegt. Überall entstehen neue Einkaufszentren, kritisiert wird jedoch das Fehlen eines Konzepts.

Sultan-Abdul-Samad-Building Muzeum Tekstil in Kuala Lumpur

Doch KL hat auch Eigenständiges. Die alten Sehenswürdigkeiten der Stadt, etwa der moscheeartige Hauptbahnhof oder das ebenfalls im maurisch-westlichen Stil gebaute Sultan-Abdul-Samad-Building, das frühere Staatssekretariat stehen alle noch, wenn auch im Schatten der neuen Symbole der Macht, ein durchaus reizvoller Kontrast.
In unserem Hotelführer hatten wir uns ein nicht zu teures Hotel ausgesucht, aber der Taxifahrer behauptete, das Hotel Merlin sei geschlossen, und er empfahl uns das Plaza und setzte uns auch dort ab. Ein total überteuerter Schuppen, aber in direkter Nachbarschaft vom ebenso teuren, aber wesentlich besseren Gran Continental, das uns dann doch mehr zusagte.
Mithilfe eines Stadtplanes suchten und fanden wir das Tourist-Office, wo wir sehr freundlich gute Informationen bekamen und machten uns mit dem empfohlenen Bas Mini auf in das Zentrum KL's.

Jami Masjid in Kuala Lumpur Jami Masjid in Kuala Lumpur

Ein interessanter Kontrast zwischen alt und neu bot sich direkt an der Haltestelle, wo wir aus den Bus verließen: am Padang (wo sonntags immer noch Kricket gespielt wird) mit dem im Tudor-Landhausstil erbauten Selangor Club aus dem Jahre 1890-1910, zur Engländerzeit das gesellschaftliche Zentrum, heute logischerweise der Treffpunkt der malaiischen Elite.
Auf der anderen Seite das frühere Staatssekretariat, heute Bangunan Sultan Abdul Samad, erbaut 1894-97 mit Arkaden, Kuppeln und dem 41m hohen Uhrturm im westlich islamischen Mischstil, der für die alten Prachtbauten KL's so typisch ist. Nicht weit davon entfernt die oben erwähnte "Trübe Flußmündung"; genau am Zusammenfluß steht die malerisch wirkende, von Kokospalmen umgebene Masjid Jami (Freitagsmoschee), 1909 nach dem Vorbild der Moti Masjid (Perlenmoschee) im Delhi-Fort erbaut. Die aus rotem Backstein mit weißen Einfassungen errichtete Anlage, ihre Minarette und Kuppeln wirken lebendig und doch wie ein Ruhepunkt in der Umgebung der modernen Bürohochhäuser. Die eigentliche Moschee durften wir als Nicht-Moslems nicht betreten, aber da keine Gebetszeit war, ließ man uns in den Garten.

Strasse in Kuala Lumpur Bahnhof in Kuala Lumpur

Nach einem etwas längeren Fußmarsch kamen wir zum Bahnhof, früher bis in die 70er Jahre hinein das eigentliche Wahrzeichen von KL, zwischen 1911 und 1917 errichtet. Zur Gesamtanlage gehört das gegenüberliegende Gebäude der Eisenbahnverwaltung. Unser Rückweg zum Hotel wurde kurz hinter dem Bahnhof für ca. eine halbe Stunde durch Unterstellen an einer Bushaltestelle unterbrochen, da uns ein heftiger tropische Gewitterguß vom Weitergehen abhielt.
Zurück im Hotel war der Durst ziegenmäßig und nach einem Durstbier aßen wir beim Chinesen an der Ecke, den wir von unseren Fenster aus gesehen hatten, zu Abend, sehr lecker und interessant.

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Sonnabend 20.04.1991

Um 12:00 Aufbruch zum Parkgelände von KL, wieder an den alten Gebäuden vorbei und dann eine etwas langweilige Autostraße entlang, aber den grünen Park schon in Sichtweite. Auf der rechten Straßenseite auf einer Anhöhe steht das Nationaldenkmal (Tugu Peringat Negara). Die sieben Figuren, entworfen von Felix Weldon in Anlehnung an das Iwojima-Denkmal in Washington, symbolisieren u.a. Einheit, Führung, Stärke, Tapferkeit und Wachsamkeit. Das 1966 errichtete Denkmal markiert den Sieg über die kommunistische Guerilla, dient aber auch dem Gedenken an die in Kriegen gefallenen Helden des Landes, erinnerte mich aber stark an die protzigen sozialistischen Arbeiter- und Bauerndenkmäler der UdSSR.

alt und neu in Kuala Lumpur Nationaldenkmal ( Tugu Peringat Negara)

Auf der anderen Straßenseite erstreckt sich die weitläufige hügelige Anlage der Lake Gardens (Tasek Perdana), beliebt bei Spaziergängern und Joggern.
Auf dem Rückweg noch ein kurzer Abstecher zum Eisenbahnmuseum, aber weil wir um 14:30 den Blick vom Hochhaus Komplex Dayabumi genießen wollten, eilten wir in die Stadt zurück, aber eine Fahrt zum 34. Stock fand nicht statt oder wir waren im falschen Gebäude, jedenfalls wurde unser Heimweg wieder durch einen Wolkenbruch für eine Stunde unterbrochen. Nachdem wir nun den Regen für beendet hielten, machten wir uns auf den Weg, aber wurden unterwegs doch eines besseren belehrt und kamen einigermaßen trocken mit dem Bus zum Hotel zurück.
Zum Abendessen versuchten wir ein zweites Mal den Chinesen an der Ecke, wurden aber enttäuscht, weil der einzige Englisch sprechende Ober nicht da war, und uns nicht beraten konnte, also bestellten wir irgend etwas und das war eben nicht so besonders. Dann machten wir noch einen Bummel zum Merdeka Platz, den Menschenmassen folgend, vorbei an Straßenständen offensichtlich das Samstagsabendvergnügen der Bewohner KL's, jedenfalls waren Himmel und Menschen zum Schlendern unterwegs oder sehen und gesehen werden.

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Sonntag 21.04.1991

Für den Sonntag hatten wir die "Country Tour" gebucht, denn eine Stadtrundfahrt war in KL nicht notwendig, da man fast alles zu Fuß erreichen kann. Um 8:30 holte uns der Bus ab, und fuhr mit uns zur Tourist Information. Dort wartete ein anderer Bus auf uns und die Fahrt startete um 9:30. Wir fuhren die Embassy Road entlang und der Reiseleiter erzählte uns, welche Botschaften wir rechts und links sahen, der erste Stop war die "Rubber Plantation", ein einsamer Kautschukbaum, an dem die typischen Einschnitte zu sehen war und das Auffangtöpfchen hing, und jeder durfte sich mal die Finger klebrig machen.
Der zweite Stop war die Selangor Pewter Factory, die größte Pewter Fabrik der Welt, leider auch nicht arbeitend, weil wieder mal Sonntag. Pewter ist die Legierung aus 97% Feinzinn und 3% Antimon und Kupfer. Nach Besichtigung der Factory natürlich der obligatorische Shop, wo es auch den größten Zinnbecher der Welt zu bewundern gab. Wir dachten jetzt geht es mit den Sehenswürdigkeiten los, aber wir wurden noch mit weiteren Factories und Shops gequält ( Malay-House, Batik-Factory, Insect Factory), wo sich ausser uns die Tourteilnehmer mit Begeisterung auf die Shops stürzten und auch ewig nicht wiederkamen, was dann zur Folge hatte, dass wir für das einzig Interessante der Tour, die Batu Caves nur 20 Min. Zeit hatten.
Wir waren auch fast die Einzigen der Truppe, die den beschwerlichen Aufstieg über 250 Stufen auf sich nahmen.

Batu Caves bei Kuala Lumpur Batu Caves bei Kuala Lumpur

Die Batu Caves liegen 13 km außerhalb von KL. Die Hinduschreine, die seit 1892 in den bis 400 m langen und 120 m hohen Höhlen u.a. für Shiva und seinen Sohn, Lord Subramanjam errichtet wurden, werden zum Thaipusam-Fest von über 100.000 Menschen aufgesucht, die gemeinsam mit den Büßern die 250 Stufen zum Heiligtum hinaufsteigen. Auch an übrigen Tagen ist viel los, der Anblick der Höhlendome ist beeindruckend, obwohl gerade renoviert wurde und hunderte von Indern Sand in die Höhle schafften, sehr ursprünglich mit Eimern und einer Menschenkette.

Blick vom Hotel in Kuala Lumpur Blick vom Hotel in Kuala Lumpur

Nachdem wir wieder im Hotel waren, wollten wir den Hotelpool erproben, aber er hatte die Atmosphäre einer Kläranlage. Also gingen wir lieber im Coffee Shop was essen, und probierten mal europäisch ein "Sizzling Steak", das in einem Gußeisenpfännchen serviert wurde und recht köstlich schmeckte. Dann machten wir nochmal einen Verdauungsspaziergang zum Merdekaplatz, aber diesmal war nichts los. Dann weiter zum Busbahnhof, um die Abfahrzeiten der Busse nach Malacca zu ergründen, was uns auch gelang, trotz des fürchterlichen Gewühls auf dem schrecklich schmutzigen und unübersichtlichen Busbahnhof. Nicht weit entfernt sollte laut Reiseführer die bekannteste Nobeleinkaufsgegend der Stadt sein, aber so bemerkenswert war's dann doch nicht, nur weit. Für den Rückweg wählten wir die sich als langweilig herausstellende Jalan Ismail, aber dafür kamen wir am Merlin Hotel vorbei und konnten sehen, dass es tatsächlich geschlossen war, weil renoviert wurde. Also hatte der Taxifahrer doch nicht geschummelt, um sich eine Provision zu verdienen.

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letzte Änderung: 27.11.2019 · Copyright © 2003 - 2024 by Angelika Rosenzweig

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